1:1 gegen Hoffenheim:"Jede Woche ein bisschen besser"

VfB Stuttgart v TSG 1899 Hoffenheim - Bundesliga

Ein ewiger und ein ausgeliehener Stuttgarter: Maskottchen Fritzle beglückwünscht den Torschützen Steven Zuber.

(Foto: Alex Grimm/Bongarts/Getty Images)

Stuttgart ist immer noch Tabellen-16., doch die jüngsten Leistungen nähren die Hoffnung auf den Klassenverbleib. Das hat auch mit Stürmer Steven Zuber zu tun, der gegen Hoffenheim zum Ausgleich trifft.

Von Tobias Schächter, Stuttgart

Steven Zuber war nach dem Abpfiff sehr bemüht, sofort etwas klarzustellen. Sein Torjubel sei nicht gegen die Fans der TSG Hoffenheim gerichtet gewesen, er habe höchsten Respekt vor den "Hoffenheimer Jungs". Zuber hatte den 1:1-Ausgleich (66.) für den VfB Stuttgart erzielt und da er das Tor vor der Kurve der Gästefans erzielt hatte, feierte der Schweizer Nationalspieler eben dort. Es war ein besonderes Tor für Zuber, 27, im Winter war er von den Hoffenheimern bis Saisonende an die Stuttgarter ausgeliehen worden. Dass er Genugtuung empfinde nach seinem nun schon fünften Treffer für den VfB, wollte Zuber aber nicht sagen. "Ich spiele für mich, ich wollte es für mich." Das Tor des Offensivspielers rettete dem VfB einen wichtigen Punkt im Abstiegskampf - und raubte den Hoffenheimern zwei wichtige Zähler im Wettbewerb um den erneuten Europapokaleinzug.

Das Zustandekommen des Unentschiedens in Stuttgart zementierte das Hoffenheimer Mittelmaß auf typische Art und Weise. Nach der Führung durch Andrej Kramaric (42.) schafften es die Hoffenheimer - wie so oft in dieser Runde - nicht, trotz großer Chancen, das 2:0 nachzulegen und somit die Partie frühzeitig zu entscheiden. Pavel Kaderabek traf nach einer Ecke aus kurzer Distanz per Kopf nur den Pfosten (48.) und Kerem Demirbay schlenzte den Ball aus 16 Meter am Tor vorbei (64.). "Wir können nicht immer nur sagen, wir schießen das zweite Tor nicht", klagte Abwehrspieler Stefan Posch, 21, mit einer Miene und einer Laune wie nach einer Niederlage: "Wir schaffen es ja auch nicht, mal zu Null zu spielen." Und dann brachte der junge Österreicher, der gerade erstmals für die A-Nationalmannschaft nominiert wurde, die Situation der TSG mit einem einzigen Satz auf den Punkt: "Und jetzt stehen wir halt da, wo wir sind." Hoffenheim steht gerade auf Platz acht und hält mit nun elf Remis einen Ligarekord, auf den sie gerne verzichten würden. Mittelfeldspieler Kerem Demirbay findet: "Wir müssen uns nicht in die Tasche lügen: Wir sind kein Spitzenteam im Moment."

Trainer Julian Nagelsmann fasste den unbefriedigenden Saisonverlauf so zusammen: Er finde es etwas despektierlich den Gegnern gegenüber, immer nur auf die verpassten Chancen seiner eigenen Elf herumzureiten. Die anderen Mannschaften hätten auch Qualität, aber natürlich wünsche auch er sich, dass eine Elf bei Führungen stabiler spielte. Tut sie aber nicht, und, so fand Nagelsmann, deshalb gehe auch der Punkt in Stuttgart in Ordnung. Nagelsmann hat es also auch im vierten Anlauf als Profi-Trainer der TSG nicht geschafft, in Stuttgart zu gewinnen. Im Sommer verabschiedet er sich bekanntlich zu RB Leipzig. Dass er das - wie gewünscht - mit dem Einzug in den Europapokal tut, wird nach dem Remis an diesem Wochenende immer unwahrscheinlicher.

Sportvorstand Hitzlsperger findet, dass es "in vielen Bereichen in die richtige Richtung geht"

Die Stuttgarter zogen aus dem Ergebnis und der Leistung Zuversicht für den Saisonendspurt. Der VfB hängt zwar weiter auf Relegationsplatz 16 fest, aber Sportvorstand Thomas Hitzlsperger findet, dass es "in vielen Bereichen in die richtige Richtung geht": "Jede Woche ein bisschen besser, besser, besser." Nach einem stabilen 1:1 in Bremen hat der VfB gegen den Tabellenvorletzten Hannover mit 5:1 gewonnen, dann in Dortmund (1:3) zuletzt lange gut verteidigt und nun gegen eine starke Mannschaft wie Hoffenheim einige Chancen herausgespielt. "Wir waren mit Ball verbessert", analysierte Hitzlsperger. Tatsächlich hatten die Stuttgarter ein paar Möglichkeiten: Alexander Esswein scheiterte schon nach vier Minuten aus kurzer Distanz an TSG-Torwart Oliver Baumann, der ehemalige Hoffenheimer Kapitän Andreas Beck mit einer Direktabnahme am Pfosten (37.). Und der eingewechselte Techniker Daniel Didavi hatte am Ende des Spiels noch zwei gefährliche Szenen. Trainer Markus Weinzierl lobte "Zweikampfstärke, Moral und Kompaktheit" seiner Elf. In den letzten Wochen hat Weinzierl eine Grundformation (3-5-2) mit einer guten Dreierabwehrkette gefunden, in der Weltmeister Benjamin Pavard in der Zentrale immer besser wird. Und Steven Zuber entlastet den auch gegen Hoffenheim schwachen Mittelstürmer Mario Gomez beim Toreschießen. Hitzlsperger lobte Zuber als "fleißigen Spieler", der immer der letzte Profi sei, der den Trainingsplatz verlasse.

Trainer Weinzierl sieht eine "klare Entwicklung" seiner Mannschaft und glaubt: "Wenn wir so spielen wie heute, bin ich überzeugt, dass wir noch viele Punkte holen und es noch reicht, direkt in der Liga zu bleiben." Schalke auf dem ersten Nichtabstiegsplatz liegt nur drei Punkte weg, Augsburg auf Rang 14 fünf Punkte. Beide Konkurrenten sind übrigens Weinzierls Ex-Klubs.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: