Borussia Mönchengladbach:Kinoreife Doppel-Sechs

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Der Franzose Kouadio Manu Koné war bei Gladbach ursprünglich als Ersatz für den Schweizer Denis Zakaria vorgesehen. Nun spielen Vorgänger und Nachfolger Seite an Seite - und sorgen für Spektakel wie gegen die Bayern.

Von Ulrich Hartmann, Mönchengladbach

Markus Aretz hat noch nicht mit einem neuen Buch angefangen. Der Mediendirektor von Borussia Mönchengladbach hat gerade erst die Hommage "Der Büchsenwurf vom Bökelberg" vorgestellt über das spektakulärste Spiel der Klubgeschichte beim 7:1 gegen Inter Mailand vor 50 Jahren. Nun könnte er wohl gleich weitermachen mit einer Würdigung des Pokalwunders vom Mittwoch. Möglicher Titel: "Die Bayern-Blamierer vom Borussia-Park".

Aretz sagt: "Man fragt sich ja schon: War auch dieses 5:0 historisch?" Die Stimmung im Süden der Stadt vermittelte diesen Eindruck tags darauf durchaus. Mit 150 Zaungästen haben deutlich mehr Besucher als sonst die Fußballprofis zum Training empfangen - und zwar mit Applaus. In den Social-Media-Kanälen des Vereins wurden aus der ganzen Welt an einem einzigen Tag so viele Abonnements geklickt wie sonst über Wochen hinweg. Und der Vorverkauf fürs Heimspiel am heutigen Sonntag gegen den VfL Bochum (17.30 Uhr) hat deutlich angezogen.

Breel Embolo
:Ab sofort eine Granate

Der Angreifer aus Mönchengladbach erzielt gegen den FC Bayern zwei Tore, und bereitet zwei vor. Schon oft wurde ihm von der Fachwelt eine große Karriere prophezeit - gegen die Münchner gelingt ihm sein wahrscheinlich bestes Spiel.

Von Philipp Selldorf

Gespannt ist man bei der Borussia, was dieses Erlebnis mit den Spielern angestellt hat. Wird es am Sonntag helfen oder hindern? Wenn Gladbach gegen Bochum verlöre, dann zöge der Aufsteiger aus dem Ruhrgebiet doch glatt an den Bayern-Bezwingern vorbei. Dann stünde die bravouröse Borussia plötzlich am Rande der Abstiegszone und der ganze schöne Hype wäre dahin.

Und falls Zakaria Gladbach verlässt? Dann steht Nationalspieler Neuhaus parat

Nach dem 5:0 erfuhren nicht nur die offensichtlichen Protagonisten des Abends großes Lob, die jeweils zweimaligen Torschützen Breel Embolo und Ramy Bensebaini. Auch ein anderes Duo hatte seinen großen Auftritt. Während die Menschen gerade wieder ins Kino rennen, um den Doppel-Null-Agenten James Bond zu sehen, hat Gladbach eine spektakuläre neue Doppel-Sechs zu bieten. Auf diesen Positionen im defensiven Mittelfeld glänzen der Schweizer Denis Zakaria und der Franzose Kouadio Manu Koné.

Der 20 Jahre alte Koné war ursprünglich verpflichtet worden, um Zakaria zu ersetzen. Zakaria, 24, galt als Verkaufskandidat, doch nachdem er sich im März 2020 eine Knorpelverletzung im Knie zugezogen und neun Monate pausiert hatte, war er nicht sofort wieder in Form gekommen und fand kaum Interessenten. Nun spielen Zakaria und sein Nachfolger Seite an Seite und wecken in dieser Konstellation Visionen einer rosigen Gladbacher Zukunft.

An Koné soll's jedenfalls nicht scheitern. Den beidfüßigen, eleganten Mittelfeldmann mit den grüngefärbten Rastalocken verpflichtete der Sportdirektor Max Eberl während seines Sabbatmonats im Januar für neun Millionen Euro vom FC Toulouse per Vertrag bis 2025. Für Zakaria müsste sich Eberl vielleicht noch einmal eine Auszeit nehmen, denn es wird nicht leicht, den in neun Monaten auslaufenden Vertrag zu verlängern. Zakaria ist gerade dabei, sich wieder für Spitzenklubs zu empfehlen und wäre ablösefrei - ein unglaubliches Schnäppchen.

Sollte Zakaria Gladbach verlassen, dann wäre da aber immerhin noch der Nationalspieler Florian Neuhaus, der bei der Borussia derzeit nur Ersatz ist. Das Talent Neuhaus und der 2014er-Weltmeister Christoph Kramer - beide unter dem Trainer Marco Rose vor einem Jahr Helden mehrerer Champions-League-Highlights - müssen momentan die Reservespielersessel wärmen. Derweil könnte Koné Gladbachs nächster Markenbotschafter werden.

Beim virtuellen Fußballspiel "Fifa" ist er nach eigener Aussage schon Bester in Borussias Kader. Um das auch auf dem Platz zu werden, schaut er sich gern vorbildliche Spielszenen seiner Landsmänner Paul Pogba (Manchester United) und Tanguy Ndombélé (Tottenham Hotspur) an. Nach 13 Niederlagen in seinen ersten 14 Profispielen mit Toulouse und dem Abstieg in leeren Stadien erlebt der tanzfreudige Junioren-Nationalspieler nun die berauschende Seite des Fußballs.

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