Fußball-WM in Brasilien:Löw baut ein Dschungelcamp

Bundestrainer Joachim Löw hat sich schwer getan, ein Quartier für seine Spieler bei der WM in Brasilien zu finden. Nun ist eine Lösung gefunden: Die Nationalmannschaft lässt eine neue Unterkunft in der Nähe von Porto Seguro bauen - mit 65 Wohnräumen und einem Trainingsplatz.

Die Spielorte der deutschen Nationalelf stehen fest: In Salvador geht es gegen Portugal, in Fortaleza gegen Ghana und in Recife gegen die USA. Es lag nahe, dass Bundestrainer Joachim Löw nach einem Hotel in der Nähe der Städte, die alle im Nordosten Brasiliens liegen, Ausschau hielt. Fündig ist er allerdings nicht geworden. Deswegen hat sich der Deutsche Fußball-Bund (DFB) entschlossen, in ein Quartier zu ziehen, das derzeit gerade erst errichtet wird. Es liegt in Santo André, 30 Kilometer nördlich von Porto Seguro an der Atlantikküste.

Die komplette Fertigstellung soll nach DFB-Angaben im März 2014 erfolgen. Auf dem 15.000 Quadratmeter großen Sport- und Naturressort in Santo André im Bundesstaat Bahia entstehen 14 zweigeschossige Wohnhäuser, Funktionsgebäude und ein Trainingsplatz, der etwa einen Kilometer entfernt liegt. Insgesamt soll es 65 Wohn- und zusätzliche Funktionsräume geben.

"Ich bin sicher, dass wir uns dort sehr wohlfühlen werden", sagte Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff in der DFB-Zentrale in Frankfurt/Main. "Die Anlage bietet alle Möglichkeiten, die wir uns während des hoffentlich langen Zeitraums bei der WM wünschen." Dabei legte Bierhoff Wert darauf, dass das Dorf nicht eigens für die DFB-Stars errichtet und auch "nicht nach unseren Wünschen gebaut wird".

Das Millionen-Projekt realisiert das Münchner Unternehmen von Christian Hirmer. "Wir freuen uns außerordentlich, den Deutschen Fußball-Bund und sein Team zu unterstützen", sagte Hirmer.

Santo André ist ein Dorf, das über endlos scheinende weiße Sandstrände verfügt, die Badetouristen, Surfer und Großstadtmüde gleichermaßen anlocken. In Porto Seguro ("sicherer Hafen") landeten im Jahr 1500 die Portugiesen und in dessen Nähe wurde am 26. April 1500 auch die erste Messe auf brasilianischem Boden gelesen.

Der Name Porto André geht zurück auf den Heiligen Andreas, der mit seinem Bruder Simon Petrus zu den zwölf Aposteln Jesu zählte und unter anderem Schutzpatron der Fischer ist. Das Dorf an der "Costa do Descobrimento" (Küste der Entdeckung) gehört zum Distrikt der 15 Kilometer südlich gelegenen rund 26.000 Einwohner zählenden Stadt Santa Cruz Cabrália und liegt zudem in dem rund 23 000 Hektar großen Naturschutzgebiet Santo Antônio.

Im Sommer ist das Klima sehr heiß und auch im brasilianischen Winter warm und feucht. Die Temperaturen liegen auch zur WM-Zeit um 20 bis 30 Grad. Die Strände bei Santo André sind für ihre Meeresschildkröten bekannt, die ab Oktober zu Abertausende ihre Eier dort legen.

Die neu errichtete Unterkunft soll den Namen "Camp Bahia" tragen. In der Nähe der Anlage befindet sich ein Flugplatz, so dass die Nationalmannschaft die Gruppen-Spielorte Salvador, Fortaleza und Recife bequem erreichen könnte. Bis zum Endspielort Rio de Janeiro sind es 1100 Kilometer. Dort wird am 13. Juli das Finale angepfiffen.

Die richtige Wahl des WM-Quartiers war für Bundestrainer Joachim Löw nach der Auslosung von zentraler Bedeutung. Der Coach hatte zuletzt die Frist für die Festlegung des WM-Stammquartiers weiter ausgereizt. Löw hatte in der Quartierfrage zuletzt immer wieder auf den Meldeschluss am 18. Dezember beim Weltverband Fifa verwiesen. Bis zu dem Tag müssen alle 32 WM-Teilnehmer ihr Basecamp festgelegt haben.

Während Bundestrainer Löw in der Heimat alle Möglichkeiten auslotete, suchte ein Teil des Nationalmannschafts-Stabes mit Organisationschef Georg Behlau an der Spitze im WM-Land nach dem optimalen Quartier. In den Spielorten Salvador (16. Juni gegen Portugal), Fortaleza (21. Juni gegen Ghana) und Recife (26. Juni gegen die USA mit Ex-Bundestrainer Jürgen Klinsmann) wurden zudem Logistik, Unterkünfte und Trainingsmöglichkeiten gecheckt.

Durch die frühen Anstoßzeiten von zweimal 13:00 Uhr und einmal 16:00 Uhr Ortszeit (18:00 Uhr und 21:00 Uhr in Europa) bleibt es aber nach wie vor eine Überlegung, schon zwei Tage vor dem Spiel aus dem Hauptquartier in den Spielort zu fliegen.

Löw verwies darauf, dass sich dadurch höchstwahrscheinlich auch die gewohnten Abläufe, von den Essens- und Trainingszeiten bis hin zu den Regenerationszeiten, verändern müssten. "Wir haben ja schon erlebt, dass es an ganz winzigen Dingen, an Nuancen, hängt, ob man ins Finale kommt oder zuvor ausscheidet", hatte Löw zuletzt betont.

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