Fußball-WM-Qualifikation:"Möge Gott uns helfen"

Ein Duell zweier deutscher Trainer, Ronaldo unter Druck und ein Land, das mal wieder auf das Händchen von Maradona baut. Die Vorschau auf die WM-Qualifikation.

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Österreich - Färöer (Samstag, 20.30 Uhr)

Österreich trifft in der Qualifikation auf die Färöer - da werden selbstverständlich Erinnerungen wach. Und es sind keine glorreichen, wohlgemerkt. Am 12. September 1990 ereignete sich im schwedischen Landskrona eine Schmach von epochalem Ausmaß für den ÖFB, als man völlig überraschend gegen elf wackere Männer mit Berufen wie Fischverkäufer, Lastwagenfahrer oder Postbote mit 0:1 unterlag. Die Geschichte des färingischen Torhüters mit der Zipfelmütze ging um die Welt, und der damalige Austria-Trainer Josef Hickersberger muss sich seither mit dem Beinamen "Färöer-Pepi" herumschlagen. Achtung ist also geboten vor dem erneuten Duell in Graz.

Zwischen Abwehrspieler György Garics (li.) und Torhüter Helge Payer könnte sich daher folgender Dialog ergeben haben: "Herst, Oider, scho wieda gegen Färöer - im Hinspiel hamma immerhin a 1:1 gschofft. Moanst, pack mas desmoi?" - "Hawara, I was net. I ziag ma liaba schomal meine Spezialhandschuah an."

Texte: Jonas Beckenkamp und Andreas Thieme

Foto: Reuters

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Schweiz - Griechenland (Samstag, 20.30 Uhr)

In Gruppe 2 steht die Partie zwischen der zweitplatzierten Schweiz und Tabellenführer Griechenland ganz im Zeichen der beiden deutschen Trainer Otto Rehhagel (links im Bild) und Ottmar Hitzfeld - eine Vorentscheidung um den Gruppensieg ist in diesem Duell durchaus möglich. Die Eidgenossen haben sich nach ihrem Holperstart mit einem Unentschieden gegen Israel und einer peinlichen Pleite gegen Luxemburg wieder gefangen und gewannen das Hinspiel in Piräus mit 2:1.

Doch auch König Ottos Griechen strotzen nach einer bisher erfolgreichen Qualifikation vor Selbstbewusstsein. Rehhagel wird im Angriff mindestens auf zwei Stürmer des Bundesliga-Quartetts Theofanis Gekas (Bayer Leverkusen), Angelos Charisteas (1. FC Nürnberg), Ioannis Amanatidis und Nikos Liberopoulos (beide Eintracht Frankfurt) setzen. Hitzfeld ist gewarnt: "Otto Rehhagel stellt seine Mannschaft immer super auf den Gegner ein, so dass wir die griechische Abwehr erst knacken müssen." Außerdem fürchtet der 60-Jährige die "Überfall-Taktik" der Griechen: "Sie kontern schnell und spielen lange Bälle." Die alte Rehhagel-Schule eben.

Foto: imago

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Dänemark - Portugal (Samstag, 20 Uhr)

Man stelle sich vor, es ist WM - und der beste Spieler der Welt ist nicht dabei. Dieses Szenario ist derzeit gar nicht so unwahrscheinlich, denn die Nationalmannschaft Portugals um Cristiano Ronaldo (links im Bild) hat sich in der Qualifikation bisher nicht allzu geschickt angestellt - das Team belegt nur Rang drei hinter den überraschend starken Teams aus Dänemark und Ungarn.

In Kopenhagen kommt es jetzt zum Showdown gegen den Tabellenführer, der die Portugiesen im Hinspiel durch zwei denkwürdige Last-Minute-Treffer mit 3:2 besiegte. "Der Druck auf uns ist enorm", klagt Abwehrmann Ricardo Carvalho vom FC Chelsea. Klubkollege Deco räumt ein: "Natürlich würden wir gern ruhiger in diese Spiele gehen, aber nun heißt es siegen oder fliegen." Die Dänen wären mit einem Sieg praktisch durch, einzig die lange Verletztenliste um den Liverpooler Daniel Agger oder den Neu-Wolfsburger Thomas Kahlenberg macht etwas Sorgen.

Foto: dpa

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Argentinien - Brasilien (Sonntag, 02.30 Uhr)

In Rosario steigt an diesem Wochenende der Klassiker Argentinien gegen Brasilien - und es geht um alles, zumindest für die "Gauchos", denn vier Spieltage vor Ende des südamerikanischen Qualifikations-Turniers belegen sie mit 22 Punkten nur Platz vier hinter Brasilien (27), Chile (26) und Paraguay (24). "Möge Gott uns helfen", titelt daher die Sportzeitung Olé - gemeint ist natürlich Trainer Diego Maradona (li.).

Wohlwissend um den nötigen Beistand von oben gegen die starken Brasilianer hat er in Buenos Aires kurzerhand um einen Gottesdienst für sein Team gebeten. So bedröppelt wie hier bei der katastrophalen 0:2-Pleite gegen Ecuador im Juni möchte man bei Gott nicht noch einmal dastehen. "Für uns geht es ums Überleben," sagt denn auch Maradona und reaktivierte kurzerhand den Boca-Juniors-Altstar Martin Palermo, der sein letztes Länderspiel vor zehn Jahren absolvierte.

Dass Palermo einmal gegen Kolumbien in einem Spiel drei Elfmeter verschoss, ließ Maradona lieber unerwähnt. Am liebsten würde der Trainer und Weltmeister von 1986 die Sache sowieso gleich selbst in die Hand nehmen: "Ich gäbe alles dafür, 20 Jahre jünger zu sein und selbst spielen zu können."

Foto: imago

arshavin ddp

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Russland - Liechtenstein (Samstag, 17 Uhr)

Es gibt Spiele, da geht es um nichts, auch wenn es eigentlich um die Qualifikation zur Weltmeisterschaft geht. Am späten Samstagnachmittag trifft Russland (Größe: 17.075.400 Quadratkilometer) auf den Fußball-Winzling Liechtenstein (Größe: 160 Quadratkilometer), und als sei der Größenvergleich nicht genug, um die Machtverhältnisse vor diesem Spiel zu klären, sei noch angemerkt: Russische Vereine gewinnen mittlerweile europäische Wettbewerbe, jene aus Liechtenstein spielen im Schweizer Ligensystem mit.

So ist der Ausgang dieses Spiels eigentlich bereits im Vorhinein klar - sollte man meinen. Im Hinspiel gab es nämlich nur ein 1:0 für die Russen im Fürstentum, die auf ihren verletzten Angreifer Andrej Arschawin (Foto) verzichten müssen. Und vielleicht ist es nach diesem überraschend knappen Ergebnis nun die Furcht vor einer Schmach, die eine größere Horde russischer Fans veranlasste, ihr Nationalteam mit wüsten Schmährufen am St. Petersburger Bahnhof zu empfangen, als diese mit dem Zug aus Moskau kam. Ein Großaufgebot der Polizei musste die Nationalspieler anschließend auf dem Weg zum Mannschaftsbus schützen. "Wir müssen uns gegen Liechtenstein voll konzentrieren", sagte Trainer Guus Hiddink folgerichtig.

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ibrahimovic ddp

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Ungarn - Schweden (Samstag, 20 Uhr)

Es ist nicht bekannt, ob Lothar Matthäus, bis 2005 Nationaltrainer in Ungarn, am Samstagabend besonders gespannt vor dem Fernseher sitzen wird. Vorstellbar ist es aber durchaus - immerhin könnte Ungarn, bisher 13 Punkte aus sechs Spielen, punktemäßig mit Spitzenreiter Dänemark in der WM-Qualifikationsgruppe eins gleichziehen. Sicher, sie wären dann nicht Erster. Aber sie hätten mit den Schweden einen engen Konkurrenten um den zweiten Rang in der Gruppe vorerst auf die Plätze verweisen. Und die Chance auf die Teilnahme an einer Weltmeisterschaft scheint in Ungarn plötzlich greifbar nah.

Nicht nur Matthäus weiß, dass die Schweden um Stürmerstar Zlatan Ibrahimovic (Foto) den Ungarn die bislang einzige Niederlage beibringen konnten. Und nicht nur Matthäus weiß auch, dass die Ungarn bislang eher gegen die kleinen Gegner wie Malta gewonnen haben. Aus diesem Grund wird das Spiel am Samstagabend eine richtungsweisende Partie. Verlieren die Schweden, schwinden die WM-Chancen rapide. Gewinnen die Ungarn, werden sie wohl langsam euphorisch.

Foto: ddp

Rada getty

Quelle: SZ

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Slowakei - Tschechien (Samstag, 20.30 Uhr)

Betrachtet man die Qualifikationsgruppe drei mit Teams wie Nordirland, Slowenien, Polen, der Slowakei und Tschechien, hätte man das letztgenannte Team wohl einigermaßen sicher auf den vorderen Rängen erwartet. Stattdessen liegt das Team von Karel Rada (Bildmitte), der erst seit dem 20. August als Cheftrainer im Amt ist, auf dem vorletzten Platz. Vor San Marino. Es wäre wohl übertrieben jetzt schon von einer Krise zu sprechen. Bei einer Niederlage in der Slowakei könnte man dieses Wort aber benutzen.

Wenn Polen zeitgleich gegen Nordirland gewinnen würde, hätte Tschechien - immer noch auf dem vorletzten Platz - fünf Punkte Abstand auf die WM-Plätze. Ganz anders die Slowaken: Sie führen die Gruppe mit 15 Punkten aus sechs Spielen an. Ein Sieg im Duell gegen die angeknockten Nachbarn würde sich für sie wohl nicht nur wegen des immerwährenden Prestigekampfes wie ein großer Schritt in Richtung Qualifikation anfühlen. Die Tschechen können da nur neidisch hintendrein blicken. Sorgen machen müssen sie sich aber nicht. Im nächsten Spiel geht's gegen San Marino.

Foto: getty

Ribery afp

Quelle: SZ

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Frankreich - Rumänien (Samstag, 21 Uhr)

Eigentlich haben die Franzosen mit Thierry Henry, Nicolas Anelka und Karim Benzema klangvolle Namen im Angriff zu bieten. Nicht immer stehen diese aber auch für Gefahr. In den zurückliegenden sieben Spielen hat die "Equipe tricolore" mit den genannten Größen gerade einmal vier Treffer erzielt. Fünf Punkte beträgt nun der Rückstand in Gruppe sieben auf Spitzenreiter Serbien, wo die Franzosen am kommenden Mittwoch antreten müssen.

Da kommt den Franzosen mit der Rückkehr von Franck Ribéry ein weiterer Offensivspieler gerade recht, denn mit Rumänien wartet in Paris ein unbequemer Gegner. Wie es um die Simmung bei den Franzosen bestellt ist, zeigt, dass gerade Spaßfußballer Ribéry über eine mögliche Nicht-Qualifikation nachdenkt ("eine Katastrophe"). Und auch sonst sieht es nicht gerade nach friedlicher Stiimung im französischen Team aus. Statt mit dem Gegner legte sich Nationaltrainer Raymond Domenech bislang lieber mit den eigenen Fans an: "Ich habe kein Verständnis dafür, wenn sie uns ausbuhen. Die sollen doch aufstehen und gehen."

Foto: AFP

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