Bundesliga:Gladbach läuft bis in die Champions League

Borussia Mönchengladbach - Hertha BSC

Wichtiger Sieg vor den Pappkameraden: Borussia Mönchengladbach

(Foto: Marius Becker/dpa)

Die Borussia zeigt gegen Hertha BSC rasanten Fußball - und wird Vierter. Der BVB blamiert sich, Timo Werner trifft beim Abschied zweimal. Die Bundesliga im Überblick.

Von Johannes Kirchmeier und Lisa Sonnabend

Borussia Mönchengladbach - Hertha BSC 2:1 (1:0); Tore: Hofmann (7.), Embolo (78.), Ibisevic (90.)

Er hoffe, sagte Gladbach-Trainer Marco Rose vor der Partie, bei der es um die Champions League ging, "dass wir einfach noch einmal wir sind". Er wollte also noch einmal jenen rasanten Fußball sehen, mit dem sein Team im November die Tabellenspitze erobert hatte. Tatsächlich erfüllten ihm die Spieler, die zuletzt manchmal etwas erschöpft wirkten, diesen Gefallen; sie starteten forsch gegen Hertha BSC. Nach nur sechs Minuten setzte sich Breel Embolo sehenswert im Strafraum gegen drei Berliner durch, gab den Ball an Jonas Hofmann weiter, der mühelos traf. Fortan erspielten sich die Gladbacher eine Torchance nach der andere. Nach einer Ecke erhöhte Embolo schließlich zum 2:0. Da störte es auch nicht, dass Vedad Ibisevic in der Nachspielzeit verkürzte.

Gladbachs Ziel ist geschafft. Tabellenführer ist das Team von Rose schon lange nicht mehr, doch die Champions-League-Qualifikation ist für die Gladbacher (und für den Geldbeutel der Gladbacher) wie eine kleine Meisterschaft.

Bayer 04 Leverkusen - 1. FSV Mainz 05 1:0 (1:0); Tore: Volland (2.)

Kai Havertz gilt als der talentierteste Fußballer der Liga, am letzten Spieltag saß der wechselwillige Leverkusen-Offensivspieler allerdings zunächst auf der Bank. Seine Teamkollegen zeigten ihm aber, dass sie auch ohne ihn gut unterwegs sind: Bereits in der zweiten Minute täuschte Kevin Volland rechts an, zog links vorbei und traf wuchtig ins Tor.

Ein regulärer Treffer fiel danach nicht mehr. Einmal stand Mainz-Angreifer Jean-Philippe Mateta im Abseits, einmal war bei einem Volland-Treffer der junge Florian Wirtz dem Gegenspieler zu heftig auf den Fuß getreten. Havertz durfte schließlich doch noch mitspielen. Es war wohl sein letztes Bundesliga-Spiel für Leverkusen. Da Gladbach zeitgleich gegen Berlin gewann, verpasste Bayer die Champions League. Die Wahrscheinlichkeit, dass Havertz den Verein verlässt, ist nun noch größer geworden.

VfL Wolfsburg - FC Bayern München 0:4 (0:2); Tore: Coman (4.). Cuisance (37.), Lewandowski (72.), Müller (78.)

Dem FC Bayern war die Meisterschaft bereits seit elf Tagen nicht mehr zu nehmen, in Wolfsburg traten die Münchner dennoch motiviert auf. Thomas Müller baute in der vierten Minute seinen Vorlagen-Rekord aus und bediente Kingsley Coman zielsicher, 21 Assists hat er in dieser Saison abgefeuert. Nur noch vier Tore fehlten den Bayern, um noch den eigenen Tor-Rekord von 101 Treffern zu knacken. In der Folge erzielte Michael Cuisance seinen ersten Treffer für die Münchner mit einem hübschen Schuss ins linke Toreck. Robert Lewandowski, der beste Torjäger der Saison, verwandelte einen Elfmeter - sein 34. Saisontreffer. Müller sorgte schließlich für das 4:0. Doch den Torrekord verpassten sie knapp.

Die Münchner störte dies wenig, sie stemmten die Meisterschale im achten Jahr hintereinander in die Höhe. Wolfsburg ärgerte sich währenddessen, dass Dortmund Hoffenheim (mehr oder weniger) gewinnen ließ und der VfL nun in die Europa-League-Qualifikation muss.

Borussia Dortmund - TSG Hoffenheim 0:4 (0:2); Tore: Kramaric (8.), Kramaric (30.), Kramaric (48.), 0:4 Kramaric (Elfmeter, 50.)

Die Reaktion aufs Abschiedsgeschenk konnte man Mario Götze einfach nicht ablesen im Gesicht an diesem 34. Spieltag. Schließlich zwangen ihn die Regeln beim Umgang mit diesem verflixten Virus dazu, einen Mundschutz zu tragen, doch es durfte vermutlich der glücklichste Moment an diesem Nachmittag gewesen sein. Götze stand also da mit einer gerahmten Collage und Blumen. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, Sportdirektor Michael Zorc, BVB-Präsident Reinhard Rauball und Lizenzspielerchef Sebastian Kehl hatten ihm die überreicht, die Mitspieler applaudierten.

Im Spiel stand dann aber eine andere Offensivkraft im Mittelpunkt: Andrej Kramaric im blauen Hoffenheim-Trikot, der insgesamt vier Tore schoss. Es war ein genialer Auftritt des Kroaten, der per Weitschuss, zweimal aus dem Spiel im Strafraum sowie per Elfmeter traf. Dazu muss man allerdings anfügen: Die Dortmunder schienen nach dem Götze-Applaus zum Abschied die Saison innerlich schon abgehakt zu haben. Denn sie vergaßen elementare Dinge wie eben das Verteidigen des stärksten Angreifers. Sie waren immer wieder zu passiv - und Hoffenheim schaffte so noch die direkte Europa-League-Qualifikation.

Nach vier Jahren verlässt Götze, der Weltmeister von 2014, den BVB zum zweiten Mal. Anders als beim Abschied 2013 zum FC Bayern ist sein künftiger Arbeitsort ungewiss, beim BVB war er zuletzt nur noch Reservist. Auch am Samstag spielte er auf seinen Wunsch nicht mehr mit.

Eintracht Frankfurt - SC Paderborn 3:2 (2:0); Tore: Rode (9.), Silva (33.), Dost (52.), Dräger (55.), Michel (75.)

Der Abstieg des SC Paderborn war ja bereits vor zwei Wochen klar, daher sagte der Trainer Steffen Baumgart bereits vor der Abschiedsvorstellung seines Teams, die letztlich die 22. Saisonniederlage nach sich zog: "Man sollte sich auf das Spiel freuen." Er erklärte aber auch: "Wir sind alle froh, wenn die Saison vorbei ist." In etwa so zwiegespalten zeigten sich dann auch seine Spieler am letzten Bundesliga-Nachmittag. Mohamed Dräger durfte sich über sein erstes Bundesliga-Tor freuen, zudem kreierten seine Mitspieler einige weitere hochkarätige Chancen.

Doch die effizienteren Fußballer waren auf der anderen Seite zu finden: Sebastian Rode schoss die Frankfurter mit einem feinen Rechtsschuss von der Strafraumkante aus in Führung, Andre Silva und Bas Dost erhöhten locker-leicht. Dann durften immerhin Dräger und Sven Michel vor dem Urlaub noch treffen. Den gebürtigen Rostocker Baumgart zieht es zum Abschalten nach der ungewöhnlich langen Saison an die Ostsee - mit dem Motto: "Kraft schöpfen und dann mit voller Kraft Richtung Zweite Liga gehen."

SC Freiburg - FC Schalke 04 4:0 (2:0); Tore: Waldschmidt (20.), Schmid (38.), Höler (46.), Waldschmidt (57.)

Schalke-Präsident Clemens Tönnies sorgt derzeit für negative Schlagzeilen, weil es in seinem Schlachtbetrieb zu einem immensen Coronavirus-Ausbruch kam. Doch auch sportlich läuft es beim Klub aus Gelsenkirchen überhaupt nicht. Seit 15 Spielen hatte das Team von David Wagner nicht mehr gewonnen - auch das 16. Spiel ging verloren. SC-Stürmer Luca Waldschmidt traf nach 20 Minuten, Jonathan Schmid mogelte anschließend den Ball durch ein Knäuel von Spielern hindurch ins Tor, dann ließ auch noch Lucas Höler Schalke-Torhüter Alexander Nübel stehen, ehe Waldschmidt sogar auf 4:0 erhöhte. Im November wäre Schalke einmal fast Tabellenführer gewesen, nun beendet der Klub die Saison auf einem zwölften Rang. Nur ein einziger Sieg gelang in der Rückrunde. So schlecht kann es laufen.

FC Augsburg - RB Leipzig 1:2 (0:1); Tore: 0:1 Werner (28.), 1:1 Vargas (71.), 1:2 Werner (80.)

Timo Werner spielte zum letzten Mal für RB Leipzig - und dabei glückten ihm sogar zwei Treffer beim Sieg in Augsburg. Er stellte zum Abschluss sogar noch einen Bundesliga-Rekord von Jupp Heynckes aus den 1970er Jahren ein: mit 17 Auswärtstoren. Werner machte beim FCA das, was ihn in den vier Jahren in Leipzig am meisten ausgezeichnet hat: im richtigen Augenblick auf Höhe des letzten gegnerischen Verteidigers losstarten, den Steilpass aufnehmen, den Gegnern davonziehen und schlussendlich das Tor erzielen. Durch dieses Näschen für die richtigen Entscheidungen im Angriff hat er sich ja auch für den englischen Spitzenklub FC Chelsea empfohlen. Starke 28 Saisontore schaffte Werner nun in der Bundesliga - besser war nur Robert Lewandowski.

In Augsburg musste er sich am Samstag erst einmal an andere Mitspieler gewöhnen. Fünfmal wechselte Julian Nagelsmann vor der Partie. Auch deshalb, weil die Champions-League-Qualifikation für die Saison 2020/21 schon sicher war, gab der Trainer sogar dem Stammkeeper Peter Gulacsi eine Pause und stellte Yvon Mvogo für ihn auf. Unter anderem außerdem neu drin: Amadou Haidara, der Werner vor dem 1:0 in Szene setzte. Zwei kleine Abschiedsgeschenke hatte sich Werner also für seinen Klub aufgehoben bis zu seiner Auswechslung in der 82. Minute, in der Champions-League-Endrunde im August wird er dann ja nicht mehr für die Leipziger auflaufen.

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