Fußballer und Wehrdienst:Die Liga der Sehleiden und Beckenschiefstände

Strunz

Thomas Strunz zu seiner aktiven Zeit.

(Foto: imago)

Der Südkoreaner Son Heung-min muss nun doch nicht zum Wehrdienst, weil er einen Titel gewonnen hat. Mancher Elite-Kicker aus Deutschland war einfach so versehrt, dass er ausgemustert wurde.

Glosse von Markus Schäflein

Neuerdings wird in Deutschland ja über die Rückkehr der Wehrpflicht diskutiert, und aus diesem Anlass sei vorsorglich an die besten Methoden erinnert, bei der Musterung einen schlechten Eindruck zu machen. Beliebt war es, literweise Kaffee zu trinken, um das Herz zum Rasen zu bringen. Zahnpasta zu essen, sollte Fieber hervorrufen. Von einem kreativen Fall berichtete im Jahre 2005 der Spiegel: Ein gewisser Christian, 18, der an einer Nussallergie litt, soll exzessiv Nüsse verspeist und sich Nusscreme auf die Haut geschmiert haben. Er habe einen blutig gekratzten und stinkenden Ausschlag bekommen, sich zwei Wochen lang nicht gewaschen und die letzte Nacht vor der Musterung zur Sicherheit mit Kaffee und Wodka durchgemacht, schrieb das Magazin.

Besser erging es da den Fußballern. Auch für sie galt die Wehrpflicht, doch viele von ihnen hatten es offenbar bei der (Aus-)Musterung leicht - der Überlieferung nach etwa Günter Netzer (Wirbelsäulenschaden), Fritz Walter (Atemprobleme) oder Torwart Eike Immel (Sehfehler!). Der langjährige FC-Bayern-Keeper Raimond Aumann, der 1990 im Weltmeisterkader stand, wurde bereits 1986 für untauglich erklärt - wegen mehrerer Bänderrisse, die sich auch sonst als sehr nützlich erwiesen: "Auf das Knie beziehe ich sogar eine Rente." Und Thomas Strunz berichtete: "Ich bin ausgemustert worden, weil ich einen Beckenschiefstand habe und dadurch mein rechtes Bein kürzer ist. Außerdem klemmt ein Gleitwirbel manchmal einen Nerv ein." Was erlauben? Die Sport Bild klagte die Kicker an: "Profi in der Bundesliga, aber zu kaputt für die Bundeswehr!"

Da geht es heutzutage in Südkorea schon stringenter zu. Ob ein Sportler vom Wehrdienst befreit wird, entscheidet allein seine Leistung. Der frühere Hamburger und Leverkusener Son Heung-min, derzeit bei Tottenham Hotspur angestellt, gewann nun mit der Nationalmannschaft die Asienspiele - und entkam dadurch dem fast zwei Jahre dauernden Dienst, der an seinem 27. Geburtstag begonnen hätte. Ganz ohne Atemnot, Sehfehler oder Nussallergie. Glückwunsch!

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