Mexiko gegen Polen bei der WM in Katar:Lewandowski klingeln die Ohren

Mexiko gegen Polen bei der WM in Katar: Da fasst du dir an den Kopf: Robert Lewandowski nach seinem verschossenen Elfmeter.

Da fasst du dir an den Kopf: Robert Lewandowski nach seinem verschossenen Elfmeter.

(Foto: Hannah McKay/Reuters)

Beim 0:0 zwischen Mexiko und Polen vergibt der Stürmer des FC Barcelona einen Elfmeter und damit den Sieg seines Teams. Die mexikanischen Fans sorgen auch in Katar für eine besondere Atmosphäre.

Von Martin Schneider, Doha

Es gibt sie bei dieser Weltmeisterschaft: Stimmung. Sogar richtig gute Stimmung, dafür braucht es einfach ein ganzes Stadion voller Mexikaner. Echte Mexikaner, muss man ja immer dazuschreiben, außer natürlich, Katar hätte mit fast 40 000 Menschen Verträge abgeschlossen, die lateinamerikanisches Liedgut beherrschen und die Tribünen wortwörtlich zum Wackeln bringen. Jedenfalls vibrierten die Stühle der Pressetribüne nach mexikanischen Chancen. Auch das unflätige Beschimpfen des Schiedsrichters nach gelben Karten würde bestimmt nicht in einem katarischen Stimmungs-Vertrag stehen.

Die einzelnen polnischen Fans hatten gegen das grüne Meer der Mexikaner keine Chance im "Stadion 974", das übrigens so heißt, weil es aus 974 Schiffscontainern bestehen (und weil +974 die internationale Telefonvorwahl Katars ist) und das nach der WM wieder komplett abgebaut und verschifft werden soll. Es hat sich bisher nur noch kein Interessent gefunden. Wer will schon ein Stadion, das unter den bekannten Umständen gebaut wurde?

Die polnischen Anhänger setzten sich in exakt einer Sekunde akustisch durch - nämlich als Schiedsrichter Chris Beath in der 57. Minute nach Videostudium auf Elfmeter entschied. Robert Lewandowski, bis dahin weitgehend unauffällig und gut aus dem Spiel genommen, setzte sich gegen drei Abwehrspieler durch und wurde gegen Ende der Aktion von Hector Moreno gehalten. Grenzwertig, sicher, aber weil Lewandowski auch seinen Arm einsetzte und die Pfeife des Unparteiischen zunächst stumm blieb, eigentlich keine klare Fehlentscheidung.

Es war erst der neunte Elfmeter, den Lewandowski in seiner ganzen Karriere verschoss, 71 waren drin

Doch schon direkt danach waren die Mexikaner lauter, als sie Lewandowski vor seinem Elfmeter-Anlauf ausbuhten. Und als der Stürmer des FC Barcelona dann den Strafstoß vergab, flogen nicht nur ihm die Ohren weg. Gehalten wurde der Versuch von keinem Geringeren als Guillermo Ochoa, Mexikos ewigem Torhüter, der bereits seine fünfte Weltmeisterschaft erlebt und spätestens seit dem Gruppenspiel seiner Mannschaft 2014 gegen Brasilien globale Bekanntheit genießt. Damals hielt er beim 0:0 gegen den Gastgeber einfach alles. Es war erst der neunte Elfmeter, den Lewandowski in seiner ganzen Karriere verschoss, 71 waren drin.

Mexiko gegen Polen bei der WM in Katar: Kein Vorbeikommen: Mexicos Torhüter Guillermo Ochoa pariert den Strafstoß von Robert Lewandowski.

Kein Vorbeikommen: Mexicos Torhüter Guillermo Ochoa pariert den Strafstoß von Robert Lewandowski.

(Foto: Themba Hadebe/AP)

Die Führung der Polen wäre insofern unverdient gewesen, als Mexiko in der ersten Halbzeit die offensiv mutigere Mannschaft war. Alexis Vega von Deportivo Guadalajara hatte nach fünf und nach 26 Minuten jeweils eine gute Chance, aber ansonsten hielt die polnische Verteidigung gegen die anstürmenden Lateinamerikaner.

Das Spiel hielt nach dem verschossenen Elfmeter dann leider nicht das Niveau der Atmosphäre. Einzig Bartosz Bereszyńskis Tritt gegen den Knöchel von Hirving Lozano sorgte noch für Aufregung, weil er noch nicht mal eine Verwarnung nach sich zog. Mit dem Unentschieden können erstmal beide Mannschaften leben, die Architektur der Gruppe C ist durch den überraschenden Sieg von Saudi-Arabien über Argentinien sowieso durcheinander. Mit einem Unterschied: Mexiko trifft am Samstag auf die unter immensem Druck stehenden Argentinier, Polen hat mit Saudi-Arabien die vermeintlich dankbarere Aufgabe.

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