Fünferpack:Verrückte Hanseaten und ein fliegender Uru

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(Foto: Michael Taeger/Imago)

Der HSV tut sich neuerdings durch Kontinuität hervor, ein Ex-Nationalspieler beendet seine Karriere und ein Barça-Profi versucht sich im Weitsprung. Fünf kurze Fußballgeschichten.

Von SZ-Autoren

Verrückter HSV

Der Hamburger SV ist nicht der erste Verein, der einem beim Stichwort "Kontinuität" in den Sinn kommt. Neueste Statistiken könnten das Klischee aber widerlegen: Hamburger Lokalmedien stellten beeindruckt fest, dass Trainer Tim Walter seit 51 Pflichtspielen im Amt ist und damit den Status eines HSV-Urgesteins erlangt hat. In diesem Jahrtausend haben nur sechs Trainer länger beim HSV durchgehalten, alle noch zur Erstliga-Zeiten. Kontinuität kommt auch in der zweiten Liga gut an: Der HSV gewann gerade gegen Düsseldorf das vierte Spiel in Serie. Wenn das so weitergeht, könnte es für die Hamburger nicht nur mit dem Aufstieg klappen, sondern auch mit einem Rekord für Trainer Walter: Mehr als 55 Spiele hat er es noch nirgends ausgehalten. Thomas Hürner

Kein Witz

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(Foto: H. Langer/Imago)

Als Frank Schmidt im September 2007 die Mannschaft des 1. FC Heidenheim übernahm, war er gar kein richtiger Trainer. Er war ein verletzter Spieler, der den Laden mal kurz übernimmt, bis ein richtiger Trainer kommt. Er wolle der Volker Finke von Heidenheim werden, hat er damals zwar gesagt, aber das war nur ein Witz. Jedenfalls so lange, bis er Ernst machte. Mit Autorität und erheblicher Verschmitztheit führte Schmidt sein Team aus der fünften in die vierte in die dritte in die zweite und einmal fast in die erste Liga, weshalb er inzwischen ein richtiger Trainer ist. Am Wochenende hat er mit einem 2:2 gegen Kaiserslautern sein Jubiläum von 15 Jahren auf der Heidenheimer Bank gefeiert, ein Jahr fehlt ihm noch zu Volker Finke. Sein Vertrag läuft bis 2027. Christof Kneer

Stiller Gonzo

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(Foto: Ulrich Hufnagel/Imago)

Gonzalo Castro, 35, trug in all den Jahren als Fußballprofi den schönen Spitznamen Gonzo, hatte aber mit seinem vielleicht berühmtesten Namensvetter wenig gemeinsam. Während Gonzo aus der Muppet-Show ein schräger Chaot war, präsentierte sich der Gonzo, der 17 Jahre in der Bundesliga spielte, als ausgesprochen sachlicher Charakter. Auch in seiner just veröffentlichten Annonce zum Abschied vom aktiven Fußball bekannte er, "kein Mann der vielen Worte zu sein", womit er vielleicht auch erklärt hat, warum hier eine große, aber keine ganz große Karriere zu Ende gegangen ist. 421 Spiele für Leverkusen, Dortmund, Stuttgart und Bielefeld - aber trotz Begabung nur fünf A-Länderspiele. Womöglich hätte Castro ein bisschen mehr Gonzo wagen sollen. Philipp Selldorf

Neue Löwengefühle

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(Foto: Heike Feiner/Imago)

Mit dem TSV 1860 und der Tabellenführung zum Zeitpunkt des Wiesn-Auftakts war es oft so eine Sache. Wenn es "Ozapft is" hieß, konnten die Münchner Profis die Tabellenführung zwar im Kicker nachschlagen. Manchmal war der Tabellenführer sogar während des Oktoberfests zu Gast. Aber dass die Löwen wie am Freitag nach einem 3:1 gegen den Tabellenletzten Aue rechtzeitig zum Anstich selbst an der Spitze standen, das gab es zuletzt in den seligen Regionalligazeiten. Und dass gleichzeitig die Kicker vom FC Bayern hinter Union Berlin rangieren? Unbezahlbar! Kein Löwe wollte jammern, als am Folgetag der Drittligaaufsteiger SV Elversberg den TSV wieder von der Spitze verdrängte. Oberbürgermeister Reiter hatte da ja längst den Hahn im Fass versenkt. Philipp Schneider

Fliegender Uru

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(Foto: Joan Monfort/AP)

Ronaldo Araújo, 23, ist Uruguayer und im Geiste des höchsten Respekts vor Symbolen erzogen worden. Weshalb man nunmehr weiß: An dem Verteidiger des FC Barcelona ist ein guter Weitspringer verloren gegangen. Am Samstag jagte Aráujo beim 3:0 gegen Elche (zwei Tore von Robert Lewandowski, eins von Memphis Dempay) an der Außenlinie einem Ball hinterher und lief dabei auf das Barça-Wappen zu, das neben der Außenlinie in den Rasen eingelassen ist. Ein Wappen ehrt man und beschmutzt es nicht, schon gar nicht mit den Schuhsohlen, dachte sich Araújo. Und hüpfte übers Wappen, wie neulich schon gegen Valladolid. "Wenn's möglich ist, werde ich springen, aus Respekt vor dem Klub und den Fans", sagte der fliegende Südamerikaner. Javier Cáceres

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