Borussia Mönchengladbach ist nicht gelb und kein U-Boot, aber wenn die Fans während eines 2:0-Sieges beim VfL Bochum nach der Melodie des Beatles-Hits Yellow Submarine „Mön-chen-glad-bach olé olé olé“ singen, dann ist es wohl geboten, dem seit nunmehr dreieinhalb Jahren auf tabellarischer Tauchfahrt befindlichen Klub die Rückkehr an die Oberfläche des Fußballozeans in Aussicht zu stellen. Grund zur Hoffnung geben zwei neue Besatzungsmitglieder, mit denen sich ein Kurswechsel abzeichnet: Kevin Stöger, 31, und Tim Kleindienst, 29, haben Gladbach bereits in den ersten beiden Saisonspielen auf ein anderes Level gehoben.
Die vom VfL Bochum und dem 1. FC Heidenheim verpflichteten Mentalitätsspieler wurden explizit für mehr „Leadership“ geholt, und wenn zwei der bislang vier Mönchengladbacher Bundesliga-Treffer von Kleindienst geschossen, je eines der vier Tore von Stöger und Kleindienst vorbereitet und zwei der vier Treffer per vorletztem Pass von Stöger eingeleitet wurden, dann ist das Führungsstärke par excellence. „Sie geben uns genau das, was wir uns von ihnen erhofft hatten“, sagt dazu der Sportvorstand Roland Virkus.
Der kreative Mittelfeldspieler Stöger und der Stoßstürmer Kleindienst waren an den beiden Treffern beim 2:3 gegen Leverkusen zum Saisonstart ebenso beteiligt wie nun an den beiden Treffern beim 2:0 in Bochum, aber wenn man Virkus fragt, welchen Input die beiden Zugänge der Borussia geben, dann spricht er nicht über Statistiken, sondern über Emotionen: „Beide sind sehr positive Typen, sie ziehen die anderen mit, sie geben dem gesamten Kader Energie.“
Stöger ist Gladbachs neuer Top-Zweikämpfer und Kleindienst macht die meisten Sprints. Solche Statistiken waren in den vergangenen Jahren noch Schwachstellen im Borussia-Kader. „Sie haben diese Mentalität in sich“, sagt der Trainer Gerardo Seoane und bescheinigt beiden einen großen „Impact“ auf die Leistung der gesamten Mannschaft. Der französische Flügelspieler Franck Honorat blüht regelrecht auf. Derweil hat der zentral-defensive Mittelfeldmann und Spieleröffner Julian Weigl knapp 93 Prozent seiner Pässe an den Mann gebracht und war mit einem Schnitt von zwölf Kilometern pro Spiel Gladbachs fleißigster Läufer.
Stöger reist erstmals zur österreichischen Nationalmannschaft
„Wir haben einen guten Mix aus Ballbesitz und disziplinierter, leidenschaftlicher Verteidigung“, sagte Seoane nach dem Zu-Null-Spiel in Bochum. Dass die Borussen ihr Auftaktspiel eine Woche zuvor gegen Leverkusen 2:3 verloren hatten, lag, das darf man so sagen, an einem äußerst umstrittenen Foulelfmeter für Leverkusen in der elften Minute der Nachspielzeit. Punkte haben die Gladbacher für dieses Spiel zwar keine bekommen, ihre Leistung zumindest der zweiten Halbzeit aber verbuchten sie als Erfolg.
Kleindienst ist am Samstag 29 Jahre alt geworden. Es war ein gelungener Geburtstag. „Natürlich konnten wir uns nicht sicher sein, dass es auf Anhieb so gut klappt“, sagt der vormalige Heidenheimer über die schnelle und reibungslose Integration in die Gladbacher Mannschaft, „aber die Abläufe funktionieren schon jetzt immer besser, jeder weiß, was er zu tun hat und die ganze Mannschaft hat richtig Bock“.
Das kann Stöger nur bestätigen. „Wir haben uns in den ersten drei Spielen sehr gut verkauft“, sagt der Österreicher unter Einbezug des 3:1-Erstrunden-Pokalsiegs beim Drittligisten Erzgebirge Aue. Stöger ist soeben erstmals überhaupt für die österreichische A-Nationalmannschaft nominiert worden. Sein Nationaltrainer Ralf Rangnick hatte bei der EM noch auf ihn verzichtet, was Stöger massiv enttäuscht hat, wofür er sich jetzt aber ein bisschen entschädigt sieht. Stöger musste 31 Jahre alt werden für diese Nominierung, aber gerade passt es einfach bei ihm – auch im neuen Klub. „Ich glaube, dass es zurzeit Spaß macht, Gladbach zuzuschauen“, sagt Stöger. „Mir macht’s jedenfalls Spaß!“