Gladbacher Abwehrprobleme:Auf der Suche nach der Balance

Bei der deutlichen Niederlage gegen Dortmund offenbart die andere Borussia wieder allzu bekannte Defizite.

Von Ulrich Hartmann, Mönchengladbach

Der Fußballmanager Max Eberl ist ein Mann vieler Worte, aber seine Ausführung nach der 1:3-Heimniederlage der Mönchengladbacher Borussia gegen Borussia Dortmund kann man auf die Vokabel "Balance" reduzieren. Die Mannschaft benötige eine neue Balance, sagte Eberl, und wer auf das Gladbacher Torverhältnis mit 35 Treffern und 33 Gegentreffern blickt, weiß sofort, was er meint. 35 Treffer sind die drittbeste Ausbeute der Liga, 33 Gegentreffer die zweitschlechteste. Viele Tore, viele Gegentore - das macht Spiele unterhaltsam, aber unterhaltsam wollen die Gladbacher primär gar nicht sein. Sie wollen Erfolg, aber den haben sie wegen ihrer Sorglosigkeit in der Defensive halt nur teilweise.

14 Gegentreffer allein in den jüngsten fünf Bundesligaspielen, und mit dem 1:3 gegen Dortmund waren sie noch gut bedient. "Dortmund ist eine sehr, sehr gute Mannschaft", sagte Gladbachs Trainer André Schubert, "und die Fehler, die wir vor allem defensiv gemacht haben, kann man sich auf diesem Niveau nun mal nicht erlauben." Schuberts Wirken scheint mittlerweile ein kleines bisschen entzaubert, seit der einst sechsmal nacheinander siegreiche Trainer mit seiner Mannschaft aus den jüngsten fünf Bundesligaspielen nur noch sieben Punkte hat erlösen können. Gladbach benötigt für die Rückrunde eine neue Stabilität, eine neue innere Haltung, "eine neue Balance" würde der Sportdirektor Eberl sagen.

Zwei 19-Jährige in der Innenverteidigung

Neuzugang Martin Hinteregger, 23, und der nach langer Pause genesene Martin Stranzl, 35, beide Österreicher und Verteidiger, saßen am Samstag nur auf der Bank. Stattdessen bildeten die 19-Jährigen Andreas Christensen und Nico Elvedi die Innenverteidigung, aber an ihnen wollte Schubert das Ergebnis nicht festmachen. Schubert sprach von sich aus das Problem an, dass sein wichtigster defensiver Mittelfeldmann und Kapitän Granit Xhaka rotgesperrt fehlte und auch in den nächsten beiden Spielen fehlen wird. "Er hat uns gefehlt", sagte Schubert mit einem Tonfall, der über die bloße Feststellung von Xhakas körperlicher Absenz hinausging. "Klar fehlt er uns, er ist einer der besten Mittelfeldspieler der Bundesliga", sagte Eberl.

Aber auch die offensive Effektivität hat den Gladbachern an diesem Tag gegen überlegene Dortmunder gefehlt. Die Außenstürmer Fabian Johnson und Ibrahima Traoré blieben ebenso weitgehend wirkungslos wie in der Mitte Lars Stindl und Raffael. Nur letzterem gelang mit dem zwischenzeitlichen 1:2 (58.) ein Treffer. "Es gibt Dinge, an denen wir arbeiten müssen", sagte Schubert. Immerhin bekommt er im Training neuerdings die Zeit dazu, denn von Pokal- und Europacup-Spielen müssen sich die Gladbacher nicht mehr ablenken lassen.

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