Pläne für Fußball-Weltmeisterschaft:WM alle zwei Jahre: Infantino rudert zurück

Pläne für Fußball-Weltmeisterschaft: Gianni Infantino mit Katars Premier Khalid bin Khalifa bin Abdul Aziz al-Thani. Der Fifa-Boss überraschte auf dem Kongress in Doha.

Gianni Infantino mit Katars Premier Khalid bin Khalifa bin Abdul Aziz al-Thani. Der Fifa-Boss überraschte auf dem Kongress in Doha.

(Foto: Hamad I. Mohammed/Reuters)

Der Widerstand gegen die Pläne zur Verkürzung des WM-Zyklus ist groß. Deshalb heißt es beim Kongress des Weltfußballverbandes nun, dass ein Kompromiss her soll - Deutschland landet bei der Gruppenauslosung in Topf zwei.

Fifa-Präsident Gianni Infantino ist in der Debatte um eine mögliche Verkürzung des WM-Rhythmus auf zwei Jahre zurückgerudert. "Ich möchte klarstellen: Die Fifa hat keine WM alle zwei Jahre vorgeschlagen. Wir werden versuchen, eine Diskussion zu führen, um etwas zu finden, das allen am besten passt", sagte der Chef des Fußball-Weltverbandes auf dem 72. Kongress in Doha.

Wie die Nachrichtenagentur AFP zuvor unter Berufung auf Verhandlungskreise berichtet hatte, sollen am Rande des Kongresses mögliche Alternativen diskutiert werden. Der Widerstand gegen die Pläne zur Verkürzung des WM-Zyklus ist groß, die Europäische Fußball-Union (Uefa) und der südamerikanische Verband sind gegen das Vorhaben.

Der Fifa-Kongress hatte im vergangenen Jahr auf Vorschlag des saudi-arabischen Verbandes die Durchführung einer Machbarkeitsstudie beschlossen. Infantino warb zuletzt immer wieder für eine WM alle zwei Jahre, im Dezember stellte er den Mitgliedsverbänden zudem deutlich höhere Einnahmen durch eine Änderung des Spielkalenders in Aussicht.

"Die Großen müssen größer werden. Und die Kleinen müssen auch davon profitieren und Chancen bekommen", sagte er am Donnerstag. Die Fifa habe aber "nichts vorgeschlagen, die Fifa kam zu der Schlussfolgerung, dass es möglich ist, dass es aber Auswirkungen und Folgen hätte". Nun sei die Phase, "Kompromisse zu schließen".

Neues ergab sich auch für Deutschlands Nationalelf. Dem DFB droht bei der Auslosung der Gruppenphase wie erwartet ein namhafter Gegner. Die Fifa veröffentlichte die für die Setzliste maßgebliche neue Weltrangliste mit Stand 31. März 2022. Hansi Flicks Elf ist in Topf zwei gesetzt und könnte deshalb schon in der Gruppenphase auf eine Top-Nationen aus Topf eins wie Rekord-Weltmeister Brasilien und Titelverteidiger Frankreich treffen. Im ersten Lostopf ist auch Gastgeber Katar einsortiert. Drei WM-Teilnehmer stehen noch nicht fest und werden erst im Juni in den letzten Playoffspielen ermittelt.

Die Suspendierung des russischen Verbandes ist derweil ausgeblieben. Obwohl Infantino in seiner Rede eindringlich zu Frieden und Dialog aufrief, gab es keine Abstimmung über einen Ausschluss Russlands. Unter Tagesordnungspunkt vier ("Suspendierung oder Ausschluss eines Mitgliedsverbands") wurden stattdessen nur die bestehenden Suspendierungen der Verbände von Pakistan, Simbabwe und Kenia verlängert.

Die Fifa suspendiert Russland weiterhin nicht

"Bitte, bitte beenden Sie die Konflikte, die Kriege, für unsere Zukunft und unsere Kinder", sagte Infantino in seiner Ansprache: "Suchen Sie den Dialog selbst mit Ihrem schlimmsten Feind. Der Fußball wird für Sie da sein, um gemeinsam für den Frieden zu arbeiten." Der russische Verband war in der katarischen Hauptstadt angeführt von Generalsekretär Alexander Alajew mit einer mehrköpfigen Delegation vor Ort, auch die Flagge wurde mit denen anderer Nationen normal gehisst.

Bereits am Mittwoch hatte das Council den im Februar wegen des Angriffskriegs auf die Ukraine beschlossenen Ausschluss russischer Mannschaften von ihren Wettbewerben bestätigt. Die russische Auswahl fehlte deshalb in den WM-Play-offs und wird auch bei der Weltmeisterschaft vom 21. November bis 18. Dezember nicht dabei sein. Der Internationale Sportgerichtshof CAS hatte einen Einspruch Russlands gegen die Entscheidung abgelehnt.

"Der russische Verband hat gegen nichts verstoßen. Es gibt klare Voraussetzungen für die Suspendierung oder den Entzug der Mitgliedschaft", hatte Alexej Sorokin, früheres Mitglied des Fifa-Councils und Organisationschef der WM 2018 in Russland, bereits vor dem Kongress gesagt. Man solle ohnehin "nicht so naiv sein, dass der Fußball alle Probleme lösen kann", sagte Infantino, der den russischen Angriffskrieg nicht klar als solchen benannte.

Eine bemerkenswerte Wortmeldung beim Kongress kam von einer Frau. Die norwegische Verbandspräsidentin Lise Klaveness übte harsche Kritik. "Die WM wurde von der Fifa auf eine inakzeptable Art und Weise vergeben, und das hatte inakzeptable Folgen", sagte die 40-Jährige. "Menschenrechte, Gleichheit, Demokratie und das Kerninteresse des Fußballs waren nicht in der Startelf. Diese Basisrechte wurden vom Feld auf die Ersatzbank geschoben." Die Fifa müsse für die "verletzten Migranten an den WM-Baustellen, für die Familien der (in Katar, d. Red) verstorbenen Arbeiter sorgen", so Klaveness: "Es gibt keinen Platz für Gastgeber, die nicht die Sicherheit der WM-Arbeiter sicherstellen. Keinen Platz für Führungsfiguren, die keine Frauenspiele ausrichten. Keinen Platz für Ausrichter, die nicht die Sicherheit und den Respekt für die LGBQT-Plus-Bewegung gewährleisten."

Der Weltverband sei die Themen zwar angegangen, aber nur auf Druck von außen und auch nicht ausreichend. "Die Zeit zu handeln - ist jetzt. Die Fifa muss das tun, was sie soll - vorweggehen. Nachhaltige Werte in alle Entscheidungen einbeziehen, Transparenz einführen, null Toleranz in Sachen Korruption und das Spiel für die Frauen fördern", sagte Klaveness. Bei weiterem "Wegschauen" seien die Stadien schon bald leer. Der norwegische Verband werde "jede Initiative zur Sicherstellung der Kerngedanken des Fußballs, der Menschenrechte und gegen Diskriminierung unterstützen", führte sie aus: "Fußball spricht eine Sprache. Unser Spiel kann Träume inspirieren und Barrieren durchbrechen. Aber nur wenn die Führungsfiguren richtig und auf höchstem Niveau agieren."

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