Gladbach gegen HSV:Alles, was ein Spiel braucht

Rote Karte, Elfmeter und Drama in der Nachspielzeit: Alvaro Dominguez sichert Borussia Mönchengladbach gegen den Hamburger SV ein glückliches 2:2. Auch weil sich der HSV zu früh über den nächsten Erfolg freut, einen Elfmeter verschießt und gegen zehn Gladbacher seine Chancen nicht verwertet.

Ulrich Hartmann

In allerletzter Sekunde kam Alvaro Dominguez mit dem Kopf an den Ball. Die reguläre Spielzeit war bereits abgelaufen, Borussia Mönchengladbach hatte eigentlich schon verloren. Doch der Spanier Dominguez köpfte ins Tor, glich gegen den Hamburger SV zum 2:2 (1:2)-Endstand aus und verhinderte die zweite Gladbacher Heimniederlage nacheinander. Nachdem die Hamburger durch die ersten Tore ihrer Neuzugänge Rafael van der Vaart und Artjoms Rudnevs in Führung gegangen waren und ihren verpatzten Saisonstart bereits vergessen glaubten, wendete Gladbach die Niederlage im letzten Moment doch noch ab.

VfL Borussia Moenchengladbach v Hamburger SV - Bundesliga

Rettender Ausgleich in der Nachspielzeit: Alvaro Dominguez macht das 2:2 gegen den HSV. 

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Seit Hamburgs knapper 2:3-Niederlage in Frankfurt und seit dem 3:2-Sieg gegen Dortmund, seit Rafael van der Vaart im Mittelfeld wieder die Geschicke des Teams lenkt, dreht sich alles um den 29-jährigen HSV-Rückkehrer. "Den müssen wir in den Griff kriegen", hatte Mike Hanke gewarnt, jener Gladbacher Stürmer, der zuletzt auf die Reservebank verbannt war und am Mittwoch erstmals seit dem gewonnenen Saisondebüt gegen Hoffenheim wieder gemeinsam mit dem neuen Stürmer Luuk de Jong in der Gladbacher Startelf stand.

Hanke ist unter dem Gladbacher Trainer Lucien Favre ein Arbeiter geworden, der quer durchs Mittelfeld rennt und versucht, Bälle zu erkämpfen. Und er rannte auch gleich los, aber zunächst ohne Erfolg. Sein Wissen um die Gefahr durch van der Vaart konnte in der 23. Minute nicht verhindern, dass der Niederländer auf der linken Spielfeldseite einen Kopfball von Heiko Westermann empfing, den Ball unter Kontrolle brachte, zum Strafraumeck lief und die Kugel aus halblinker Position scharf ins lange Eck schoss, in dem Marc-André ter Stegen wenig ausrichten konnte. Van der Vaart bejubelte seinen ersten Treffer seit der Rückkehr zum HSV.

Der HSV hatte die Partie mit jener Startelf eröffnet, die auch beim Sieg gegen Dortmund begonnen hatte. Tolgay Arslan ersetzte vor der Abwehrkette also wieder Petr Jiracek, der diesmal noch gesperrt war. Der HSV war rühriger im Spielaufbau, Die Borussia stand halbwegs geordnet, war in der ersten Halbzeit aber nach vorne wieder ähnlich harmlos wie zuletzt.

Van der Vaart verschießt Elfmeter

Natürlich war den Gladbachern klar gewesen, dass es gerade van der Vaart hautnah zu begleiten galt. Der Niederländer, aus dem britischen Tottenham gekommen und zuletzt nicht gerade ein Ausbund an Erfolg, strotzt in Hamburg wieder vor Selbstvertrauen. Wie man solch einen Spieler in den Griff zu bekommen beabsichtige, war Favre vor dem Spiel gefragt worden und hatte eine beinahe rotzige Antwort gegeben: "Das ist mir total egal!" Er richte sich nicht nach dem Gegner, er schaue nur auf seine Mannschaft, und seine Mannschaft schaue nur auf ihr eigenes Spiel.

Das klang nach ersehnter Dominanz - am Vorabend. Am Spielabend selbst begegneten sich die Mannschaften aber mit vergleichbarer Verve. Hamburg wartete mitnichten ab. Es sollte ein Kampf um jeden Meter werden, und diesen Kampf entschied zunächst der HSV für sich - bis zur 39. Minute: Da köpfte der aufgerückte Innenverteidiger Martin Stranzl einen Eckball von Havard Nordtveit ins Hamburger Tor, und die Gastgeber wähnten sich durch den 1:1-Ausgleich wieder im Spiel. Doch sie hatten die Rechnung ohne Hamburgs neuen Stürmer Artjoms Rudnevs gemacht, der Sekunden vor dem Pausenpfiff eine Flanke von Hamburgs neuem Mittelfeldmann Milan Badelj zum 2:1 ins Tor köpfte (45.).

Auch für Rudnevs war es die Torpremiere im HSV-Trikot. Also liefen die Gladbacher wieder einem Rückstand hinterher. Und sie taten es zögerlich. Sie bemühten sich um Dominanz, aber die bessere Chancen hatte weiterhin der flottere Hamburger SV. Als Ivo Ilicevic in der 53. Minute von der linken Seite in den Gladbacher Strafraum eindrang, konnte Stranzl ihn nur mit einem Foul stoppen, das Stranzl die Rote Karte einbrachte und dem HSV einen Elfmeter, den van der Vaart in der 55. Minute verschoss.

Zu zehnt mussten die Gladbacher nun probieren, dem Spiel noch eine Wende zu geben. Tolga Cigerci kam eine halbe Stunde vor dem Ende für den nahezu unsichtbaren Luuk de Jong, Hanke rückte aus dem offensiven Mittelfeld in die Sturmspitze. Ohne Effekt. Der HSV vergab die weiterhin besseren Chancen, für Gladbach schoss Juan Arango einen Freistoß ans Außennetz (77.). Ganz am Ende rettete Dominguez die Gladbacher.

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