Gladbach-Torhüter Jonas Omlin:Harte Landung im Traumland

Gladbach-Torhüter Jonas Omlin: Kann in seinem ersten Bundesligaspiel oft nur hinterherschauen: Borussia Mönchengladbachs Torwart Jonas Omlin.

Kann in seinem ersten Bundesligaspiel oft nur hinterherschauen: Borussia Mönchengladbachs Torwart Jonas Omlin.

(Foto: Wunderl/Beautiful Sports/Imago)

Bei seinem Bundesliga-Debüt erlebt der neue Gladbach-Torhüter Jonas Omlin einen ernüchternden Abend. Gegner Leverkusen überwindet ihn drei Mal - und träumt von einer gewaltigen Aufholjagd.

Von Ulrich Hartmann, Mönchengladbach

Der Schweizer Torwart Jonas Omlin musste 29 Jahre alt werden, um endlich in der Bundesliga zu spielen. "Die Bundesliga war immer ein Traum von mir", berichtete er am Sonntagabend. Vor diesem lange ersehnten Debüt-Spiel hat er mehrmals mit seinem zum FC Bayern München gewechselten Vorgänger und Schweizer Nationalmannschaftkollegen Yann Sommer telefoniert, um sich ein paar Ratschläge zu holen. "Yann hat mir gesagt, ich würde enorm viel Spaß daran haben, im Gladbacher Stadion zu spielen", erzählte Omlin - aber nach Spaß sah er in diesem Moment nicht aus.

Am Sonntagabend, als sein Traum von der Bundesliga ebenso wahr wurde wie Sommers Weissagung von der schönen Stadionatmosphäre, kassierte Jonas Omlin in der 21. Minute das 0:1, in der 43. Minute das 0:2 und in der 67. Minute das 0:3. "Die gefühlt ersten drei Schüsse von Leverkusen waren alle drin", bedauerte hernach Borussia Mönchengladbachs Trainer Daniel Farke und äußerte explizit sein Mitgefühl mit Omlin. "Der Junge konnte gar nichts dafür, er konnte sich auch nicht auszeichnen."

Für einen Schweizer Torwart, für den in Mönchengladbach am Niederrhein ein Fußballtraum in Erfüllung geht, ist Bayer Leverkusen ein wirklich undankbarer Gegner. Omlin sah seine Vorderleute wiederholt Bälle verlieren, und danach sah er jedes Mal blitzschnelle Leverkusener auf sich zu rennen und ihre Chancen eiskalt nutzen: erst Mitchel Bakker, dann Amine Adli und schließlich Nadiem Amiri. "Leverkusens Geschwindigkeit war beeindruckend", fand Omlin.

Hat er den Abend im mit mehr als 53 000 Zuschauern ausverkauften Borussia-Park vielleicht trotzdem ein bisschen genießen können? "Mit Ausnahme des Ergebnisses schon", sagte er tapfer. Erträglicher wurde das Resultat dadurch, dass Lars Stindl in der 82. und 93. Minute noch auf 2:3 verkürzte. Beim letzten Angriff in der 96. Minute ging Omlin sogar mit nach vorne, aber das Ausgleichstor war ihm nicht vergönnt. Ein Tor hat er noch nie geschossen. "Ich arbeite dran", sagte er.

Omlin tritt in große Fußstapfen. Yann Sommer war achteinhalb Jahre in Gladbach, er wurde hier zu einem der besten Bundesliga-Torhüter und er war einer der größten Publikumslieblinge im Borussia-Park. Für die gut acht Millionen Euro, die die Gladbacher für den 34-Jährigen vom FC Bayern München bekommen, haben sie aus Montpellier den fünf Jahre jüngeren Omlin verpflichtet. Ein guter Tausch, ein perspektivischer Wechsel. Omlin erhielt einen Vertrag bis 2027.

Die Borussia ist nicht stabil, Leverkusen schon

Für die Gladbacher, bei denen insgeheim mancher von der Qualifikation für einen Europapokal-Wettbewerb träumt, wächst der Rückstand zu den dazu nötigen Tabellenplätzen an. Von den jüngsten sieben Bundesliga-Spielen haben sie nur zwei gewonnen, auch im DFB-Pokal sind sie ausgeschieden. Die Stimmung aufrechthielten derweil Heimsiege gegen Leipzig (3:0), Köln (5:2) und Dortmund (4:2). Doch stabil sind die Borussen nicht.

Anders die Leverkusener. Mit drei Niederlagen in die Saison gestartet und am achten Spieltag unter dem Trainer Gerardo Seoane noch Tabellenvorletzter, hat der Spanier Xabi Alonso das Bayer-Spiel von Oktober an gefestigt. Zuletzt gab es in der Bundesliga vier Siege in Serie, wodurch die Mannschaft erstmals in dieser Saison nun auf einem einstelligen Tabellenplatz steht. Es ist nur der neunte, okay, aber noch soll die Aufholjagd mit dem Traumziel Champions League ja nicht zu Ende sein.

Gladbach-Torhüter Jonas Omlin: Nach seinem Kreuzbandriss zurück und gleich Hoffnungsträger: Leverkusens Florian Wirtz (re.).

Nach seinem Kreuzbandriss zurück und gleich Hoffnungsträger: Leverkusens Florian Wirtz (re.).

(Foto: Wunderl/Beautiful Sports/Imago)

Große Hoffnungen setzen die Leverkusener in den 19 Jahre alten Florian Wirtz, der seit März vergangenen Jahres wegen eines gerissenen Kreuzbands im linken Knie zehn Monate gefehlt hatte. Nun ist zwar das Knie wieder gesund, Ende vergangener Woche aber musste Wirtz wegen Krankheit vom Training pausieren, weshalb er in Mönchengladbach erst spät eingewechselt werden konnte. 3:0 führte Bayer, als Wirtz in der 75. Minute unter dem Jubel der mitgereisten Fans sein Comeback feierte, doch ausgerechnet während er wieder auf dem Platz stand, kam Gladbach noch auf 2:3 heran. Diesen Leichtsinn kreiden sie aber nicht ihrem Jungstar an. Von ihm erhoffen sie sich vielmehr jene spielerischen Impulse, die sie in der Tabelle weiter nach oben führen sollen. "Er bringt uns in eine andere Dimension", sagte am Sonntagabend der Torwart Lukas Hradecky und klang wie im Trailer eines Science-Fiction-Films.

Fiktion aber ist Leverkusens Aufholjagd in die Zielzone Europapokal nicht. Die Klubs dort droben leisten sich immer wieder Patzer, während Bayer unter dem Trainer Alonso immer stabiler wird. Am Mittwoch empfängt man den zuletzt drei Mal nacheinander siegreichen VfL Bochum. Dann könnte Florian Wirtz erstmals seit knapp einem Jahr wieder in der Startelf stehen. Es wäre für die Leverkusener ein weiterer bedeutsamer Motivationsfaktor.

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