Fußballer des Spieltags:Spargel sabotiert Bayern

Schalke-Verteidiger Matip agiert trotz dünner Beine selbstbewusst. Superman Lasogga übertreibt. Und die "kleine Erbse" entpuppt sich als große Diva. Die Egos des Spieltages.

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Javier Hernandez

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Quelle: AP

Javier "Chicharito" Hernandez schlüpfte wie ein nasses Stück Seife an den Journalisten vorbei. Nicht mal für die Pressevertreter aus Mexiko hatte der Stürmer Zeit. Mit seinen zwei Treffern gegen Eintracht Frankfurt hatte der Stürmer maßgeblich zum 3:1-Sieg von Bayer Leverkusen beigetragen. Zu seiner tollen Leistung wollte er sich aber nicht äußeren. Ist die "kleine Erbse" am Ende eine große Diva? Nicht unbedingt: Hernandez plagte nach seiner späten Ankunft vom Länderspiel der Schlafmangel. All seine Energiereserven hatte er beim Laufen und Schießen verbraten. Für den Einsatz bewunderte ihn Nationalspieler Christoph Kramer: "Dafür, dass er nur zwei Stunden geschlafen hat, ist das schon ganz gut." Wahrscheinlich hat Hernandez in der kurzen Zeit von ganz vielen Toren geträumt.

(tbr)

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Javier Martinez

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Quelle: AP

Mit dem Selbstvertrauen ist es so eine Sache. Hat ein Spieler zu viel davon, wird sein Ego schnell größer als die Mannschaft (bestes Beispiel Cristiano Ronaldo). Ob sie sich bei Bayern München um ihren Abwehrorganisator Javi Martinez nun Gedanken machen müssen? Immerhin zeigte der Spanier genug Ich-Stärke im Spiel gegen Schalke, um sich einfach von seiner Abwehrposition in den Angriff zu stehlen, nur um nach 917 Tagen wieder in der Bundesliga zu treffen. Von der eigensinnigen Leistung war sogar Ego-Spezialist Arjen Robben überrascht: "Er ist einfach eingelaufen und war frei. Dann macht er das Ding gut rein. Vielleicht ist das ja eine neue Position für ihn". Dass Martinez jetzt abhebt, ist unwahrscheinlich. Sein Trainer Pep Guardiola, der eigentlich alles super findet - vermutlich sogar das deutsche Wetter - dürfte dieses Mal wörtlich genommen werden: "Er ist einfach ein super Mensch, ein super Typ. Er ist der geborene Teamplayer."

(tbr)

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Pierre-Michel Lasogga

Fußball: Bundesliga, Hamburger SV - Borussia Dortmund

Quelle: dpa

Er ist der stärkste aller Helden: Superman ist superschnell, superstark, super in allem. Für HSV-Stürmer Pierre-Michel Lasogga war die Comicfigur deswegen die logische Wahl, um sich über seinen Dortmunder Stürmerkollegen Pierre-Emerick Aubameyang lustig zu machen beim seinem Treffer gegen den BVB. Aubameyang hatte sich mehrfach als Batman-Fan geoutet und mit passenden Accessoires seine Tore gefeiert. Lasogga präsentierte deswegen ein T-Shirt, das ihn als Superman zeigt. Klare Botschaft an Aubameyang: Du bist stark, ich bin stärker. Klarer Fall von Hybris. Aubameyang kann über den Jubel nur lachen. Er netzte in der Partie bereits zum 15. Mal in dieser Bundesliga-Saison ein und führt die Torjäger-Liste an. Eine andere Comicfigur wäre für Lasoggas nächsten Jubel passsender: Batman-Bösewicht Joker. Der ist in den Comics für die Witze zuständig.

(tbr)

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Joel Matip

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Quelle: AP

Joel Matip trat gegen Bayern auf wie ein großer Verteidiger. An seine spitzen Knochen wird sich Robert Lewandowski noch eine ganze Weile ungern erinnern. Wann immer sich der Münchner Mittelstürmer auf einen Ball freute, kam von irgendwoher eines der langen dünnen Beine des Schalker Verteidigers dazwischen und machte die Freude zunichte. Matip war der ständige Störfaktor, wenn die Bayern auf die Schalker Abwehr zu liefen. Sein Auftrag lautete, aus der Abwehrkette vorzuschieben und wie ein Guerillakämpfer die Kombinationen der Bayern zu sabotieren, und das gelang ihm nicht nur in destruktiver Hinsicht, sondern auch als Initiator etlicher Kontervorstöße seiner Elf.

Ein Matip mit einem solchen Ego weckt Begehrlichkeiten bei anderen Vereinen. Sein Vertrag läuft zum Saisonende aus, über ein Bleiben will er zurzeit nicht verhandeln: "Da hakt's", gab Horst Heldt zu. Der Manager muss auf die Überredungskunst der Mitspieler hoffen. Torwart Ralf Fährmann sagte: "Ich rede ihm zu und bringe ihn in die Bredouille. Da wird sogar Joel rot."

(pse/tbr)

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Alexander Zorniger

VfB Stuttgart v FC Augsburg - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Alexander Zorniger sprach plötzlich ganz leise, fast schüchtern. "Ich muss vor dem Spiel irgendetwas bei meinen Profis übersehen haben", sagte der Trainer des VfB nach der deprimierenden 0:4-Niederlage gegen den FC Augsburg ungewohnt demütig. Bisher hatten ja viele angenommen, dass das Ego des 48-jährigen Schwaben so ausgeprägt ist wie das von Donald Trump. Also mindestens so groß wie das Empire State Building. Doch die Ziele von Zorniger sind kleiner: Anders als der Amerikaner will Zorniger nicht Präsident werden, sondern einfach mal häufiger ein Bundesligaspiel gewinnen. Vielleicht wäre Selbstreflexion der erste Schritt zur Läuterung. Der nächste sollte sein: die fragile Abwehr zu verstärken.

(schma)

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André Schubert

Borussia Mönchengladbach - Hannover 96

Quelle: dpa

Es ist nicht überliefert, ob André Schubert José Mourinho für einen guten Trainer hält. Es ist aber auszuschließen, dass der Trainer von Borussia Mönchengladbach mal mit exzentrischen Entgleisungen auffallen könnte. Dazu ist der frühere Lehramtsstudent aus Kassel zu wohlerzogen. Jedes egomanische Gehabe ist ihm fremd, nach dem siebten Sieg im achten Bundesligaspiel hätte er ja mal wirklich auch sich selbst ein wenig loben können. Jeder hätte das verstanden. Erst recht, da er vor dem Spiel gegen Hannover endlich auch offiziell zum Cheftrainer befördert worden ist. Aber was macht Schubert? "Wenn ich den Sieg als Geschenk der Spieler zum Einstand betrachte, bin ich sehr glücklich darüber", sagte er. Mourinho sollte sich unbedingt den bescheidenen Schubert zum Vorbild nehmen.

(schma)

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Manuel Neuer

FC Schalke 04 v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Quelle: Matthias Hangst/Getty Images

In den vergangenen Tagen hat Manuel Neuer viel mitmachen müssen. In Paris musste der Bayern-Torhüter nach den furchtbaren Terroranschlägen die Nacht mit seinen Mitspielern von der Nationalmannschaft im Stade de France verbringen. Der Torwart des FC Bayern hat dabei hautnah erlebt, dass der Profisport, der oftmals unnötig aufgeladen wird, manchmal ziemlich bedeutungslos ist. Auch deshalb reagierte er nach dem 2:1-Sieg gegen den FC Schalke gelassen wie ein Zen-Buddhist. Ein Fehler? Ja klar, antwortete Neuer über das Tor von Max Meyer, er hatte den tückischen Schuss an den Pfosten lenken wollen. "Ist mir nicht gelungen", gestand Neuer und lächelte. Manch ein Beobachter hatte sich schon Sorgen gemacht um seinen Seelenzustand, weil ihm dieser seltene Fauxpas nun länger verfolgen könnte. Dabei hatte Neuer auch vor Paris schon den Eindruck hinterlassen, dass er beruflichen Missgeschicken mit gesundem Selbstvertrauen begegnet und sie nicht dramatisiert.

(schma)

© SZ.de/tbr/schma/sonn/rus
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