Vielleicht wird das doch keine kinderleichte Saison für den FC Bayern, das mag sich Präsident Uli Hoeneß schon Freitagabend gedacht haben, als er live im lärmenden Westfalenstadion dem ziemlich überzeugenden 3:1 der Dortmunder gegen den HSV zusah. Seit Sonntagabend wissen nun sämtliche Münchner, dass sie trotz der listigerweise von allen Seiten zugeschanzten Favoritenrolle nicht zwangsläufig die 49. Bundesliga-Saison als Meister beenden müssen.
Die Premiere der dritten Amtszeit von Trainer Jupp Heynckes ging jedenfalls gründlich daneben, denn seine alte Jugendliebe Borussia Mönchengladbach wagte es, 1:0 (0:0) zu gewinnen. Und die Heimpleite war nicht mal ganz unverdient, zu ideenlos und mit allzu dosiertem Tempo versuchten die Bayern das Gladbacher Bollwerk zu überwinden. "Es war alles gut anzuschauen, aber nicht zwingend genug", sagte Heynckes später, während VfL-Trainer Lucien Favre genüsslich bilanzierte: "Die Spieler wussten, dass das eine schwere Kiste wird. Teilweise haben wir uns weit hinten reindrücken lassen. Aber wir haben am Ende das Glück provoziert."
Heynckes hatte der Pokal-Elf von Braunschweig vertraut, also mit Luiz Gustavo im Mittelfeld statt Anatoli Timoschtschuk; einzig Arjen Robben rückte nach seiner Fußverletzung wieder ein, weshalb Thomas Müller diesmal die linke Außenbahn besetzte anstelle von Ribéry-Stellvertreter David Alaba; Franck Ribéry wurde zunächst geschont.
Die Partie begann als zähes Schachspiel mit dezent offensiven Bayern, die vor allem über Müllers Seite Vorstöße wagten - und recht tief stehenden Gladbachern. Neun, manchmal sogar zehn Männer hielt der Außenseiter hinter dem Ball und verengte die Räume vor dem Strafraum nicht ungeschickt. Tief in der gegnerischen Hälfte schoben sich die Münchner den Ball zu, ohne dass sich Lücken auftaten. Ein Kopfball von Mario Gomez (7.) und ein Distanzschuss von Toni Kroos (26.) bereiteten dem jungen Torwart ter Stegen kaum Probleme, und über die erste Aktion Robbens konnte er milde lächeln: Der Ball landete fast im Oberrang (33.).
Die Gladbacher näherten sich also recht ungefährdet einem 0:0 zur Pause, wenngleich ihnen der Spielstand natürlich etwas schmeichelte. In Ballbesitz blieben sie lange zielstrebig wie Murmeltiere im Winter; einzig ein paar Tempodribblings von Marco Reus legten nahe, dass der Gast Kenntnis hatte vom Standort des Bayern-Tors. Ansonsten verloren Roman Neustädter und Havard Nordtveit, die beiden etwas steif wirkenden Zentrumsspieler, zu schnell und häufig den Ball.