Fußballer des Jahres:Die fliegenden Holländer

Noch eine Auszeichnung für den deutschen Meister: Einen Tag nach dem Gewinn des Supercups wird Arjen Robben mit überwältigender Mehrheit zum Fußballer des Jahres gekürt. Auf den Plätzen zwei bis vier: Bayern, Bayern, Bayern. Trainer des Jahres wird ebenfalls ein Münchner.

Kleines Trostpflaster für den verletzten Superstar Arjen Robben, besonderes Geburtstagsgeschenk für Louis van Gaal und jede Menge Ehre für den FC Bayern: Der deutsche Rekordmeister hat bei der Wahl zum "Fußballer des Jahres" mit den Plätzen eins bis vier abgeräumt und stellt erwartungsgemäß auch den Coach Nummer 1. Vier Wochen nach dem verlorenen WM-Finale und wenige Tage nach der niederschmetternden Diagnose Muskelriss wurde Bayern Münchens Flügelflitzer zum Fußballer des Jahres 2009/2010 gekürt.

"Das ist eine große Ehre. Eine Belohnung für eine super Saison. Nur ein Spiel hat gefehlt und wir hätten alles gewonnen", sagte der niederländische Nationalspieler am Sonntag. Immer noch hat er an den verlorenen Finals, vor allem an seiner Torchance im WM-Endspiel gegen Spanien zu knabbern. Und jetzt auch noch an der schweren Verletzung. Mit den Bayern gewann der Turbo-Mann mit den wichtigen Toren die Meisterschaft und den DFB-Pokal und scheiterte erst im Champions- League-Finale an Inter Mailand. "Mit Arjen hat es den Richtigen getroffen", meinte Vereinstrainer Louis van Gaal an seinem 59. Geburtstag, einen Tag nach dem 2:0-Sieg im Supercup gegen Schalke.

Erster ausländischer Trainer des Jahres

Nach der Super-Saison 2009/2010 und dem ersten Titel der Spielzeit 2010/2011 räumte der deutsche Rekordmeister auch bei der traditionellen Umfrage des Fachmagazins Kicker unter 925 Journalisten ab. Wenig überraschend wurde in van Gaal erstmals ein Ausländer als Trainer des Jahres gekürt. Der Niederländer gewann mit 398 Stimmen vor dem Schalker Felix Magath (231) und Bundestrainer Joachim Löw (87). Fußballerin des Jahres wurde wie im Vorjahr Inka Grings vom FCR Duisburg mit 201 Stimmen knapp vor Fatmire Bajramaj vom Meister und Champions-League-Sieger Turbine Potsdam (181). Eindeutiger fiel das Votum bei den männlichen Kollegen aus.

Der 26-jährige Robben (445) erhielt mehr als doppelt so viele Stimmen wie sein zweitplatzierter Vereinskollege Bastian Schweinsteiger (180). Dritter wurde Münchens Shootingstar Thomas Müller (118) vor WM-Kapitän Philipp Lahm (35). Erst ab Platz fünf beginnt die Bayern- freie Zone mit Wolfsburgs Edin Dzeko (14). Für 24 Millionen Euro war Robben vor der vergangenen Saison nach München gekommen und verzauberte auf Anhieb Fans und Verantwortliche. Mit Traumtoren in der Champions League gegen Florenz und Manchester United oder mit seinem unwiderstehlichen Turbo-Solo im Pokal-Halbfinale gegen Schalke machte sich das technische Genie für die Bayern unbezahlbar.

Nur kleine Blessuren

Und auch in der Bundesliga war er mit zahlreichen wichtigen Treffern an vielen Punkten entscheidend beteiligt. Nach seinem Eingriff am Knie im Oktober 2009 spielte Robben mit Ausnahme kleinerer Blessuren kontinuierlich bei den Bayern - anders als bei seinen bisherigen Stationen, wo er beim FC Chelsea oder bei Real immer wieder länger verletzt war.

In München fühlt er sich pudelwohl, sein zweites Kind wurde dort geboren. Umso bitterer nun der erneute Ausfall für den Einstieg in die neue Spielzeit, der Fußball-Fans und Teamkollegen mindestens zwei Monate um den Ausnahmekönner bringt. Bei der Wahl unter den Sportjournalisten wurde Robben Nachfolger des Brasilianers Grafite vom VfL Wolfsburg.

Robbens Ausnahmesaison

Der Vize-Weltmeister ist der erste Niederländer, der bei der seit 1960 in Deutschland durchgeführten Wahl gewann. Erster Sieger war Uwe Seeler, erster ausländischer Gewinner im Jahr 2004 Ailton (damals Werder Bremen). In Franck Ribéry (FC Bayern), Grafite und nun Robben steht zum dritten Mal in Serie ein Spieler aus dem Ausland ganz oben. Van Gaal dagegen ist der erste ausländische Trainer, dem diese Ehre zuteil wurde.

"Ich freue mich über die Wahl zum Trainer des Jahres. Jeder Preis oder Titel ist ein Grund zum Feiern", sagte das selbst ernannte Feierbiest - und gab gleich noch den besten Botschafter seiner Wahl- Heimat. "Der holländische Generalkonsul hat mir vor kurzem gesagt, dass alles anders geworden ist, seit Robben, van Bommel und van Gaal in München sind. Sie glauben nicht, wie viele Bayern-Fans es jetzt in Holland gibt", übermittelte der Jubilar an seinem Geburtstag.

Alle Fußballer und Trainer des Jahres

Deutschlands Fußballer des Jahres

1960: Uwe Seeler (Hamburger SV) 1961: Max Morlock (1. FC Nürnberg) 1962: Karl-Heinz Schnellinger (1. FC Köln) 1963: Hans Schäfer (1. FC Köln) 1964: Uwe Seeler (Hamburger SV) 1965: Hans Tilkowski (Borussia Dortmund) 1966: Franz Beckenbauer (Bayern München) 1967: Gerd Müller (Bayern München) 1968: Franz Beckenbauer (Bayern München) 1969: Gerd Müller (Bayern München) 1970: Uwe Seeler (Hamburger SV) 1971: Berti Vogts (Borussia Mönchengladbach) 1972: Günter Netzer (Borussia Mönchengladbach) 1973: Günter Netzer (Borussia Mönchengladbach) 1974: Franz Beckenbauer (Bayern München) 1975: Sepp Maier (Bayern München) 1976: Franz Beckenbauer (Bayern München) 1977: Sepp Maier (Bayern München) 1978: Sepp Maier (Bayern München) 1979: Berti Vogts (Borussia Mönchengladbach) 1980: Karl-Heinz Rummenigge (Bayern München) 1981: Paul Breitner (Bayern München) 1982: Karlheinz Förster (VfB Stuttgart) 1983: Rudi Völler (Werder Bremen) 1984: Harald "Toni" Schumacher (1. FC Köln) 1985: Hans-Peter Briegel (Hellas Verona) 1986: Harald Schumacher (1. FC Köln) 1987: Uwe Rahn (Borussia Mönchengladbach) 1988: Jürgen Klinsmann (VfB Stuttgart) 1989: Thomas Häßler (1. FC Köln) 1990: Lothar Matthäus (Inter Mailand) 1991: Stefan Kuntz (1. FC Kaiserslautern) 1992: Thomas Häßler (AS Rom) 1993: Andreas Köpke (1. FC Nürnberg) 1994: Jürgen Klinsmann (Tottenham Hotspur) 1995: Matthias Sammer (Borussia Dortmund) 1996: Matthias Sammer (Borussia Dortmund) 1997: Jürgen Kohler (Borussia Dortmund) 1998: Oliver Bierhoff (AC Mailand) 1999: Lothar Matthäus (Bayern München) 2000: Oliver Kahn (Bayern München) 2001: Oliver Kahn (Bayern München) 2002: Michael Ballack (Bayer Leverkusen/Bayern München) 2003: Michael Ballack (Bayern München) 2004: Ailton (Werder Bremen/Schalke 04) 2005: Michael Ballack (Bayern München) 2006: Miroslav Klose (Werder Bremen) 2007: Mario Gomez (VfB Stuttgart) 2008: Franck Ribéry (Bayern München) 2009: Grafite (VfL Wolfsburg) 2010: Arjen Robben (Bayern München)

Deutschlands Trainer des Jahres

2002: Klaus Toppmöller (Bayer Leverkusen) 2003: Felix Magath (VfB Stuttgart) 2004: Thomas Schaaf (Werder Bremen) 2005: Felix Magath (Bayern München) 2006: Jürgen Klinsmann (DFB/Bundestrainer bis zum 9. Juli 2006) 2007: Armin Veh (VfB Stuttgart) 2008: Ottmar Hitzfeld (Bayern München) 2009: Felix Magath (VfL Wolfsburg) 2010 Louis van Gaal (Bayern München)

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