Box-Olympiasiegerin Lin Yu-ting hat sich im Zuge der Genderdebatte von der Teilnahme an einem internationalen Turnier zurückgezogen. Die Kämpferin aus Taiwan verzichtet darauf, bei den World Boxing Cup Finals in Sheffield antreten. Als Grund führt die taiwanesische Sportbehörde an, dass der neue Weltverband World Boxing die Teilnahmeberechtigung Lins angezweifelt habe.
„Sie ist weiblich, erfüllt alle Zulassungskriterien und hat erfolgreich an einer Boxveranstaltung für Frauen teilgenommen und eine Goldmedaille gewonnen“, heißt es in der Erklärung: „Da World Boxing erst kürzlich gegründet wurde und sich noch in der Entwicklung seiner operativen Mechanismen befindet, fehlt es ihm leider an der klaren Regulierungspolitik des IOC, die den Schutz der Rechte der Athleten gewährleistet.“ Lin habe angeboten, sich einer „umfassenden medizinischen Untersuchung vor Ort“ in Großbritannien zu unterziehen, doch World Boxing habe dem nicht zugestimmt. Um weiteren Schaden von ihr abzuwenden, sei der Rückzug von dem Wettkampf „proaktiv“ erfolgt.
Lin und die algerische Boxerin Imane Khelif, ebenfalls Olympiasiegerin, standen bei den Sommerspielen in Paris im Zentrum einer Genderdebatte. Die Geschlechtszugehörigkeit beider Kämpferinnen wurde öffentlich infrage gestellt. Sie waren im Jahr zuvor vom Verband IBA von der Weltmeisterschaft ausgeschlossen worden, das Internationale Olympische Komitee (IOC) ließ sie für Paris jedoch zu. World Boxing war 2023 als Alternative zur IBA, einem Verband mit zahlreichen Skandalen, gegründet worden