Gladbach gegen Ingolstadt:Sieg durch Brust-Hand-Tor

26.02.2017,  Fussball 1.Liga 2016/17,  Ingolstadt - Gladbach

Mit der Brust gestoppt, mit der rechten Hand ins Tor gedrückt: Lars Stindl (Mitte) erzielt das 1:0.

(Foto: Bernd Feil/M.i.S.)

Mönchengladbach profitiert beim 2:0 in Ingolstadt vom höchst strittigen, aber wohl doch regelkonformen Führungstor von Lars Stindl.

Von Maik Rosner, Ingolstadt

Ein bisschen schade wäre ein Abstieg des FC Ingolstadt schon, das dürfte trotz aller Eigeninteressen seit Sonntagnachmittag sogar Frank Baumann so sehen. Werder Bremens Sportchef verfolgte das Bundesligaspiel des FCI gegen Borussia Mönchengladbach von der Haupttribüne aus, und wie das dortige Stammpublikum dürfte auch Baumann die ligaweit besondere Nähe zum Geschehen sehr geschätzt haben. Ganze drei Meter hinter der Gästebank saß Baumann, weshalb er bei seinem kleinen Spionageakt sehr genau hören konnte, welche Anweisungen Mönchengladbachs Trainer Dieter Hecking seiner Belegschaft zurief.

Hilfestellungen waren durchaus nötig, denn die Borussia legte drei Tage nach dem spektakulären Einzug ins Achtelfinale der Europa League einen eher schleppenden Auftritt hin. Am Ende aber durfte Hecking den fünften Pflichtspiel-Auswärtssieg in Serie beklatschen. Allerdings, und das dürfte auch Baumann von seinem Tribünensitz aus gut gesehen haben, weil der beim 4:2 in Florenz mit drei Toren zum Gladbacher Fußballgott aufgestiegene Kapitän Lars Stindl in Ingolstadt erneut seinen besonderen Wert für seine Mannschaft nachgewiesen hatte, wenngleich nicht komplett regelkonform. Durch sein später viel diskutiertes Brust-Arm-Tor nach exakt einer Stunde brachte er das 2:0 (0:0) der Borussia auf den Weg. In der ersten Minute der Nachspielzeit erzielte der eingewechselte André Hahn den Endstand. Hecking jubelte, und die Ingolstädter beklagten ausgiebig das Unglück und Unrecht, das aus ihrer Sicht nun besonders schwer über sie hereingebrochen war.

Das entscheidende Kriterium für Schiedsrichter Dingert: Keine Absicht erkennbar!

"Da gibt es für meine Begriffe nur eine Entscheidung. Was hat die Hand da zu suchen, egal ob die Augen zu sind oder nicht?", sagte Ingolstadts Sportdirektor Thomas Linke. Sein Urteil: "Klares Handspiel, eine aktive Bewegung zum Ball." Die Gladbacher konnten die Verärgerung nachvollziehen. "Wir hätten uns nicht beschweren können, wenn das abgepfiffen worden wäre", sagte Hecking. Und Stindl, der sich nach seinem wettbewerbsübergreifend 13. Saisontor erkennbar nicht wohl in seiner Haut gefühlt hatte, gab an: "Auf jeden Fall war es keine Absicht. Es war nicht ganz astrein, aber kein Regelverstoß. Eine Situation, die sehr unglücklich gelaufen ist."

Als mindestens umstritten musste auch von neutralen Beobachtern dieses Tor gewertet werden, das den mittelmäßigen Sonntagskick vorentschieden hatte. Nach einem Eckball von Oscar Wendt hatte Ingolstadts Kapitän Marvin Matip den Ball mit dem Kopf touchiert. Stindl sprang der Ball von der Brust an den rechten Unterarm und von dort aus ins Tor. Absicht war dem Gästekapitän zwar kaum anzulasten. Aber dass der Schiedsrichter von einem Pfiff absah, musste als überraschend, aber regelkonform eingestuft werden. Das entscheidende Kriterium: Keine Absicht!

Durch die Debatte um Stindls Führungstor ging beinahe ein bisschen unter, dass Hecking sich auch darüber freuen durfte, die Borussia mit vier Siegen aus fünf Spielen zur derzeit besten Rückrundenmannschaft gecoacht zu haben. "Eine tolle Woche", sagte der Trainer.

Den Ingolstädtern hatten dagegen offensiv nicht nur die glücklichen Fügungen, sondern vor allem die Mittel gefehlt, um acht Tage nach dem 2:0-Sieg bei Eintracht Frankfurt weiteren Ertrag zu erwirtschaften. Beste Chancen ließen sie verstreichen, wie Alfredo Morales, der in der Strafraummitte freistehend über den Ball schlug. Oder wie Dario Lezcano nach Markus Suttners Flanke, die Lezcano zwar hübsch annahm, bei seinem Schuss aber von Jannik Vestergaard geblockt wurde, weil die Annahme zu viel Zeit gekostet hatte.

Weiteres Pech kam nach der Pause hinzu, als Lezcano im Strafraum durch Vestergaard zu Fall kam, Schiedsrichter Christian Dingert aber keinen Elfmeter verhängen wollte. Und weil Gladbachs Torwart Yann Sommer in der 89. Minute Almog Cohens Schuss spektakulär abwehrte, wird der FCI weiter als heimschwächste Elf der Liga geführt, mit acht Punkten aus elf Spielen. Gegen einen Abstieg spricht das nicht.

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