Geherinnen bei der Leichtathletik-WM:Chinas Sieg sorgt für Spekulationen

Beijing 2015 IAAF World Championships

Die Chinesinnen Liu Hong (rechts) und Lu Xiuzhi ließen der Konkurrenz beim 20-Kilometer-Gehen keine Chance.

(Foto: dpa)
  • Die Geherin Liu Hong gewinnt die erste Goldmedaille für China bei der Leichtathletik-WM in Peking.
  • Eine Unterhaltung mit ihrer Teamkollegin Lu Xiuzhi kurz vor dem Ziel sorgt für Spekulationen. Gab es eine Stallorder unter den Chinesinnen?
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Von Tim Brack

Sechs Tage lang haben die Gastgeber auf diesen Erfolg gewartet. An diesem Freitag gewann die Geherin Liu Hong endlich die erste Goldmedaille für das chinesische Team bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Peking. "Ich habe einen großen Druck verspürt. Jeder in China hat darauf gewartet", sagte die 28-Jährige. Sie lief nach 20 Kilometern vor ihrer Teamkollegin Lu Xiuzhi durchs Ziel. Fast gleichzeitig. Einen richtigen Kampf um Gold sahen die Zuschauer allerdings nicht.

Die beiden Favoritinnen hatten sich bereits auf den ersten Metern vom übrigen Feld abgesetzt und führten über die komplette Distanz weit vor dem Rest. Kurz vor dem Stadion kam es zwischen den beiden dann zu einer Unterhaltung, die für Spekulationen sorgt.

Lu Xiuzhi attackierte auf der Laufbahn nicht und ging, ohne sich erkennbar um Gold zu bemühen, zwei Schritte hinter Liu Hong ins Ziel. Hat die sieben Jahre jüngere der älteren Kollegin den Vortritt gewährt? Wollte sie der berühmten Weltrekordhalterin die Schmach ersparen, bei einer Weltmeisterschaft wieder geschlagen zu werden? "Ich habe vorher bei großen Meisterschaften einmal Silber und zweimal Bronze geholt. Jetzt ist es endlich Gold geworden", sagte Liu Hong danach.

Was genau dahintersteckte, ist noch unklar. Ein wenig erinnerte der Zieleinlauf dennoch an eine Stallorder im Motorsport.

Die einzigen, die den beiden Chinesinnen hätten gefährlich werden können, wären die Geherinnen aus Russland gewesen. Doch der russische Verband hatte vor der WM sein komplettes Geher-Team infolge der zahlreichen Doping-Skandale in den vergangenen Monaten zurückgezogen. "Auf der einen Seite hatten wir den großen Druck. Auf der anderen Seite wussten wir aber auch, dass wir ohne die Russinnen keine großen Probleme kriegen können, wenn wir unsere Leistung zeigen", sagte die Zweitplatzierte Lu Xiuzhi.

Durch diesen Doppelerfolg auf dem kleinen Rundkurs vor dem Olympiastadion zogen die Chinesen im Medaillenspiegel - zumindest vorübergehend - an der deutschen Mannschaft vorbei. Wer von beiden gewonnen hat, spielt in diesem Aspekt keine Rolle.

Mit Material von dpa

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