Fifa-Präsident Infantino:Auch die Staatsanwaltschaft Fribourg ermittelt nun

Fifa-Präsident Infantino: Fifa-Präsident Gianni Infantino.

Fifa-Präsident Gianni Infantino.

(Foto: Fabrice Coffrini/AFP)

Gegen Fifa-Präsident Gianni Infantino läuft in der Schweiz eine weitere Untersuchung. Diesmal geht es um verleumderische Falschanschuldigungen in der Auseinandersetzung um Fifa-Transferregeln.

Von Thomas Kistner

Neue, altvertraute Nachrichten zu Gianni Infantino: In der Schweiz läuft jetzt ein weiteres Strafverfahren gegen den Präsidenten des Fußball-Weltverbands Fifa. Während Sonderermittler der Berner Bundesanwaltschaft diversen mysteriösen Geheimtreffen Infantinos mit dem früheren Schweizer Chefankläger Michael Lauber nachspüren, der über diese Affäre sein Amt verloren hat, ist seit Mitte März auch die Staatsanwaltschaft im Kanton Fribourg aktiv. In Bern geht es um "Anstiftung zum Amtsmissbrauch, zur Verletzung des Amtsgeheimnisses und zur Behinderung der Strafverfolgung"; in Fribourg stehen nun verleumderische Falschanschuldigungen im Zuge einer Auseinandersetzung mit den Fifa-Transferregeln auf der Agenda. Das berichtete zuerst die Schweizer Tageszeitung La Liberté.

Die Ermittlungen gegen Infantino und zwei Fifa-Topleute, den Chef der Rechtsabteilung und die Leiterin der Personalabteilung, spielen vor dem Hintergrund der Freiheiten, die das geltende Transfersystem den Spieleragenten gewährt: Sie dürfen neben ihren Klienten auch die Klubs vertreten, die diese kaufen oder verkaufen wollen. Ein originelles Geschäftsmodell, das der Beraterbranche nach Schätzungen des Internationalen Sportforschungszentrums (CIES) in Neuchâtel allein 2018 und 2019 jährlich rund eine Milliarde US-Dollar an fragwürdigen Provisionen eingetragen habe.

Weil die Fifa diese Praktiken nicht abstellt, liegt seit Jahren die Schweizer Sportmanagementfirma Sport7 im juristischen Clinch mit ihr. Sport7-Gesellschafter Philippe Renz wandte sich im Herbst 2020 sogar an das Internationale Olympische Komitee (IOC): Es soll sein Mitglied Infantino ausschließen. Der Fußballchef habe gegen die Olympische Charta und den Ethikkodex des IOC verstoßen, hieß es, indem er "das organisierte Verbrechen im Bereich Spielertransfers unterstützt und bestimmte Fifa-Organe (wie die Ethikkommission) mundtot" gemacht habe.

Die Fifa verklagte Renz wegen Verleumdung und übler Nachrede. Der Anwalt reagierte mit Klage wegen falscher Anschuldigungen gegen Infantino und Co., die Fifa erneut mit einer Anzeige. Im August 2022 stellte die Strafbehörde den Fall ein; Renz habe sich in gutem Glauben geäußert, obwohl nicht auszuschließen sei, dass es ehrverletzende Äußerungen gab.

Das nutzte der Betroffene, um Infantino vor Gericht zu ziehen. Immerhin hatte ihn die Fifa auch andernorts verklagt, etwa beim Anwaltsaufsichtsorgan in Bern sowie vor zwei Züricher Gerichten - ohne Erfolg. Renz legte Einspruch gegen seinen Freispruch und den seiner Widersacher ein: Der Wahrheitsgehalt seiner Vorwürfe gegen den Fifa-Boss solle in einer Strafuntersuchung geklärt werden. Das Kantonsgericht Fribourg gab ihm Recht und wies die Staatsanwaltschaft an, den Fall fortzuführen. Gegenüber der SZ bekräftigte Renz die Position von Sport7: Die Vorgänge würden auch Probleme hinter den politischen Kulissen zeigen. So gebe es in einigen schweizerischen und europäischen Behörden Komplizen, die an der Aufrechterhaltung dieses Systems mitarbeiten - darunter summiert er das Schweizer Parlament, das Sportdepartement und der Europarat. Die Fifa äußerte sich bisher nicht zu Inhalten, die Behörde in Fribourg bestätigt die Sachverhalte.

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