Geständnis im Wettskandal:Kroatische Mafia zahlte Hoyzer angeblich 50.000 Euro

Der deutsche Fußball wird von einem der größten Skandale seiner Geschichte erschüttert. Schiedsrichter Hoyzer hat gestanden, Fußballergebnisse beeinflusst zu haben. Es seien noch "viele andere Leute" in den Fall verwickelt.

Von Hans Leyendecker

Der 25 Jahre alte Bundesliga-Schiedsrichter Robert Hoyzer räumte am Donnerstag ein, Fußballspiele gegen die Bezahlung von Bargeld manipuliert zu haben. Allerdings habe er nicht alleine gehandelt. "Viele andere Leute" seien in den Fall verwickelt, sagte er.

Hoyzer, AP

Schiedsrichter Robert Hoyzer hat gestanden.

(Foto: Foto: AP)

"Die in der Öffentlichkeit erhobenen Anschuldigungen gegen mich sind im Kern zutreffend", erklärte Hoyzer nach einem Gespräch mit seinen Anwälten. Er bedauere sein Verhalten zutiefst und entschuldige sich beim Deutschen Fußball-Bund (DFB), seinen Kollegen und bei allen Fußballfans.

In einer von seinen Rechtsanwälten verbreiteten Erklärung heißt es, Hoyzer stehe der Staatsanwaltschaft und dem DFB "zur vollumfänglichen Aufklärung zur Verfügung".

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung soll Hoyzer mehr als 50.000 Euro von einer kroatischen Wettmafia bekommen haben. Die Betrüger sollen ihn zunächst mit kleineren Beträgen "angefüttert" haben. Mindestens drei Spiele soll Hoyzer verschoben haben.

Der 25 Jahre alte Berliner Schiedsrichter hatte die Manipulationen in der Kanzlei seines Essener Anwalts Stephan Holthoff-Pförtner zu Protokoll gegeben. In einem ersten Gespräch Anfang der Woche mit dem Anwalt hatte Hoyzer noch seine Unschuld beteuert. Er sei vom DFB "reingelegt" worden.

Am Mittwochabend hatte sich Hoyzer bei Holthoff-Pförtner gemeldet und erklärt, die Vorwürfe gegen ihn seien berechtigt. Daraufhin wurde er nach Essen zum Sitz der Kanzlei beordert.

Nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen war Hoyzer in ein Milieu von international agierenden Wettbetrügern geraten. Er soll zunächst kleinere Beträge für "Freundlichkeiten auf dem Spielfeld" bekommen haben. Am Ende soll ihm aufgetragen worden sein, für ein entsprechendes Ergebnis zu sorgen.

Hoyzer hatte gegenüber Vertrauten zunächst erklärt, er habe zwar bei Fußballspielen gewettet, aber es habe sich nur um Beträge zwischen dreißig und fünfzig Euro gehandelt. Sein größter Gewinn seien 900 Euro gewesen, die er für den richtigen Tipp bei einem Spiel zwischen AC Mailand und Inter Mailand erhalten habe. Dass er mehr als 50.000 Euro für Manipulationen auf dem Platz erhalten habe, bestritt Hoyzer bis zum Mittwoch.

Die Berliner Staatsanwaltschaft, die ein Verfahren eingeleitet hat, will Hoyzer als Kronzeugen einsetzen. "Wenn er das in die Tat umsetzt, wird uns das helfen", erklärte ein Berliner Strafverfolger.

Der Vorsitzende des DFB-Schiedsrichterausschusses, Volker Roth, nannte das Verhalten Hoyzers "unverzeihlich". "Hier wurden ideelle Werte verraten und verkauft, das ist unentschuldbar" sagte er. Als ehemaliger Unparteiischer habe er schon manches erlebt, aber dieser Vorgang "geht mir unglaublich nahe".

Um derartige Manipulationen zu verhindern, würden die Spielansetzungen künftig später bekannt gegeben und junge Schiedsrichter länger begleitet.

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