Galoppsport:Hut ab!

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Fünf Pferdelängen Vorsprung: Der Wallach Skaletti gewann mit Jockey Gerald Mossé das Rennen in Riem erwartet souverän. (Foto: Claus Schunk)

Das französische Top-Pferd Skaletti gewinnt den Großen Dallmayr-Preis in Riem. Nach 16 Monaten waren erstmals wieder Zuschauer auf der Anlage, die Masken anstelle der üblichen Hüte trugen.

Von Frederik Kastberg

Es herrschte schon fast wieder so etwas wie Normalität beim Großen Dallmayr-Preis am Sonntag in Riem. Prosecco-Flaschen, Jubelschreie und zerrissene Wettscheine prägten das Bild an der Galopprennbahn, die erstmals seit Pandemiebeginn wieder 950 Zuschauer begrüßen durfte. 1000 hätte das Hygienekonzept maximal erlaubt. Nur eine Sache suchte man vergeblich: Hüte. Die sonst so typischen und teils durchaus imposanten Kopfbedeckungen fehlten am Gruppe-1-Renntag nahezu komplett. "Wir hätten normalerweise einen Hutverkäufer hier gehabt. Der wollte aber nicht kommen, weil er Angst hatte, dass es regnet", erklärte Sascha Multerer, Generalsekretär des Münchener Rennvereins, das Fehlen der Kunstwerke auf den Köpfen der Besucherinnen.

Und so war das auffälligste Mode-Accessoire eben nicht der Hut, sondern die verpflichtende FFP2-Maske, bei der die Besucher keine stilistischen Experimente wagten und sich größtenteils an das weiße Standard-Modell hielten. Der angekündigte Regen in Riem setzte dann tatsächlich erst ein, als alle Pferde schon wieder in ihren Ställen standen.

Skaletti wird seiner Favoritenrolle gerecht

Der Star des Tages war da sogar schon auf dem Weg nach Frankreich zum nächsten Rennen. Der als haushoher Favorit an den Start gegangene Wallach Skaletti wurde seiner Rolle gerecht und gewann das Hauptrennen überlegen mit fünf Pferdelängen Vorsprung. "Ein Gruppe-1-Rennen ist nie einfach, aber ich war mir sicher, dass wir gewinnen", sagte der französische Jockey Gerald Mossé, der sehr dankbar gewesen war, mit einem solchen Pferd vor deutschem Publikum starten zu können. Im Rennen selbst verharrte er lange in Lauerstellung, war zu Beginn sogar Letzter, zog dann aber auf der Zielgeraden mühelos an der Konkurrenz vorbei. "Der Tempomacher war zeitweise zehn, fünfzehn Pferdelängen in Führung. Als ich dann langsam dachte: ,Okay Baby, it's time to go!', hat das Pferd ganz von alleine losgelegt." Damit sicherte Mossé, der in seiner Karriere schon mehr als 70 Rennen in der Champions League des Galoppsports gewinnen konnte, seinem Team die Siegprämie von 60 000 Euro.

Auch Multerer zeigte sich von der Leistung Skalettis, der in diesem Jahr alle seine vier Rennen - darunter auch einen Gruppe-1-Start - gewinnen konnte, beeindruckt: "Das war einfach spektakulär. Ich glaube, das ist im Moment das beste Pferd Europas auf 2000 Metern." Noch am Morgen des Rennens hätten sich Trainer bei ihm erkundigt, ob Skaletti nun wirklich am Start sei, denn eigentlich hatte Trainer Jérôme Reynier das Rennen im Mai noch gar nicht auf dem Plan. Als Vorbereitung auf die Champions Stakes im englischen Ascot im Oktober, ebenfalls ein Rennen der höchsten Klasse, nur mit deutlich höherem Preisgeld, habe München dann aber ideal in seinen Rennkalender gepasst. "Wir haben endlich einmal in Deutschland gewonnen und dann in einem so großen Rennen. Skaletti ist ein ganz besonderes Pferd für uns", sagte der Trainer zufrieden.

"Ich reite viel im Wald mit ihr, deswegen sind wir Schlangenlinien gewohnt."

Generalsekretär Multerer war seine Freude über den Besuch des Star-Pferdes sichtlich anzumerken: "Ich habe mir nach dem Rennen auf den Schenkel geklopft, weil ich mich so gefreut habe. Wir sind stolz, dass wir so ein Pferd hier hatten." Durch den Start des hochklassigen Skalettis behält das Rennen in Riem den Status der europäischen Topkategorie. "Wir waren jetzt ohnehin nicht in Gefahr, aber wenn nur die Deutschen gelaufen wären, hätten wir etwas an Wertung eingebüßt", sagte Multerer, "aber so müssen wir uns keine Sorge machen." Bei einem Überraschungssieg eines der anderen Starter wäre das abschließende Rating des Rennens sogar noch höher ausgefallen.

Ein solch unerwarteter Sieg gelang der Stute Mantalik, geritten und trainiert vom Niederaichbacher Swen Straßmeier, im Rennen zuvor. "Das erste Mal in München zu gewinnen, ist schon ein besonderes Gefühl, wenn man aus Bayern kommt", sagte der Amateurreiter nach seinem Sieg, bei dem er sich mit seinem Pferd nach verpatztem Start noch von hinten wie in einem Slalomlauf an den anderen Reitern vorbei an die Spitze schob: "Ich reite viel im Wald mit ihr, deswegen sind wir Schlangenlinien gewohnt." Der euphorisierte Stadionsprecher nannte Straßmeier den "Sensationssieger des Jahres". Mit einem Euro Einsatz hätten mutige Tipper 138 Euro einstreichen können. An eine solche Quote konnte sich selbst der erfahrene Multerer nicht erinnern.

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