WM in Katar:Wo van Gaal und Flick sich irren

WM in Katar: "Bullshit!" Der niederländische Nationaltrainer Louis van Gaal hat eine klare Meinung dazu, ob die WM in Katar dabei helfe, den Fußball in der Region zu entwickeln.

"Bullshit!" Der niederländische Nationaltrainer Louis van Gaal hat eine klare Meinung dazu, ob die WM in Katar dabei helfe, den Fußball in der Region zu entwickeln.

(Foto: Koen van Weel/AFP)

WM in Russland und Katar, Olympia in China: Es gehe bei großen Sportevents "nur noch um Geld", beklagen die beiden Nationaltrainer. Doch das ist nur die halbe Wahrheit.

Kommentar von Claudio Catuogno

Acht Monate nur noch bis zur WM in Katar. Spätestens jetzt müssen diejenigen, die dort beruflich zu tun haben werden, sich klarmachen, was sie über diese Veranstaltung denken und/oder sagen sollen. Jeder tut das auf seine Weise. So berichtete etwa Oliver Bierhoff, der Manager der Nationalelf, am Dienstag, er habe sich extra "mit Agenturen und auch mit Menschen unterhalten" über das Thema Katar. Die Menschen, vor allem aber wohl die fürs Wording zuständigen Agenturen, scheinen Bierhoff zum goldenen Mittelweg geraten zu haben. Manches müsse man an dem Emirat kritisieren ("Kafala-System"), manches besser verstehen ("andere Lebensweisen"), manches sei auch bereichernd ("Menschen"). Das ungefähr ist Bierhoffs Positionierung in der Sache.

Andere wählen eher den direkten Zugang, Louis van Gaal zum Beispiel, der als Coach der Niederländer nach Katar reisen wird. Dass die WM dort ausgetragen wird? Sei "lächerlich", fauchte van Gaal auf einer Pressekonferenz. Und die Behauptung der Fifa, das Turnier werde helfen, den Fußball in der Region "zu entwickeln"? "Bullshit"! Es gehe da "um Geld, um kommerzielle Interessen", und das war's.

WM in Katar: Auch er übt Kritik: "Wir müssen uns früher Gedanken machen, in welches Land wir Sportveranstaltungen geben", sagt der deutsche Bundestrainer Hansi Flick.

Auch er übt Kritik: "Wir müssen uns früher Gedanken machen, in welches Land wir Sportveranstaltungen geben", sagt der deutsche Bundestrainer Hansi Flick.

(Foto: Alex Grimm/Getty Images)

Mal abgesehen davon, dass man es kurios finden kann, wenn jetzt das millionenschwere Fußball-Establishment beklagt, dass es im Fußball "um Geld" geht: Im Fall der WM am Golf ist die Einschätzung auch nur die halbe Wahrheit. Vor allem geht es nämlich um die politische Nutzbarmachung des Sports: um geopolitischen Einfluss, darum, ein kleines autokratisches Königshaus auf Augenhöhe mit den großen Nationen der Welt zu heben. Und darum, nach innen so die eigene Macht zu festigen.

Um Geld geht es immer nur denjenigen, die diese Turniere vergeben

Das ist ja auch der Grund, warum sich Katar, Saudi-Arabien und Bahrain die Formel 1 ins Land holen, deshalb investieren die Golf-Staaten in Fußballklubs von Paris bis Newcastle.

Das werden Agenturen und/oder Menschen sicher auch dem deutschen Bundestrainer Hansi Flick noch mal darlegen, der zum Start ins WM-Jahr im Stern ebenfalls die Forderung erhoben hat, es dürfe "nicht immer nur nach dem Geld gehen". Auch hier, richtige Beobachtung: "Wir hatten zuletzt eine Fußball-WM in Russland, Winterspiele in Peking, im November kommt die WM in Katar - und immer gab es große Kritik", sagte Flick: "Wir müssen uns früher Gedanken machen, in welches Land wir Sportveranstaltungen geben, und dafür noch verbindlichere Kriterien definieren."

Alles wahr, alles wichtig. Bloß: Um Geld geht es immer nur denjenigen, die diese Turniere vergeben. Aber weder den Russen, noch den Chinesen, noch den Katarern ging oder geht es ums Geld. Das macht die Sache erst beunruhigend.

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