Süddeutsche Zeitung

"Katarstimmung":Das Megafon spricht selbst

Automatisierte Arbeit liegt auch in Doha während der Fußballweltmeisterschaft im Trend. Unseren Reporter bringt das auf eine Idee.

Glosse von Claudio Catuogno

Wenn es auf Mitternacht zugeht, verlässt das Partyvolk die Corniche, Dohas sieben Kilometer lange Strandpromenade mit dem fantastischen Blick auf die Hochhäuser, und schiebt sich den U-Bahn-Stationen entgegen. Ein nicht enden wollender Strom aus stocknüchternen Männern, Frauen und Kindern. Die U-Bahn-Station Al-Billa muss man sich dann vorstellen wie einen Wal, der mit geöffnetem Maul daliegt und den Krill in seinen Schlund saugt: Weil tief unten jede Minute ein neuer Zug die Menschen weiterverteilt in die Eingeweide der Stadt, strömen und strömen sie oben rein, und niemand käme auf die Idee, einfach stehen zu bleiben und den Weg zu blockieren. Aber man weiß ja nie.

Man hört ihn jedenfalls schon von Weitem, den Mann mit dem Megafon, dem Akzent nach ein Inder, wie so viele Bewohner Dohas. "Please keep going forward, do not block the way. Please keep going forward, do not block the way", ohne Pause, immer weiter, "please keep going forward, do not block the way." Muss dieser Mann nie atmen? Wovon träumt er nachts? Und wieso verspricht er sich nie? Cheese peep nothing forward and blue dock the way ...

Kurz bevor man selbst in den U-Wal-Schlund gesaugt wird, die Auflösung: Der Mann, der dort vor dem Eingang steht, bewegt die Lippen nicht! Sein Megafon spricht von allein. Offenbar ein selbstsprechendes Megafon aus indischer Produktion.

Automatisierte Arbeit ist halt ein Trend der Zeit. Der IT-Spezialist aus den USA fällt einem ein, der während des Corona-Lockdowns im Home-Office seinen Buchhalterjob automatisiert hat: Er programmierte ein Skript, das alles erledigte, und machte ein Jahr unbemerkt Urlaub. So weit ist man in Dohas Transportwesen noch nicht. Da muss der Inder zwar nichts mehr sagen, aber das Gesagte ertragen muss er weiterhin.

Trotzdem: Ist doch super, wenn einem ein paar verlötete Mikrochips die Arbeit abnehmen. Anstelle der mühsamen Tätigkeit, eine WM-Glosse zu verfassen, könnte man an der Corniche im Liegestuhl fläzen und einen alkoholfreien Lemon-Mint-Cocktail bestellen, vielleicht ließe sich anfangs die gewohnte WM-Glossen-Qualität nicht garantieren, aber den Versuch, ob das jemandem auffällt, wäre es wert. Einfach den Rechner anlassen und verschwinden, Adíos, Tschö mit ö ... Danke, dass Sie diese Glosse lesen, hören Sie nicht damit auf. Danke, dass Sie diese Glosse lesen, hören Sie nicht damit auf. Danke, dass Sie diese Glosse lesen, hören Sie nicht damit auf. Danke, dass Sie diese Glosse lesen, hören Sie nicht damit auf. Danke, dass Sie diese Glosse lesen, hören Sie nicht damit auf.

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