Gladbach:Ein Tritt und keine Folgen

Borussia Moenchengladbach v SV Darmstadt 98 - Bundesliga

Klare Sache: Schiedsrichter Benjamin Brand zeigt Gladbach-Kapitän Granit Xhaka die rote Karte - der ist das inzwischen gewohnt.

(Foto: Lars Baron/Bongarts/Getty)

Granit Xhaka lässt sich von Darmstadts Peter Niemeyer provozieren und erhält seinen dritten Platzverweis in dieser Saison. Trotz Unterzahl gewinnt die Borussia 3:2.

Von Ulrich Hartmann, Mönchengladbach

Max Eberl hatte sich die Apokalypse bereits ausgemalt. Als Borussia Mönchengladbach im September ohne Punkte und auch ohne Trainer am Tabellenende kauerte, schwante dem Fußballmanager Übles. Jetzt hat er erstmals erzählt, dass er der Mannschaft damals einen hässlichen Abstiegskampf bevorstehen sah. Doch dann übernahm der Amateurtrainer André Schubert und führte Gladbach einmal quer durch die Tabelle ins gelobte Spitzendrittel, weshalb Eberl mittlerweile selig lächelt.

Dank eines mühsamen 3:2 (1:1)-Sieges gegen Darmstadt 98 überwintern die Borussen auf dem vierten Rang. Nach dem dritten Platzverweis in dieser Saison für den Kapitän Granit Xhaka spielten sie am Sonntag zwar eine knappe Stunde lang in Unterzahl, drehten einen 0:1-Rückstand aber just in dieser Phase mit einem Zugewinn an Adrenalin ins 3:2 um. "Großartig", findet Eberl nun das gesamte Halbjahr trotz des Aus im Europa- und DFB-Pokal.

Darmstadts Trainer Dirk Schuster brachte nach der 0:1-Pokal-Niederlage in München Jan Rosenthal, Fabian Holland und Luca Caldirola neu ins Team, während Gladbachs André Schubert nur Nico Elvedi neu berief und dafür den 19-jährigen Dauerläufer Mahmoud Dahoud schonte. Schubert bot im Rahmen seiner adventlich-taktischen Bastelarbeiten ein 3-5-2 auf, dem er anfangs sichtbare Contenance mit auf den Weg gegeben hatte, damit nach den jüngsten Niederlagen im Hurra-Stil dem so gerne lächelnden Torwart Yann Sommer nicht wieder die Miene gefriert. Die Darmstädter durften munter mitspielen und erwirkten die ersten drei Ecken.

Beweisen hätten sie ja eigentlich nichts mehr müssen, die cleveren Fußballer jenes Trainers Schuster, den das Fachmagazin Kicker zum "Mann des Jahres" ernannt hat - als Nachfolger vom Weltmeister-Bundestrainer Joachim Löw. Aber die Darmstädter wollten es eben doch beweisen. Und so schoss Marcel Heller in der 28. Minute das 1:0 und sein sechstes Saisontor, nachdem ihm Sandro Wagner einen langen Einwurf verlängert hatte.

Ab der 38. Minute durften die Darmstädter sogar mit einem Mann mehr spielen, weil sie einen mittlerweile branchenweit bekannten Trick angewendet und Borussias Kapitän Xhaka provoziert hatten. Peter Niemeyer gab Xhaka im Laufduell einen kleinen Tritt, was Xhaka mit einem großen Tritt beantwortete und Rot sah. Niemeyer erhielt bloß Gelb, was Xhaka aufregte. Wenn er in der Rückrunde seine fünfte gelbe Karte sieht, wird er schon seine vierte Sperre absitzen.

Die aufgeheizte Stimmung weckte in den braven Fohlen indes ein Minimum an Wildpferd-Mentalität, was ihnen in der 44. Minute den Ausgleich einbrachte. Eine Hereingabe von Oscar Wendt ließ Caldirola nach vorne abprallen, wo Lars Stindl aus 18 Metern ungestört ins linke Eck schlenzte. Sechs Minuten nach der Pause überlistete dann Havard Nordtveit mit einem direkt verwandelten Freistoß aus 20 Meter den 98-Torwart Christian Mathenia.

Doch die Borussia bleibt in diesem Dezember defensiv anfällig. Nach einer Heller-Flanke durfte Wagner in der 67. Minute ungestört zum 2:2 einköpfeln. Die Gäste besaßen sogar Chancen zum Siegtor. Erst drei Minuten vor dem Ende erlöste Wendt die Gladbacher mit dem Treffer zum 3:2-Endstand.

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