Fußball-Historie: Kapitäne des DFB:Von Regenmacher bis Leitwolf

Philipp Lahm will Kapitän der DFB-Elf bleiben, auch nach Michael Ballacks Rückkehr aus der Verletzungspause. Mit seinen Vorgängern steht Lahm in einer ruhmreichen Tradition.

Die DFB-Kapitäne im Überblick.

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Philipp Lahm

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Als Ersatzmann für den verletzten Michael Ballack reiste Philipp Lahm als jüngster Kapitän der DFB-Geschichte zur WM nach Südafrika. "Ich gehe davon aus, dass Michael nach der WM wieder unser Kapitän sein wird", sagte der Außenverteidiger vom FC Bayern damals noch. Davon ist inzwischen keine Rede mehr. Der basisdemokratische Spielführer steht wie das leichtfüßige Spiel von Löws "Rasselbande" für den neuen deutschen Fußball. Er hat die Mannschaft ins Halbfinale geführt - auf seine Art.

Freiwillig werde er die Kapitänsbinde ganz sicher nicht abgeben, sagte Lahm jetzt in einem Zeitungsinterview, ungewohnt harsche Töne. Der Altvordere Ballack ist indessen überraschend wieder aus Südafrika abgereist; die Stimmung zwischen ihm und dem Team sei angespannt, heißt es. Offen bleibt, ob und wann er Lahm die Kapitänsbinde wieder streitig machen will - und damit das ranghöchste Amt, das ein Feldspieler im deutschen Fußball erreichen kann. Lahm ist der 14. deutsche Fußballer, der in diesem Amt Geschichte schreiben will. Die DFB-Kapitäne seit dem Zweiten Weltkrieg im Überblick.

Andreas Kupfer

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Als erster deutscher Nachkriegs-Kapitän ging Andreas Kupfer in die Geschichte ein. Der Schweinfurter führte die Nationalelf im ersten Länderspiel nach Kriegsende an - in Stuttgart gewann Deutschland mit 1:0 gegen die Schweiz. Für Kupfer war die Kapitänsbinde gleichzeitig ein Abschiedsgeschenk - er beendete nach der Partie seine Karriere in der Nationalmannschaft. Der 1. FC Schweinfurt 05 erinnerte mit einem Plakat an seinen Nationalspieler, der rechts im Bild zu sehen ist.

Fritz Walter

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Fritz Walter ist der DFB-Kapitän schlechthin: In seine Amtszeit fiel das Wunder von Bern, der WM-Titel 1954. Legendär wurde Walter auch wegen seiner Gabe, das Wetter seiner Vorliebe anzupassen und es regnen zu lassen ("Dem Fritz sein Wetter"). Der international bekannte und begehrte Spieler des 1. FC Kaiserslautern lief erstmals am 15. April 1951 mit der Spielführerbinde der bundesdeutschen Nationalmannschaft auf. Seinen letzten Einsatz als Kapitän hatte er am 22. November 1956. Zwischenzeitlich war Jupp Posipal vom Hamburger SV mehrmals als Kapitän aufgelaufen.

Hans Schäfer

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Hans Schäfer war vom 10. März 1957 bis zum 10. Juni 1962 Kapitän der Nationalelf - allerdings mit Unterbrechungen: Helmut Rahn, Hans Ehrhart und Uwe Seeler trugen in Schäfers Amtszeit ebenfalls die Binde. Der Kölner Schäfer (auf dem Foto mit der Trikotnummer elf) hatte maßgeblichen Anteil am WM-Titel 1954 - er gab die Flanke zum entscheidenden Tor gegen Ungarn. In der berühmten Radioreportage von Herbert Zimmermann aus dem Berner Wankdorf-Stadion hieß es: "Immer wieder Bozsik, der rechte Läufer der Ungarn, am Ball. Er hat den Ball - verloren diesmal, gegen Schäfer, Schäfer nach innen geflankt - Kopfball - abgewehrt - aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen - Rahn schießt! - Tooooor! Tooooor! Tooooor! Tooooor!"

Uwe Seeler

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Auf Schäfer folgte Uwe Seeler (rechts), dessen Amtszeit vom 23. Februar 1966 bis zum 9. September 1970 reichte. 1966 führte er Deutschland ins WM-Finale, das durch Englands Wembley-Tor verloren ging. Bei der WM 1970 war im Halbfinale gegen Italien Schluss. Obwohl Seeler mit der Nationalelf keinen Titel gewann, war er nach Fritz Walter der zweite DFB-Kapitän, der nach seinem Karriereende zum Ehrenspielführer der deutschen Nationalmannschaft ernannt wurde.

Franz Beckenbauer

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Nach Fritz Walter die zweite Galionsfigur unter den DFB-Käpitänen: Franz Beckenbauer führte die Nationalelf zur Europameisterschaft 1972 und zur Weltmeisterschaft 1974 sowie ins EM-Finale 1976. Seine erste Partie als Spielführer absolvierte er am 25. April 1971. Beckenbauer war der erste Kapitän, der es wagte, sich gegen den Bundestrainer zu stellen. Als die Heim-WM 1974 nach der Niederlage gegen die DDR ein Debakel zu werden drohte, diktierte er Trainer Helmut Schön die Aufstellung in die Taktiktafel. Mit dem Wechsel von Bayern München zu Cosmos New York endete Beckenbauers Nationalmannschaftskarriere. Seine letzte Partie als Kapitän war das 0:1 gegen Frankreich am 23. Februar 1977.

Berti Vogts

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Auf Beckenbauer folgte Berti Vogts: Der "Terrier" in Diensten des VfL Borussia Mönchengladbach (hier mit der Nummer zwei) trug die Kapitänsbinde erstmals am 27. April 1977. Seine Amtszeit wurde beendet durch die "Schmach von Cordoba", dem 2:3 Deutschlands in der WM-Zwischenrunde gegen Österreich in Argentinien am 21. Juni 1978.

Bernard Dietz

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Im Ruhrgebiet ist Bernard "Ennatz" Dietz eine Legende. Für den MSV Duisburg erzielte er in 396 Spielen 70 Tore. Die deutsche Nationalmannschaft führte er 19 Mal als Kapitän aufs Feld, darunter bei der erfolgreichen Europameisterschaft 1980. Dietz' Amtszeit begann am 20. Dezember 1979 und endete am 1. April 1981. Zwischenzeitlich trugen auch Sepp Maier und Bernd Cullmann die Kapitänsbinde.

Karl-Heinz Rummenigge

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Mehr als fünf Jahre war Karl-Heinz Rummenigge (vorne) der Kapitän der DFB-Elf. Bundestrainer Jupp Derwall übertrug dem damaligen Profi des FC Bayern München erstmals 29. April 1981 die Verantwortung. Nach dem verlorenen WM-Finale 1986 gegen Argentinien trat der inzwischen zu Inter Mailand gewechselte Torjäger von seinem Amt zurück und schied aus der Nationalelf aus. Während Rummenigges Amtszeit hatten auch Manfred Kaltz, Karlheinz Förster und Harald "Toni" Schumacher die Binde getragen.

Lothar Matthäus

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Lothar Matthäus ist der Kapitän mit der längsten Amtszeit. Er wurde am 12. Dezember 1987 von Teamchef Franz Beckenbauer zum Spielführer ernannt und gab das Amt am 18. Dezember 1994 ab. 1988 führte der damals für Bayern München spielende Matthäus die DFB-Elf ins EM-Halbfinale. Zwei Jahre später - Matthäus war inzwischen zu Inter Mailand gewechselt - gewann er die Weltmeisterschaft in Italien. Die Ersatzkapitäne in seiner Amtszeit waren Pierre Littbarski, Thomas Berthold, Andreas Brehme, Rudi Völler und Guido Buchwald.

Jürgen Klinsmann

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Jürgen Klinsmann beerbte Matthäus am 22. Februar 1995 im Freundschaftsspiel gegen Spanien (0:0) als Kapitän. Im Jahr darauf führte er die Nationalmannschaft zum Gewinn der Europameisterschaft in England. Nach der 0:3-Niederlage gegen Kroatien im WM-Viertelfinale 1998 beendete Klinsmann seine Karriere in der Nationalelf.

Oliver Bierhoff

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Der heutige Manager der Nationalmannschaft, Oliver Bierhoff, war vom 2. September 1998 bis zum 29. Mai 2001 der verlängerte Arm des Trainers auf dem Feld. Zwischenzeitlich trugen auch Ulf Kirsten, Matthäus, Christian Wörns, Jens Nowotny und Oliver Kahn die Kapitänsbinde.

Oliver Kahn

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Zu Beginn der WM-Qualifikation 2002 übernahm Oliver Kahn das Amt des Spielführers. Er hatte es erstmals beim 2:2 gegen Finnland am 2. Juni 2001 inne. Der Torwart des FC Bayern München erreichte mit der Nationalmannschaft das WM-Finale 2002 in Japan und Südkorea, das Deutschland gegen Brasilien verlor. Nach dem Vorrunden-Aus bei der EM 2004 in Portugal übernahm Michael Ballack die Kapitänsbinde.

Michael Ballack

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Mit Michael Ballack als Kapitän erreichte Deutschland das WM-Halbfinale 2006 und des EM-Finale 2008. Auch bei der WM 2010 in Südafrika war Ballack als Kapitän eingeplant, bis ihn eine Verletzung am Sprunggelenk stoppte. Ballack gilt als glühender Verfechter einer straffen Hierarchie im Team - anders als Ersatzkaptän Philipp Lahm, der auf demokratische Führung setzt. So erfolgreich wie Lahm in Südafrika den Leitbullen ersetzt, wird es für Ballack nach seiner Genesung wohl schwierig werden, Lahm die Kapitänsbinde wieder abzunehmen.

© sueddeutsche.de/mb/mikö
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