Gesichter der Frankreich-Rundfahrt:Kittels Wahnsinns-Tour

Das Gelbe Trikot bringt der Brite Chris Froome ins Ziel, auch aus deutscher Sicht verläuft die Tour erfreulich. Marcel Kittel überrascht alle und gewinnt Etappe um Etappe. Andere Fahrer klagen über Schmerzen und Urin-Attacken.

Gesichter der Frankreich-Rundfahrt

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Gesichter der Frankreich-Rundfahrt:Christopher Froome

Team Sky rider Tour de France winner Froome of Britain celebrates his overall victory on the podium after the 133.5km final stage from Versailles to Paris Champs Elysees

Quelle: REUTERS

Das Gelbe Trikot bringt der Brite Chris Froome ins Ziel, doch auch aus deutscher Sicht verläuft die Tour erfreulich. Marcel Kittel überrascht alle und gewinnt Etappe um Etappe. Andere Fahrer klagen über Schmerzen und Urin-Attacken. Gesichter der Frankreich-Rundfahrt.

Christopher Froome: Sein Vorsprung war beeindruckend, sein Sieg berührend. Im Zielbereich der vorletzten Etappe, als ihm der Erfolg schon sicher war, erzählte der in Nairobi geborene Brite Christopher Froome: "Ich begann mit einem kleinen Mountainbike auf den staubigen Straßen Kenias." Nun hat der 28-Jährige am Sonntagabend zum ersten Mal die Tour de France gewonnen. Doch bei Froome fährt auch immer der Dopingverdacht mit. Als er das erste Mal 2008 bei der Tour dabei war, wurde er lediglich 84., zudem wurde bei ihm die lebensbedrohliche Wurmkrankheit Bilharziose diagnostiziert, die das Blutsystem schwächt. Und nun? Fromme eilte scheinbar mühelos den Horrorberg Mont Ventoux hoch, baute seinen Vorsprung auf über fünf Minuten vor dem Zweitplatzierten aus. Das erinnerte nicht wenige an Lance Armstrong, der bekanntlich wegen Dopings lebenslang gesperrt wurde. Ob Froome wirklich sauber zum Sieg fuhr, wird wohl erst in ein paar Jahren bekannt werden.

(sonn)

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Gesichter der Frankreich-Rundfahrt:Nairo Quintana

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Quelle: AFP

Nairo Quintana: Nairo Alexander Quintas Rojas ist nur 1,67 Meter groß und 59 Kilo schwer - doch ganz Kolumbien ist in den vergangenen Tagen auf den 23-Jährigen aufmerksam geworden. Der Fahrer aus Combita, einer Kleinstadt in 2800 Meter Höhe im Herzen Kolumbiens, fuhr einst die 16 Kilometer mit dem Rad zur Schule, da die Eltern kein Geld für den Bus übrig hatten. Nun nahm Quintana zum allerersten Mal an der Tour de France teil, er gewann die vorletzte Etappe - und landete schließlich sogar auf Platz zwei der Gesamtwertung. Diese wundersame Leistung warf jedoch ähnliche Fragen auf wie beim Christopher Froome: Kann jemand so eine gute Leistung hervorbringen, weil er in der Höhe aufwuchs? Oder sind womöglich andere leistungssteigernden Mittel im Spiel?

(sonn)

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Gesichter der Frankreich-Rundfahrt:Marcel Kittel

Tour de France 2013 21th stage

Quelle: dpa

Marcel Kittel: Niemand zweifelte an seinen Worten. "Es ist einfach Wahnsinn", sagte Marcel Kittel in Paris. Der Deutsche war als talentierter Sprinter in die Frankreich-Rundfahrt gegangen, dem man an guten Tagen Etappensiege zutrauen konnte, der in seiner Entwicklung aber noch ein, zwei Jahre brauchen würde. Dachten alle. Kittel beendete die Tour schließlich mit vier Etappensiegen. Schon beim Auftakt in Bastia profitierte er von einem Massensturz und gewann die Etappe, später ließ er Tageserfolge in Saint-Malo, Tours und auf den Champs Elysées in Paris folgen. Damit hatte er großen Anteil am besten Abschneiden deutscher Fahrer seit 1977 (sechs Etappensiege). "Ich glaube, dass ich hier bei der Tour gezeigt habe, zu was ich fähig bin", sagte Kittel. Künftig wird ihn niemand mehr unterschätzen.

(ebc)

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Gesichter der Frankreich-Rundfahrt:Andre Greipel

Tour de France 2013 6th stage

Quelle: dpa

Andre Greipel: Im Gegensatz zu Kittel war André Greipel vor der Rundfahrt die große Hoffnung auf deutsche Etappensiege. Im vergangenen Jahr noch dreimal im Sprint erfolgreich, stand der Deutsche Meister bei der Jubiläums-Tour jedoch eindeutig im Schatten seines Landsmanns. Auch beim prestigeträchtigen Sprint Royal auf dem Pariser Champs Elysées reichte es nur für den zweiten Platz. Mit seinem Sieg auf der sechsten Etappe in Montpellier konnte Greipel einen Tageserfolg feiern und trug damit zum guten deutschen Gesamtergebnis bei. Immerhin.

(cko)

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Gesichter der Frankreich-Rundfahrt:Alberto Contador

Le Tour de France 2013 - Stage Eighteen

Quelle: Getty Images

Alberto Contador: Für die meisten Radsportfans war es wohlig anzusehen: Alberto Contador kehrte im Jahr nach seiner Dopingsperre zurück - und verpasste das Podium. Vorbei offenbar die Zeiten, in denen der Spanier mühelos allen Verfolgern am Berg davon sprintete, sogar in den Zeitfahren verblüffende Leistungen abrief, zuletzt die Tour 2010 gewann (der Titel wurde ihm wegen Dopings aberkannt). Diesmal fuhr ein anderer Contador durchs Gebirge. Am Mont Ventoux: abgehängt. In den Zeitfahren: chancenlos. Bei der Königsetappe zweimal hinauf nach L'Alpe d'Huez verlor er wiederum viel Zeit. Schon vor den letzten drei Etappen hatte der spätere Sieger Froome über fünf Minuten Vorsprung auf Contador. Am Ende waren es 6 Minuten und 27 Sekunden. Optimisten dient Contadors Leistung immerhin als Indiz, dass es sauberer zugeht bei der Tour de France.

(ebc)

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Gesichter der Frankreich-Rundfahrt:Alejandro Valverde

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Quelle: AFP

Alejandro Valverde: Die Tour de France ist grausam. Ein einziger schwarzer Tag kann genügen, dass die Rundfahrt verloren geht. Dies erlebte Alejandro Valverde auf der 13. Etappe. Er gilt als sehr guter Bergfahrer, wurde als Kandidat für das Podest gehandelt. Doch auf den 173 Kilometern zwischen Tours und Saint-Amand-Montrond hatte er einen Defekt, wurde von seinem Team isoliert, fand den Anschluss nicht mehr - und büßte in den Alpen satte neun Minuten ein. "Das war einfach sehr unglücklich für ihn. Ich hoffe, kein Team reagiert so, wenn ich so ein Problem habe", kommentierte der Gesamtsieger Froome. Die Tour war für Valverde gelaufen, er fuhr sie dennoch zu Ende, landete auf Gesamtrang acht. Mit über 15 Minuten Rückstand.

(ebc)

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Gesichter der Frankreich-Rundfahrt:Mark Cavendish

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Quelle: AFP

Mark Cavendish: Schon auf der ersten Etappe zeigte sich, dass es auch für Mark Cavendish eine schwierige Tour werden würde. Durch einen Sturz kurz vor dem Ziel büßte er alle Chancen auf den Etappensieg und das erste Gelbe Trikot ein. Insgesamt gewann der Brite in diesem Jahr "nur" zwei Etappen - Negativrekord für den Weltmeister von 2011. Oft wurde er im Massensprint nur hauchdünn geschlagen. Zu allem Überfluss wurde Cavendish während der elften Etappe von einem Zuschauer mit Urin bespritzt, nachdem er am Vortag im Sprint den Sturz eines Fahrers provozierte und damit den Unmut der Publikums auf sich zog. Mit nunmehr 25 Tagessiegen ist er der dritterfolgreichste Fahrer der Tour de France überhaupt.

(cko)

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Gesichter der Frankreich-Rundfahrt:Tony Martin

Tour de France 2013 11th stage

Quelle: dpa

Tony Martin: Der Rücken aufgeschürft, eine tiefe Fleischwunde am Ellenbogen, leichte Lungenquetschungen: Tony Martin stürzte auf der ersten Etappe der Tour in Korsika fürchterlich. Doch der deutsche Zeitfahrweltmeister ließ sich nicht zurück in die Heimat bringen, sondern blieb in Frankreich und fuhr weiter. Es sei schließlich nichts gebrochen, so seine Begründung. Er meisterte am Tag nach dem Sturz die 156 Kilometer nach Ajaccio, er erklomm den steilen Mont Ventoux - die 11. Etappe gewann er sogar. Beim Einzelzeitfahren zum Mont Saint-Michel war er zwölf Sekunden schneller als der spätere Toursieger Froome. "Am Ende hatte ich furchtbare 30 Minuten. Ich habe nicht damit gerechnet, dass Chris so nah an mich herankommt. Ich bin wirklich glücklich", sagte Martin im Zielbereich und kämpfte mit den Tränen. Seine Wunden waren noch zu sehen.

(sonn)

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Gesichter der Frankreich-Rundfahrt:Christophe Riblon

Le Tour de France 2013 - Stage Eighteen

Quelle: Getty Images

Christophe Riblon: Einst galt er als "Berg der Holländer", nun haben ihn die Franzosen zurückerobert. Nachdem vor zwei Jahren Pierre Rolland den ersten französischen Sieg am Alpe d'Huez feiern konnte, legte bei der 100. Auflage gleich ein Landsmann nach: Christophe Riblon. Der 32-Jährige gewann schon 2010 eine Etappe bei der Tour de France, doch er steht in Frankreich deutlich im Schatten der großen Hoffnungen Thomas Voeckler, Thibaut Pinot und eben Rolland. Doch nun gewann Riblon als einziger Franzose eine Etappe bei der Jubiläums-Tour und das ausgerechnet nach den 21 Kehren hinauf nach Alpe d'Huez. Wurde zudem als kämpferischster Fahrer der Rundfahrt ausgezeichnet.

(cko)

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Gesichter der Frankreich-Rundfahrt:Jens Voigt

Tour de France 2013 20th stage

Quelle: dpa

Jens Voigt: 16 Frankreich-Rundfahrten hat Jens Voigt bestritten, war stets ein treuer Helfer für seine Kapitäne und hat sich mit seiner unerschrockenen und kämpferischen Art ins Gedächtnis der Radsportfans gefahren. Doch nun scheint für den 42-Jährigen Schluss zu sein. "Ich bin nicht mehr der Fahrer, der ich mal war", sagt Voigt. Auf der Etappe nach Alpe d'Huez hat sich Voigt so sehr verausgabt, dass er sich während des Anstiegs zwei Mal übergeben musste. "Ich habe versucht, mich hinter einem Campingwagen zu verstecken und über eine Leitplanke zu reihern", gab Voigt im Ziel zu. Am vorletzten Tag gab er noch einmal alles und fuhr lange Zeit an der Spitze des Felden. Nach insgesamt zwei Etappensiegen (2001 und 2006) und zwei Tagen im Gelben Trikot (2001 und 2005) ein würdiger Abschied von der Grande Boucle.

(cko)

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