Fußball-WM: Viertelfinale:"Durch die Wand knallen!"

Angela Merkel, Michael Ballack, Christian Wulff: Sie alle wollen vor dem Spiel gegen Argentinien die Mannschaft motivieren. Joachim Löw will taktische Anmerkungen geben. Was wird passieren? Eine Komödie in drei Akten.

Am Samstag um 16 Uhr findet das Viertelfinale der WM zwischen Deutschland und Argentinien statt. Für die Partie hat sich allerhand Politik-Prominenz angesagt - und jeder will natürlich nicht nur anfeuern, sondern auch ein wenig von dem Glanz abhaben, den die deutsche Nationalelf derzeit versprüht. Was wird passieren? Eine Vorschau.

EURO 2008 - Österreich - Deutschland

Bastian Schweinsteiger und Angela Merkel bei der EM 2008.

(Foto: ag.dpa)

Akt I: 15 Minuten vor dem Spiel

Vor der Kabine der deutschen Naionalelf stehen Angela Merkel undThomas Oppermann, erster Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion. Die Kanzlerin wischt ihm imaginäre Fussel vom Jacket. Oppermann guckt irritiert.

Die deutschen Spieler kommen vom Aufwärmen zurück. Bastian Schweinsteiger hat gerade Gabriel Heinze entdeckt und einen Gesichtsausdruck, der britische Journalisten zu einer martialischen Überschrift inspirieren würde. Merkel begrüßt Schweinsteiger mit einem Küsschen.

Merkel (zu Schweinsteiger): "Lieber Bastian, viel Erfolg heute! Darf ich Dir Herrn Oppermann vorstellen?"

Schweinsteiger: "Hallo, Angela. Und keine Sorge wegen des dritten Wahlgangs am Mittwoch. Manchmal muss man eben in die Verlängerung - und dort den Gegner durch die Wand knallen!"

Merkel: "Danke, Bastian. Wenn Du das sagst, dann tut das gut."

Schweinsteiger: "Was macht denn der Oppermann hier? Wo ist denn Ihr Koalitionspartner?"

Merkel: "Die habe ich auf die Tribüne geschickt. Plätze besetzen."

Schweinsteiger: "Wenn die mal nicht schon von den Argentiniern besetzt sind!"

Joachim Löw tritt ins Bild, er trägt Kaschmirpulli. Auch er hat Gabriel Heinze gesehen und deshalb einen Gesichtsausdruck, der britische Journalisten zu einer martialischen Überschrift inspirieren würde.

Löw (zu Schweinsteiger): "Ruhe, Bastian." (zu Merkel): Herzlich Willkommen, Frau Bundeskanzlerin! Wen haben Sie denn da mitgebracht? Wo ist denn der Herr Bundespräsident?"

Merkel: "Ich überbringe eine Grußbotschaft, er lässt sich entschuldigen."

Aus dem Hintergrund nähert sich Theo Zwanziger.

Zwanziger (zu Merkel): "Was machen Sie denn noch hier draußen?"

Zwanziger sieht Löw, macht einen Knicks und will ihm einen Handkuss geben.

Löw: "Nicht jetzt, Theo. Dafür ist jetzt keine Zeit."

Zwanziger: "Selbstverständlich, Herr Löw. Nur nicht vergessen: Ich weiß, was ich an Ihnen habe. Der DFB weiß, was er an ihnen hat. Ganz Deutschland weiß, was es an Ihnen hat."

Abgang Löw, Merkel, Oppermann in die Kabine.

Michael Ballack tritt ins Bild. Er hat einen Gesichtsausdruck, der an den Joker aus "Batman" erinnert. Er will in die Kabine. Zwanziger stellt sich ihm in den Weg.

Ballack: "Präsi, was willst Du denn?"

Zwanziger: "Nein, Du nicht! Wenn Du in der Nähe bist, dann gewinnt die Mannschaft nichts."

Abgang Zwanziger.

Akt II: zehn Minuten vor dem Spiel

Akt II: zehn Minuten vor dem Spiel

WM 2010 - Deutschland Training

Joachim Löw findet keine Zeit für eine Ansprache.

(Foto: dpa)

In der Kabine der deutschen Elf. An der Wand hängen Bilder von Gabriel Heinze, vom Fifa-Schiedsgericht, das Torsten Frings vor vier Jahren sperrte - und von Torsten Frings.

Schweinsteiger: "Knallen wir die jetzt durch die Wand, Trainer?"

Löw: "Ruhe, Bastian. Diesmal kein Wand-Klatschen. Danke für Ihren Besuch, Frau Kanzlerin. Wir müssen noch über die Zuordnung sprechen. Wenn Sie und Herr Steinmeier jetzt bitte die Kabine verlassen würden, es ist ja ein weiter Weg zu Ihren Plätzen auf der Tribüne..."

Schweinsteiger: "Wenn die mal nicht schon von den Argentiniern besetzt sind!"

Löw (ärgerlich): "Ruhe, Bastian! Noch ein paar taktische Dinge..."

Merkel: "Moment, ich muss noch die Grußworte vom Bundespräsidenten loswerden: Liebe Mannschaft, lieber Joachim, lieber Capitano Ballack..."

Ballack schaut herein. Zwanziger springt auf und versperrt den Weg.

Ballack (von draußen): "Hier! Ich bin hier, Frau Merkel!"

Zwanziger: "Du kommst hier nicht rein! Du nicht!"

Zwanziger zieht die Tür zu.

Löw: "Verzeihung, Frau Merkel, ich muss Sie korrigieren: Philipp ist unser Kapitän. Wenn ich jetzt bitte ein paar taktische..."

Schweinsteiger: "Und unseren Capitano kennen die Argentinier noch gar nicht!"

Löw (noch ärgerlicher): "Bastian, ruhig."

Merkel: "Liebe Spieler, ich weiß, unter welchem Druck Sie stehen. Auch ich habe es mit einem äußerst aggresiven Gegner zu tun, dessen Mentalität zu wünschen übrig lässt."

Oppermann: "Aber Frau Kanzlerin!"

Merkel: "Sie sind doch gar nicht gemeint..."

Schweinsteiger: "Du musst die alle durch die Wand knallen!"

Löw (genervt): "Jetzt ist aber Ruhe. Es weiß doch noch keiner, wer Messi decken soll!"

Ballack stemmt sich von außen mit aller Macht gegen die Tür. Zwanziger wirft sein ganzes Gewicht dagegen.

Ballack: "Ich will auch noch was Motivierendes sagen!"

Alle: "Raus hier!"

Aus dem Hintergrund ertönt ein Pfeifen - das Signal der Fifa, dass sich nun alle Spieler im Tunnel zu versammeln haben.

Schweinsteiger: "Und? Dürfen wir sie nun durch die Wand knallen?"

Merkel: "Im Interesse der ganzen Nation..."

Löw: (resigniert) "Spielt's Fußball - aber höggschd konzentriert."

Abgang alle.

Akt III: auf dem Spielfeld

Die Spieler bilden nach der Nationalhymne einen Kreis. Schweinsteiger wurde vorher als Redner bestimmt.

Schweinsteiger: "Leute, wir können ins Halbfinale kommen! Das lassen wir uns nicht nehmen, schon gar nicht von den Argentiniern. Jeder Spieler ist jeden Tag ein bisschen besser geworden. Unseren Capitano kennen die noch gar nicht."

Lahm (von weit unten): "Aber ich war doch beim 0:1 in München dabei..."

Währenddessen auf der Tribüne: Merkel zupft Oppermann am Ärmel.

Merkel: "Vielleicht können wir uns heute an der Hotelbar noch einmal über die Zukunft unterhalten."

Oppermann: "Mal langsam, Frau Merkel. Ein Spiel dauert 90 Minuten und eine Legislaturperiode vier Jahre."

Auf dem Rasen schlägt Schweinsteiger Lahm mit der flachen Hand auf den Hinterkopf.

Schweinsteiger: "Ruhe, Fipse. Auf dem Platz bin ich der Chef. Guckt mal auf die Tribüne: Die Argentinier haben unseren Frauen die Plätze weggenommen. Und sie provozieren schon wieder den Schiedsrichter. Das ist deren Mentalität. Die müssen unseren Atem spüren. Und jetzt knallen wir sie durch die Wand!"

Podolski: "Jaaa, das machen wir! Nur eine Frage noch: Wer deckt jetzt Maradona?"

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