Galatasaray gegen Dortmund:Jürgen Klopp applaudiert

Defensiv stabil, offensiv gefährlich: Borussia Dortmund ändert gegen Galatasaray Istanbul die Taktik - und siegt souverän 4:0. Das muntert den zuletzt arg nachdenklichen Trainer auf.

Von Dominik Fürst

Es sind ungewöhnliche Tage für Borussia Dortmund. Schwacher Saisonstart, Platz 14 in der Bundesliga und ein Trainer, der ganz anders wirkt als sonst: still, nachdenklich, angeschlagen. Ein bisschen Halt bietet Jürgen Klopp in dieser Situation allenfalls die Champions League. Dort sah der Coach auch am Mittwochabend wieder einen überzeugenden BVB.

4:0 (3:0) gewann Dortmund bei Galatasaray Istanbul. Es waren die einfachen Dinge, auf die Klopp die Mannschaft eingestellt hatte. "Wir haben eine gemeinsame Idee vom Fußball, und die basiert auf einer defensiven Strategie", hatte Ilkay Gündogan vor dem Spiel gesagt, und es war dieser Strategie geschuldet, dass er selbst auf der Bank Platz nehmen musste.

Nach fünf Minuten schlägt Aubameyang zu

Klopp bot die defensivste seiner personellen Varianten auf und schickte Sebastian Kehl und Sven Bender als "Doppelsechs" ins hintere Mittelfeld. Innenverteidiger Sokratis half als Linksverteidiger aus und vorne stürmten weder Ciro Immobile, noch Adrian Ramos, sondern der schnelle Pierre-Emerick Aubameyang. Eine Umstellung, die sich auszahlen sollte.

Es waren noch keine sechs Minuten gespielt - Dortmund ließ die (für gewöhnlich) heimstarken Türken das Spiel machen - bis Mats Hummels einen Istanbuler Angriff unterband, Henrikh Mkhitaryan Marco Reus steil schickte und dieser für Aubameyang querlegte. Der Gabuner schob souverän zum 1:0 für Dortmund ein, ein klassischer Konter. An der Seitenlinie ballte Jürgen Klopp die Faust.

Es kann am wirklich lauten türkischen Publikum gelegen haben, dass der BVB in dieser Anfangsphase trotz der Führung einen wackligen Eindruck machte. Mal spielte Sebastian Kehl einen Fehlpass, mal stand Neven Subotic falsch, mal tauchte Roman Weidenfeller unter einer Flanke hindurch. Nur Torchancen, das war die positive Erkenntnis, ließ der BVB nicht zu.

Und dann wiederholten die Dortmunder einfach, was am Anfang so gut geklappt hatte. Wieder hebelte Mkhitaryan mit einem steilen Pass auf Lukasz Piszczek die Istanbuler Abwehr aus, wieder kam Aubameyang in der Mitte erstaunlich frei zum Abschluss. 2:0 führte der BVB nach 18 Minuten, Jürgen Klopp ballte ein zweites Mal die Faust. Er blieb dann ruhig am Seitenrand stehen und beobachtete, wie sein Team die Kontrolle übernahm.

Aubameyang verpasste den Hattrick, als er den Ball nach einer halben Stunde an den Pfosten knallte, doch Marco Reus zielte genauer: Aus 25 Metern schickte er den Ball mit großer Wucht und in hohem Bogen aufs Istanbuler Tor, so dass Torhüter Fernando Muslera keine Abwehrchance blieb (40.). Die Gäste führten 3:0, dann war Halbzeit. Jürgen Klopp applaudierte.

Unterwegs trifft auch noch Ramos

Klopp musste auch nach der Pause nicht mehr unruhig werden. Dortmund konzentrierte sich - ganz anders als in der Bundesliga - vollständig auf die Defensive und überließ Galatasaray den Ball. So verzeichnete Istanbul über 60 Prozent Ballbesitz, blieb aber ohne nennenswerte Torchance. Die türkischen Fans waren längst leise geworden. Ungefährdet steuerte Dortmund auf den Schlusspfiff zu, unterwegs traf der eingewechselte Ramos nach Vorlage des ebenfalls eingewechselten Gündogan zum 4:0 (82.): Balsam für die geschundenen Dortmunder Seelen. Dann war Schluss.

Borussia Dortmund bleibt damit in der Champions League ohne Punktverlust und Gegentor und führt die Tabelle in Gruppe D mit drei Punkten Vorsprung an. Leicht gestärkt geht es jetzt ins Bundesliga-Duell am Samstag gegen Hannover 96.

Sven Bender wird dann womöglich fehlen, weil er mit einer Verletzung am Arm vom Spielfeld und ins Krankenhaus musste, die Diagnose stand zum Schlusspfiff noch aus. Insgesamt war es dennoch - zur Abwechslung - ein erfreulicher Abend. Auch für Jürgen Klopp. Er wirkte nicht mehr so still, nachdenklich und angeschlagen.

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