War es eine Weisung des "Geliebten Führers" Kim Jong-Il, in Nordkorea besser bekannt als die "Sonne des XXI. Jahrhunderts"? Eine Kriegslist auf Beschluss der Nationalen Verteidigungskommission und des Generalsekretariats der Partei der Arbeit? Oder wurde nur die Übersetzung des WM-Reglements ins Koreanische sabotiert? Wer weiß das schon, die Geheimdienste ermitteln noch.
Fakt aber ist, dass Nordkorea bei der WM-Nominierung recht eigene Wege gegangen ist. Denn: Wie nicht nur intimen Kennern des Weltfußballs bei der Durchsicht der 23 Namen sofort auffallen dürfte, hat Trainer Kim Jon-Hun mit Ri Myong-Guk, Kim Myong-Won sowie Kim Myong-Gil drei Torhüter nominiert, von denen nur zwei wirkliche Torhüter sind. Denn Kim Myong-Gil vom nordkoreanischen Staatssicherheitsklub Amrokgang S.G. ist ein 27-jähriger, 1,80 Meter großer und 74 Kilo schwerer: Stürmer.
Höchstens als fliegender Torwart
Erste Analysen deuteten auf einen fehlgeschlagenen Versuch der Nordkoreaner hin, der Welt ein Schnippchen zu schlagen. Nach dem Motto: Wird schon keiner merken, wenn wir den Stürmer-Kim als Torwart-Kim deklarieren. Beziehungsweise: Die denken eh, wir sehen alle gleich aus.
Am Donnerstag stellte die Fifa auf Anfrage der SZ allerdings klar, dass Kim Myong-Won als Torwart gemeldet sei - und deshalb auch nur als Torwart eingesetzt werden könne. Regeln seien Regeln. Kim Myong-Won kann höchstens als fliegender Torwart agieren.
Drei Elfer in einer Partie
Andererseits: Womöglich hat sich der Trainer doch etwas dabei gedacht. Nach Erkenntnissen des US-Fernsehsenders ESPN ist Kim Myong-Won ein grandioser Elfmeter-Töter. Bei einem Amrokgang-Spiel soll er mal drei Elfmeter in einer Partie gehalten haben.
Eine unabhängige Bestätigung lag dafür am Donnerstag nicht vor. Allerdings würde die Berufung von Kim Myong-Won als Elfmetertöter auf ein enormes Selbstvertrauen der Nordkoreaner deuten. Elfmeterschießen gibt es erst nach der Gruppenphase, in der die Asiaten auf Brasilien, Portugal und die Elfenbeinküste treffen. Andererseits: Sie sind das einzige Land, das bei hundert Prozent seiner Endrundenteilnahmen auch das Viertelfinale erreicht hat. Bei der WM 1966 in England unterlagen sie Portugal 3:5. Zuvor hatten sie gegen Italien gewonnen und damit dafür gesorgt, dass die Azzurri daheim mit Tomaten beworfen wurden.