Girona / Manchester:Bruder verdient mit

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Leihgabe aus Manchester: Rechtsverteidiger Pablo Maffeo (links) soll in Girona seine Leistung steigern - und vor allem: seinen Marktwert.

(Foto: imago/Marca)

City kauft weltweit Klubs und schiebt Spieler hin und her. Beim FC Girona ist das besonders lukrativ: An ihm ist auch Pere Guardiola beteiligt.

Von Javier Cáceres

Das Estadi Montilivi hat schon einige Aufstiegsdramen erlebt, da fügte es sich ganz gut, dass der heimische FC Girona im vergangenen Sommer einen so dankbaren Gegner hatte wie Real Saragossa. 2015, in einem Schlüsseljahr der 87-jährigen Vereinsgeschichte, von dem noch die Rede sein wird, war Girona am letzten Spieltag gescheitert: Vier Minuten vor Schluss wurde im Spiel gegen Lugo ein Tor zu Recht wegen Abseits aberkannt; bei den Tumulten, die folgten, wurde ein Linienrichter von einer Plastikflasche getroffen. Das Spiel wurde abgebrochen, beziehungsweise, wie sich 30 Minuten später herausstellte: unterbrochen. Als Lugos Trainer schon bei der Pressekonferenz saß, verfügte der spanische Verband RFEF telefonisch, dass die 40 verbleibenden Sekunden noch gespielt werden. Es wurden 90 Sekunden. Girona scheiterte dennoch.

Nun also, am 4. Juni 2017, das Gastspiel Saragossas. Girona brauchte einen Punkt, um aufzusteigen; der einstige Europacup-Sieger Saragossa einen Punkt, um nicht in die Drittklassigkeit zu stürzen. Beide Teams trennten sich - oh, Wunder! - torlos. Am Ende war nicht nur Spaniens Fußball reicher - um einen Erstligisten aus Girona, der einzigen Provinzhauptstadt des Landes, die bisher immer unterklassig vertreten war. Reicher war auch Manchester City im fernen England: um ein Farmteam der besonderen Art. Denn am 23. August wurde ein Kauf verkündet, der auf einer Entscheidung aus dem Schlüsseljahr 2015 fußte. Und mit dem sich erstaunlich viele Kreise schlossen.

Wenige Wochen nach dem verpassten Aufstieg stand Girona 2015 vor der Insolvenz. Der damalige Mehrheitsaktionär Josep Delgado wirkte nur im Hintergrund, weil er seit 2011 steckbrieflich gesucht worden war, bis er 2016 wegen eines angeblich 30 Millionen Euro schweren Betrugsfalls im südspanischen Sevilla verhaftet und nach Polen ausgeliefert wurde. Nun verkaufte dieser Delgado seine gut 80 Prozent Anteile an Girona an eine französische Gesellschaft namens TVSE Futbol, die zwei Managern des französischen Bezahlsenders Canal+ gehörte.

Als Mittelsmann der Operation fungierte Pere Guardiola. Mit seiner Firma Media Base Sports, die er mit Hilfe des TV-Moguls Jaume Roures gründete, betreut er als Berater Spieler wie die Barça-Edelkräfte Andrés Iniesta und Luis Suárez. Vor allem aber ist er der Bruder des früheren Bayern-Trainers Pep Guadiola, der nun Manchester City coacht. Pere Guardiola fungierte eine Zeit lang als externer Berater für Girona - bis die von ihm kontrollierte, in Malta ansässige Firma "Girona Football Group" vor wenigen Wochen 44,3 Prozent der Aktien des FC Girona übernahm. Weitere 44,3 Prozent kaufte die "City Football Group" der Familie Al Nahyan - zu dieser Group gehört auch ManCity.

Die Gruppe hatte schon vorher einige Klubs gekauft. In den USA gehört ihr der New York City FC, in Australien betreibt sie Melbourne City, in Japan ist sie an den Yokohama Marinos beteiligt, in Uruguay kontrolliert sie den Zweitligisten CA Torque. Nichts aber ist wertvoller als die bis vor einem Jahr noch informelle Kooperation mit Girona. Denn Spaniens Liga zählt ohne jeden Zweifel zu den stärksten der Welt. Manchester City verleiht dorthin eine Reihe von Nachwuchsspielern, die dadurch in hartem Wettbewerb gestählt werden. Der Nutzen für Girona: Es sind Spieler, die eigentlich außerhalb der Reichweite des Klubs einer Stadt liegen, die durch ihre Industrie zu reich ist und zu nah an der Costa Brava sowie den Pyrenäen liegt, als dass sie sich groß für Fußball interessieren würde.

Ob alle Ausgeliehenen so talentiert sind wie der spanische Rechtsverteidiger Pablo Maffeo, der in den beiden Auftaktspielen der Saison überzeugte, steht dahin. Doch selbst wenn nicht, hübschen die insgesamt fünf City-Leihgaben ihre Vita in Girona eher auf, als wenn sie in England auf der Tribüne sitzen. Derlei erhöht den potenziellen Weiterverkaufswert - zum Nutzen Citys und Gironas, und auch von Pere Guardiola, mittelbar sowieso, teilweise aber auch unmittelbar. Maffeo gehört zu jenen Spielern, die von Pere Guardiolas MBS-Agentur betreut werden.

Interessenkonflikte gibt es dabei nicht - zumindest nicht der Form nach. Anders als in England ist es einem Spielervermittler wie Pere Guardiola in Spaniens Liga nicht untersagt, an einem Klub beteiligt zu sein. Und laut der englischen Zeitung Guardian betreffen die Regeln der Premier League zu möglichen Interessenkollisionen von Vereinsfunktionären und Beratern nur englische Klubs. Für den heute unwahrscheinlich Fall, dass Girona in Europa auf Manchester City treffen sollte, ist man entspannt, seit Europas Fußballverband Uefa im Juni befand, dass Rasenball Leipzig und Red Bull Salzburg, pardon: RB Leipzig und RB Salzburg, nichts miteinander zu tun haben.

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