Galopprennen sind eine Sache für Wetter, und das gilt nicht nur, weil deren Einsätze das Business finanzieren. Auch die Besitzer und Trainer müssen manchmal zocken: In welchem Rennen lassen sie ihre Vollblüter antreten? Wo haben sie eine Chance auf großen Ruhm und große Rennpreise – und wo ist das Geläuf möglicherweise so arg durchgeweicht, dass selbst manche der allerschnellsten Pferde nicht schnell genug vorankommen?
Für die Besitzer der vierjährigen Stute Bluestocking ist diese Wette am Sonntag aufgegangen – beim wichtigsten und renommiertesten Galopprennen der Welt, dem 103. Prix de l’Arc de Triomphe in Paris-Longchamp. Bluestocking wurde kurzfristig nachgemeldet für das Rennen aller Rennen, der Trainer Ralph Beckett musste dafür einiges Vertrauen und die Besitzer der Stute ordentlich Kleingeld mitbringen: 120 000 Euro waren für die späte Nennung fällig. Am Ende des 2400 Meter langen Rennens hatte Bluestocking dann aber gewonnen, der irische Jockey Rossa Ryan reckte die Faust in den Himmel und sagte, der Trainer sei ein Genie. 2,857 Millionen Euro Preisgeld fließen nun an das in den 1980er-Jahren vom saudischen Prinz Khalid bin Abdullah gegründete Rennimperium Juddmonte Farm.
Galopprennen:Das Pferd als Anlageobjekt
Die Inflation galoppiert - warum sein Geld also nicht gleich in Rennpferde investieren? Kann gutgehen, muss aber nicht, wie das Beispiel eines Liebhaber-Projekts zeigt.
Zocken mussten auch die Besitzer des deutschen Starters Fantastic Moon – bloß umgekehrt. Das Syndikat Liberty Racing wollte den in München-Riem von Sarah Steinberg trainierten Vierjährigen am Sonntagmittag kurzfristig zurückziehen. Es hatte geregnet in Paris, der Boden wurde tiefer und tiefer, das liegt dem Hengst nicht. Nur: Abmelden kostet auch sehr viel Geld, in diesem Fall wären 55 000 Euro fällig gewesen. Also lief Fantastic Moon doch – und kam als Neunter unter ferner liefen ins Ziel. 2023 war er Elfter geworden. Was sich aber verschmerzen lässt: Nachdem der aktuelle „Galopper des Jahres“ 2023 das Deutsche Derby in Hamburg und 2024 den Großen Preis von Baden in Iffezheim gewonnen hat, ist das Engagement der Besitzergruppe längst amortisiert.