Uwe Gensheimer kehrt zurück:Lieber Mannheim als Paris

Uwe Gensheimer Signs For Rhein-Neckar Loewen

Gewohnter Arbeitsplatz: Uwe Gensheimer bei den Rhein-Neckar Löwen.

(Foto: Getty Images)
  • Uwe Gensheimer wechselt von Paris Saint-Germain wieder zu seinem alten Verein, den Rhein-Neckar Löwen nach Mannheim.
  • Für die Handball-Bundesliga ist das ein gutes Zeichen - denn viele Top-Spieler wie etwa Torwart Andreas Wolff verlassen die Liga gerade.

Von Michael Wilkening, Mannheim

Die Menschen in Plankstadt dürfte es gewundert haben, dass gestern in Mannheim so ein Bohei gemacht wurde. Die Rückkehr von Uwe Gensheimer zu den Rhein-Neckar Löwen wurde vom Klub als Sensation mit einem Kurzfilm inszeniert, doch das sorgte in dem kleinen Ort zwischen Mannheim und Heidelberg für keine Wallungen mehr. In Plankstadt war es längst ausgemacht, dass der Handballer im Sommer in die Region zurückkehrt, aus der er stammt. Seit einiger Zeit lässt der Kapitän der Nationalmannschaft für seine Familie und sich ein Haus in dem Ort bauen, das zur Heimkehr des 32-Jährigen fertiggestellt sein soll. Am Dienstag gaben die Löwen und Gensheimer dann bekannt, dass der Weltklasse-Linksaußen nach drei Jahren bei Paris Saint-Germain heimkehrt und einen Vertrag bis Juni 2022 unterschrieben hat.

Monatelang hatte der Klub in Zusammenarbeit mit Sponsoren daran getüftelt, ein finanzielles Paket zu schnüren, um Gensheimers Verpflichtung zu stemmen. Der Mann mit den außergewöhnlichen Fähigkeiten im rechten Handgelenk wird künftig der bestbezahlte Linksaußen der Handball-Bundesliga (HBL) sein. Kurz nachdem die Sportart durch die WM im eigenen Land viel Aufmerksamkeit erregte, war ein guter Zeitpunkt, das Offensichtliche offiziell zu machen.

Für die Löwen handelt es sich um ein Geschäft ohne Risiko, denn Gensheimer dürfte jeden Cent für den zweimaligen Deutschen Meister wert sein. "Uwe spielt für uns eine ganz besondere Rolle", sagte Geschäftsführerin Jennifer Kettemann. Gensheimer war ja bereits jahrelang das Gesicht des Klubs und half maßgeblich dabei, die Bekanntheits- und Umfragewerte der Löwen zu steigern. In ein paar Monaten wird das wohl wieder so sein, wenn der bekannteste Handballer in Deutschland das Löwentrikot mit der Nummer drei trägt.

Sportlich ist er sowieso eine Verstärkung, seine Qualität hat er gerade erst bei der WM gezeigt, als er nicht nur der stärkste deutsche Spieler auf dem Feld war, sondern als Kapitän auch abseits davon überzeugte. "Uwe hat sich in Paris weiterentwickelt", sagte Oliver Roggisch, der als Sportlicher Leiter bei den Löwen an der Rückholaktion mitgewirkt hat. Im teuren Ensemble an der Seine setzte sich Gensheimer ohne Anlaufprobleme durch, wurde schnell zum Leistungsträger bei PSG und wuchs als Persönlichkeit. Davon profitieren die Nationalmannschaft, künftig wieder die Löwen - und die gesamte Liga.

Eine Umkehr des Trends der zurückliegenden Jahre bedeutet die Heimkehr von Gensheimer aber nicht. Wenn der Linksaußen die Bühne der Bundesliga wieder betritt, haben in Rasmus Lauge, der gerade mit Dänemark Weltmeister wurde, und Andreas Wolff zwei prägende Gesichter der jüngeren Vergangenheit das Weite gesucht. Lauge spielt ab Sommer für den ungarischen Spitzenklub KC Veszprem, Wolff für den polnischen Dauermeister KS Kielce. "Ich bin eher ein Sonderfall", sagt Gensheimer. Die Chance, bei einem europäischen Topklub aus der eigenen Stadt Handball spielen zu können, ist eben außergewöhnlich - und steht nicht beispielhaft dafür, dass die neue Attraktivität der Liga die Besten ihres Fachs anziehen würde.

Topspieler verlassen derzeit die Bundesliga, weil die Verdienstmöglichkeiten im Ausland inzwischen besser sind, und weil die Belastung in Deutschland zu hoch ist. Die HBL ist nicht alleine für den Raubbau an der Physis der Spieler verantwortlich, der europäische Verband (EHF) mit der aufgeblähten Champions League ist daran ebenso beteiligt. Aber nur in der deutschen Liga werden die Akteure Woche für Woche voll gefordert, weil das Niveau vieler HBL-Teams sehr hoch ist, im Ausland dagegen gibt es weniger Spitzenspiele. Die Spieler der Topklubs in Deutschland sind Belastungen ausgesetzt, die auf Dauer schwer zu ertragen sind.

Das sorgt für müde Körper, müde Köpfe - und letztlich für viel Verdruss. Nikolaj Jacobsen gelang vor ein paar Tagen als Trainer sein größter Erfolg, als er mit Dänemark die Weltmeisterschaft im eigenen Land feierte. Bis Sommer ist er parallel Trainer der Rhein-Neckar Löwen, nach fünf Jahren beendet er dann seine Tätigkeit im Verein. Wer den früheren Linksaußen am Spielfeldrand sieht, wer mit ihm gesprochen und erlebt hat, mit welcher Leidenschaft er mit einer Mannschaft arbeitet - der kann sich nicht vorstellen, dass Jacobsen mit der Betreuung einer Nationalmannschaft ausgelastet sein wird. Doch der Handballlehrer freut sich auf die Auszeit vom Vereinsbetrieb. "Diese vielen Spiele, über Jahre hinweg", sagte Jacobsen kürzlich, "diese vielen Spiele nehmen dir irgendwann den Spaß an dem, was du eigentlich liebst."

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