Süddeutsche Zeitung

WM-Qualifikation:Englische Spieler in Ungarn rassistisch beleidigt

In Budapest gibt es homophobe Rufe gegen den Dortmunder Jude Bellingham und Raheem Sterling. Belgien erlebt ein Spektakel und Italien einen Weltrekord.

Europameister Italien hat in der WM-Qualifikation einen ersten Dämpfer hinnehmen müssen, aber dennoch den Weltrekord von 35 ungeschlagenen Partien in Serie eingestellt. Die Squadra Azzurra kam knapp zwei Monate nach dem EM-Titelgewinn am Donnerstag in Florenz nicht über ein 1:1 (1:1) gegen Bulgarien hinaus. Die Auswahl von Roberto Mancini egalisierte damit aber die bisherigen Bestmarken von Spanien und Brasilien. Siege in der Qualifikation zur Fußball-WM 2022 in Katar holten Belgien und England, Spanien dagegen musste in Schweden seine erste Qualifikations-Niederlage hinnehmen.

Italien ging durch Federico Chiesa in Führung (16. Minute), Atanas Iliev gelang aber der überraschende Ausgleich (39.). Trotz großer Dominanz glückte den Azzurri danach kein zweiter Treffer mehr. Die Gruppe C führt Italien mit zehn Zählern weiter vor der Schweiz an.

Die Three Lions wahrten dagegen ihre makellose Bilanz mit dem vierten Sieg. Raheem Sterling (55.), Harry Kane (63.), Harry Maguire (69.) und Declan Rice (87.) trafen für den EM-Finalisten zum 4:0 (0:0) in Ungarn.

Doch beim Spiel der Engländer soll es auch Zwischenfälle gegeben haben. Jude Bellingham und Raheem Sterling sind Medienberichten zufolge rassistisch beleidigt worden. Einige Zuschauer sollen während der Partie in Budapest Affenlaute in Richtung der beiden Profis gemacht haben, wie auf der Insel übereinstimmend berichtet wird. Mittelfeldspieler Bellingham vom BVB war nicht zum Einsatz gekommen, City-Profi Sterling spielte von Beginn an.

Kapitän Kane sagte im TV-Sender ITV, er habe die Rufe nicht wahrgenommen. "Ich werde mit den Jungs sprechen, ob sie es gehört haben." Falls es rassistische Beleidigungen gegeben habe, hoffe er auf eine konsequente Reaktion der Verbände. Ungarn war wegen diskriminierenden Verhaltens seiner Fans bei den EM-Spielen im Sommer dazu verurteilt worden, seine nächsten zwei UEFA-Heimpflichtspiele ohne Zuschauer auszutragen. Damals waren unter anderem französische Spieler rassistisch beschimpft worden. Die Partie in der WM-Qualifikation gehört jedoch zu einem Wettbewerb der FIFA, weshalb Zuschauer zugelassen waren.

Der Weltverband kündigte nun an, sich den neuerlichen Fall anzusehen. "Die FIFA lehnt jegliche Form von Rassismus und Gewalt strikt ab und hat eine klare Null-Toleranz-Haltung für ein derartiges Verhalten im Fußball", teilte der Weltverband am Freitag auf Anfrage mit. "Die FIFA wird angemessene Maßnahmen ergreifen, sobald sie den Bericht vom gestrigen Spiel zwischen Ungarn und England erhalten hat."

Zuvor hatten der britische Premierminister Boris Johnson und der englische Verband FA Ermittlungen durch den internationale Verband verlangt. "Ich fordere die FIFA auf, energische Maßnahmen gegen die Verantwortlichen zu ergreifen, um sicherzustellen, dass diese Art von schändlichem Verhalten endgültig aus dem Spiel entfernt wird", twitterte Johnson. "Es ist völlig inakzeptabel, dass England-Spieler gestern Abend in Ungarn rassistisch beleidigt wurden."

Nationaltrainer Gareth Southgate kritisierte die Vorfälle als "inakzeptabel". "Obwohl manche Menschen in ihren Denkweisen und Vorurteilen feststecken, werden sie am Ende die Dinosaurier sein, weil die Welt sich modernisiert", sagte er und räumte ein, die Beleidigungen auf der Bank nicht mitbekommen zu haben.

Hinter England sind die Ungarn in der Gruppe I mit sieben Zählern gleichauf mit Polen, das auch dank eines Tores von Bayern-Stürmer Robert Lewandowski 4:1 (2:1) gegen Albanien gewann.

Der Weltranglisten-Erste Belgien musste bei Außenseiter Estland einen frühen Rückstand durch Matthias Käit hinnehmen (2.). Hans Vanaken (22.), Torjäger Romelu Lukaku (29./52.), der Dortmunder Axel Witsel (65.) und Thomas Foket (76.) drehten die Partie in Talinn für den Favoriten, der die Gruppe E mit zehn Punkten vor Tschechien anführt. Das 2:5 durch Erik Sorga (83.) hatte keine Auswirkungen mehr.

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