Ghana in der Einzelkritik:Pumuckl und der Prinz

Ein ehemaliger U9-Spieler aus München überlistet die DFB-Elf, Kevin-Prince Boateng rempelt seinen jüngeren Bruder an. Und Asamoah Gyan ist nicht nur Sänger, Box-Promoter, Immobilien-Makler und Miroslav Klose - sondern auch ziemlich torgefährlich. Ghana beim 2:2 in der Einzelkritik.

Von Lisa Sonnabend

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Ghana in der Einzelkritik:Fatau Dauda

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Quelle: AFP

Fatau Dauda: Spielt beim südafrikanischen Verein Orlando Pirates, ist dort nicht einmal Stammtorwart. In der Nationalelf eigentlich auch nicht, doch gegen Deutschland stellte Trainer Kewsi Appiah überraschend den 1,80 Meter kleinen Mann statt Adam Kwarasey auf. Dauda gilt als flatterhaft und unsicher, bei seinem ersten WM-Einsatz präsentierte er sich durchaus in WM-Form: Hielt einen Schuss von Khedira sicher, eine Ecke von Kroos fing er, als sei es der sanfte Rückpass eines Teamkollegen, ein Schüsschen von Mario Götze bereitete ihm auch keine Probleme. Bei den beiden Gegentoren ohne Schuld.

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Ghana in der Einzelkritik:Harrison Afful

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Quelle: AP

Harrison Afful: Ersetzte den angeschlagenen Daniel Opare, der "afrikanischer Cafu" gerufen wird. Auch Harrisson Afful hat einen Spitznahmen: Affulinho. Mario Götze und Thomas Müller kamen trotzdem lange nicht an Affulinho vorbei. Der zwirbelte zudem eine wunderschöne Flanke in den Strafraum, die Gyans Kopf nur um Millimeter verfehlte. In der zweiten Hälfte patzte er allerdings doch noch: Ließ den kleinen Mario Götze im Strafraum entkommen und ihn mit dem Kopf ins Tor treffen, irgendwie. Auf die Idee muss man erst einmal kommen.

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Ghana in der Einzelkritik:John Boye

Germany v Ghana: Group G - 2014 FIFA World Cup Brazil

Quelle: Getty Images

John Boye: Trägt blonde Strähnchen im Haar wie neuerdings Neymar. Ähnelt noch weiteren Spielern: Er ist schnell wie Gareth Bale, aggressiv wie Pepe - und hat deswegen schon zahlreiche Spiele von Ghanas Elf entschieden. Tat dies auch zum Auftakt gegen die USA, allerdings nicht in der gewohnten Weise: Verschuldete nach 30 Sekunden den Gegentreffer der Klinsmann-Elf. Diesmal passte er besser auf. In der ersten Hälfte störte er Thomas Müller so geschickt, dass er den Deutschen um das nächste unorthodoxe Tor brachte. Auch danach weitgehend fehlerfrei.

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Ghana in der Einzelkritik:Jonathan Mensah

Germany's Mueller fights for the ball with Ghana's Mensah during their 2014 World Cup Group G soccer match at the Castelao arena in Fortaleza

Quelle: REUTERS

Jonathan Mensah: Trat den Beweis an, dass auch schlaksige Typen gute Innenverteidiger sein können: Köpfelte den Ball ein ums andere Mal aus dem Strafraum. Wenn es sein musste, wehrte er Torchancen mit einem artistischen Fallrückzieher ab. Streute auch die eine oder andere Ungenauigkeit ein. Hatte offenbar nicht mitbekommen, dass Klose eingewechselt worden war, ließ ihn vor dem 2:2 walten. Verhinderte kurz vor Spielende Kloses zweite Tor, tauchte plötzlich vor ihm auf wie Pumuckl, wenn der sich wieder sichtbar macht. Am 13. Juli wird Mensah 24 Jahre alt - wenn Ghana so weiterspielt wie zu Beginn der zweiten Hälfte, muss er an seinem Geburtstag womöglich arbeiten.

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Ghana in der Einzelkritik:Kwadwo Asamoah

World Cup 2014 - Group G - Germany vs Ghana

Quelle: dpa

Kwadwo Asamoah: War als Kind ein großer Fan von Jürgen Klinsmann, hielt sich vielleicht deswegen im Auftaktspiel etwas zurück. Gegen Deutschland zeigte der Stammspieler von Juventus Turin, warum er als einer der gefährlichsten bei den Black Stars gilt. Nur in der 29. Minute verschätzte sich der linke Außenverteidiger arg, Kollege Boy rettete. Bekam einmal den Fuß von Müller ins Gesicht. Während der Deutsche schmerzverzehrt davontorkelte, rannte Asamoah einfach weiter.

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Ghana in der Einzelkritik:Mohammed Rabiu

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Quelle: AFP

Mohammed Rabiu: Der Mittelfeldspieler von Rubin Kasan bekam erneut den Vorzug vor dem angeschlagenen Altmeister Michael Essien. Klaute der deutschen Elf das ein oder andere Mal den Ball, leistete sich aber auch Unsicherheiten. Muss noch reifen, um Essien würdig zu ersetzen. In der 77. Minute ging er vom Platz. Für ihn kam allerdings nicht Essien. Agyemang Badu versuchte, den Altmeister zu ersetzen.

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Ghana in der Einzelkritik:Sulley Muntari

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Quelle: AP

Sulley Muntari: Hitzkopf des Teams. Legt sich gerne mit Spielern an - egal ob aus der gegnerischen Mannschaft oder der eigenen. Im 84. Länderspiel seiner Karriere allerdings überraschend brav. Blockte zu Beginn einen Kroos-Kracher, zeigte später, dass auch er einen ähnlich starken Schuss hat: Knallte aus 25 Metern aufs deutsche Tor - und bewies, dass Neuers Schulter wieder gesund ist.

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Ghana in der Einzelkritik:Christian Atsu

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Quelle: AFP

Christian Atsu: Der 22 Jahre junge und 1,72 Meter kleine Atsu war der beste Mann beim Spiel gegen die USA. Auch gegen Deutschland lief der schnelle Flügelspieler gleich mal Per Mertesacker davon. Schlug danach Höwedes eine Flinte, zog ab, scheiterte allerdings an Neuer. Leitete den Ausgleich mit einer tollen Flanke auf André Ayew ein. Die größte Gefahr für die deutschen Außenverteidiger. Steht beim FC Chelsea unter Vertrag, ist aber an Arnheim ausgeliehen. Kann gut sein, dass José Mourinho eine Rückrufaktion startet. Durfte sich ab der 73. Minute für das Spiel gegen Portugal ausruhen.

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Ghana in der Einzelkritik:Kevin-Prince Boateng

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Quelle: AP

Kevin-Prince Boateng: Auf seinem Trikot stand nur: "Prince". Die DFB-Elf erkannte ihn trotzdem. Philipp Lahm gab ihm vor Spielbeginn die Hand, sein Bruder Jérôme umarmte ihn flüchtig, Mesut Özil nahm ihn innig in den Arm. Ein freundlicher Empfang, dafür, dass der 27-Jährige für das Spiel die Devise ausgegeben hatte: "Kampf bis aufs Blut". Schoss erstmals in der 20. Minute aufs Tor, sein Jugendtrainer von Hertha BSC wird daheim die Hände über den Kopf zusammengeschlagen haben. Rempelte seinen jüngeren Bruder mehrmals an, meist gewann der Bruder. War nach der Halbzeit der einzige Boateng auf dem Feld, allerdings nur kurz: In der 52. Minute musste auch er auf die Bank.

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Ghana in der Einzelkritik:André Ayew

World Cup 2014 - Germany vs Ghana

Quelle: dpa

André Ayew: Lernte das Fußballspielen bei der U9 vom TSV 1860 München, damals spielte sein Vater Abedi Pelé bei den Sechzigern. Mittlerweile abgewandert zu Olympique Marseille und wie sein Bruder Jordan Ayew Nationalspieler. Erzielte nur Minuten nach dem Gegentreffer den Ausgleich. Der 1,76 Meter kleine Flügelspieler schraubte sich in die Luft, der 1,84 Meter große Mustafi schaute dabei zu wie ein U9-Spieler.

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Ghana in der Einzelkritik:Asamoah Gyan

Germany v Ghana: Group G - 2014 FIFA World Cup Brazil

Quelle: Getty Images

Asamoah Gyan: Rekordtorschütze und Spaßmacher der Ghanaer, ist damit eine Kreuzung aus Miroslav Klose und Lukas Podolski. Ist zudem Immobilienmakler, Box-Promoter und Sänger. Führte 2010 mit "African Girls" wochenlang die ghanaischen Musik-Charts an. Besann sich gegen Deutschland auf seine Kernkompetenz, schoss das 2:1. Führte danach ein Tänzchen auf, könnte damit auch in seinem nächsten Musikvideo auftreten. Einziger Schönheitsfehler: Die weiße Waschanleitung baumelte hinten aus der Hose.

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Quelle: AFP

Jordan Ayew (im Bild): Kam in der 53. Minute für Kevin-Prince Boateng. Nun waren wieder zwei Brüder auf dem Rasen, Bruder André war ja bereits im Einsatz. Gilt als der Kevin-Prince der Ayew-Familie. Ist begabt, aber ziemlich aufbrausend. Konnte in der Partie beide Eigenschaften nicht mehr zeigen.

Wakaso Mubarak: Kam in der 73. Minute für Atsu. Misst 1,71 Meter, ging nach der Auswechslung von Götze als kleinster Spieler auf dem Platz in die Geschichte dieses WM-Spiels ein.

Agyemang Badu: Durfte in der 77. Minute für Rabiu auf den Platz. Der Spieler von Udinese Calcio kennt Klose und Mustafi aus der italienischen Liga, brachte dieses Wissen allerdings nur bedingt ein.

© Süddeutsche.de
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