Süddeutsche Zeitung

Gladbacher Reaktionen:Butterbrot ohne Wurst

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Was wird aus André Schubert? Manager Eberl nennt die Debatte "absurd" - doch der Coach selbst weiß, dass es um seinen Job geht: "Normale Situation."

Von Milan Pavlovic, Mönchengladbach

Der Fluch der guten Tat piesackt André Schubert. In der vergangenen Saison hat der Trainer als Nachfolger von Lucien Favre die Gladbacher Borussia mit attraktivem Fußball vom 18. Rang in die Champions League geführt. Jetzt steht er als Tabellen-13. verstärkt in der Kritik. Nach gutem Start (zehn Punkte aus den ersten fünf Spielen) ist er inzwischen ins untere Drittel der Tabelle gerutscht, mit gerade mal zwei Punkten (zwei 0:0, eines davon gegen Hamburg!) und einem Tor aus den vergangenen sechs Liga-Spielen.

Nach der Derby-Niederlage gegen Köln stärkte Manager Max Eberl dem Coach kategorisch den Rücken und lehnte eine Entlassung des Trainers ab, der das 1:2 als "super-unglücklich für uns" empfand. Das kuriose Kölner Tor zum 1:1 nannte Schubert "bezeichnend, dramatisch. In der Situation, in der wir jetzt sind, köpfen wir den Gegner an, und von da geht der Ball in unser Tor". Der Spielverlauf sei "schon extrem hart und bitter für uns. Das hatten wir nicht verdient, aber im Fußball geht es nicht darum, was verdient ist und was nicht".

"Das war ein Nackenschlag, den muss man erst einmal verdauen."

Ergänzend bemerkte Eberl: "Im Fußball ist es eben oft so, dass die Mannschaft den Lucky Punch setzt und gewinnt, die gerade die breitere Brust hat." Er meinte an diesem Tag den 1.FC Köln. "Das war ein Nackenschlag, den muss man erst einmal verdauen. Dass es momentan keine schöne Phase ist, das kann sich jeder vorstellen. Wir werden in Ruhe versuchen, das Ding zu drehen. Es ist eine schwierige Phase, und ich erwarte, dass alle zusammenstehen, die dem Verein nahestehen. Jetzt heißt es eben, ein bisschen mehr Butterbrot als Wurstbrot kauen. Ich weiß, dass Wurstbrot besser schmeckt. Wir sind im Mittelmaß, und momentan sind wir nicht besser. Jetzt gilt es, sich Punkt für Punkt zu erarbeiten und dann nach der Winterpause wieder Gas zu geben."

Eberl hatte zuletzt "die Mechanismen des Metiers" beklagt, in dem über die Auflösung des Trainer-Vertrags diskutiert wird. Nach dem Spiel legte er nach: "Das ist für mich absurd." Schubert tut zumindest äußerlich gelassener. Die bekannten Mechanismen im Fußball? "Sie sind so, wie sie sind. Das ist eine normale Situation, auch wenn man sie manchmal nicht versteht. Ich befürchte gar nichts, ich habe einen ganz tollen Beruf bei einem ganz tollen Verein. Das mache ich, so lange ich kann und darf, mit allem, was ich habe. Wenn es an mir lag, dass wir den Ball vorne nicht rein gemacht haben, dann muss das jemand von außen entscheiden."

Nicht gerade ermutigend wirkt die Aussicht auf den kommenden Spieltag: Da geht es gegen die nassforsche TSG Hoffenheim, die zuletzt jenen Erfolg gehabt hat, der André Schubert vor einem Jahr einen Cheftrainer-Vertrag in Gladbach und bald darauf die Qualifikation für die Champions League eingebracht hatte.

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Quelle:
SZ vom 20.11.2016
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