DFB-Elf im Achtelfinale:"Wir hätten noch mehr Tore machen müssen"

Women's World Cup - Group B - South Africa v Germany

Torschützin und Antreiberin: Alexandra Popp.

(Foto: REUTERS)
  • Angetrieben von Alexandra Popp schafft Deutschland den Achtelfinaleinzug bei der Fußball-WM.
  • Sie steht vor einem besonderen Jubiläum: Das Achtelfinale am Samstag könnte ihr 100. Länderspiel werden.
  • Hier geht es zum Spielplan der Fußball-WM.

Von Anna Dreher, Montpellier

Das nächste Spiel ist in diesem Moment weit weg gewesen, die Aufstellung für das Achtelfinale an diesem Samstag bei der Fußballweltmeisterschaft in Frankreich hatte jedenfalls für niemanden eine Dringlichkeit. Gerade erst hatte die deutsche Nationalmannschaft 4:0 (3:0) gegen Südafrika gewonnen und war damit Gruppenerster geworden. Aber eine Zahl war am Montagabend durchaus präsent, weil es eine besondere ist, die Alexandra Popp schon bald erreichen könnte - wenn sie denn darf.

99 Länderspiele hat die Kapitänin bisher absolviert, sie wird also bei dieser WM sehr wahrscheinlich in einen Klub aufgenommen werden, zu dem bisher 25 Spielerinnen gehören, angeführt von der scheinbar uneinholbaren Birgit Prinz mit 214 Einsätzen. "Wir haben da schon drüber gesprochen die Tage, ja", sagte Popp im Kabinengang des Stade de la Masson von Montpellier: "Ich bin gespannt, aber im Endeffekt ist es ein Spiel wie jedes andere. Ich freue mich, wenn ich dann auch zum Hunderterklub gehöre."

Es ist nun natürlich Interpretationssache, ab wann ein Spiel wie jedes andere ist und ab wann es in den Status der Besonderheit gehoben wird. Streng genommen war schon Nummer 99 keines wie jedes andere - immerhin brachte es Deutschland den Einzug ins Achtelfinale als Gruppenerster. Nach Spiel Nummer 100 könnte folglich das Viertelfinale erreicht sein, bei einer WM, besonders ist das schon.

"Da sieht man mal, wie einfach Fußball sein kann", sagt die Bundestrainerin

Aber: Die 100 war noch weit weg, wesentlich präsenter war nun mal die 99. Und da lautete das Fazit von Popp: "Südafrika war vielleicht nicht der Maßstab, aber es war wichtig, dass wir Ball und Gegner laufen gelassen haben. Wir hätten noch mehr Tore machen müssen, aber wir haben wieder in einen Spielfluss reinbekommen, das war gut."

Darum war es nach den ersten Gruppenspielen gegen China und Spanien ja gegangen. Denn auch wenn beide ergebnistechnisch mit jeweils einem 1:0-Sieg passten: Fußballerisch war nicht das volle Potenzial abgerufen worden. Um zumindest etwas in die Nähe des eigenen Anspruchs zu kommen, war WM-Debütant Südafrika ein geeigneter Gegner, nicht so hart in seiner Zweikampfführung wie China, nicht mit technisch versiertem Ballbesitzfußball wie Spanien, sondern eher ungeordnet.

Die deutsche Mannschaft kam trotz erneuter personeller Änderungen besser in den Aufbau rein, weil Südafrika dies mit taktischer Unordnung zuließ. "Wir haben phasenweise wirklich schöne Ballstafetten gebracht. Da sieht man mal, wie einfach Fußball sein kann", sagte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg.

In Grenoble, dem nächsten Spielort, wird es kälter sein

Daran hatte auch Popp großen Anteil, sie war eine der Antreiberinnen - und Torschützinnen. Melanie Leupolz brachte nach einer Ecke per Kopfball die 1:0-Führung (14. Minute), Sara Däbritz erhöhte nach einer halben Stunde auf 2:0 und in der 40. Minute wuchtete Popp den Ball mit dem Kopf derart kompromisslos ins Tor, dass wohl niemand noch irgendwelche Zweifel an der Entschlossenheit der 28 Jahre alten Offensivspielerin haben dürfte. Sie lächelte danach befreit, formte mit ihrer linken Hand ein Telefon und hielt es sich an ihr Ohr. "Das war ein Gruß an meine Familie und Freunde, die zu Hause sind und mich unterstützen", sagte Popp: "E.T. nach Hause telefonieren, so war das gemeint."

Für das Turnier entscheidender war jene Geste, die darauffolgte. Popp lief direkt zur Bank, winkte alle Ersatzspielerinnen zu sich und verschwand in einer großen Umarmung, die eines zeigen sollte: "Auch die, die auf der Bank sitzen, pushen und gehören dazu."

Voss-Tecklenburg, 51, hatte im Vergleich zum vergangenen Spiel in der Startformation auf drei Positionen verändert, sie zog während des Spiels dann alle Wechseloptionen. Und auch, wenn das grundsätzlich klappte, hatte sie durchaus Kritik. "Wir haben uns teilweise das Leben selbst schwer gemacht", sagte sie: "Wir haben Momente, in denen wir Situationen zu schnell, zu kompliziert lösen wollen. Ich glaube, das können wir ganz anders." Es war ja tatsächlich fast schon erschreckend, wie die Mannschaft - offensiv wie defensiv - nachgelassen hatte, nachdem schließlich auch das 4:0 gefallen war, als der Ball von Magull energisch über die Linie gedrückt wurde (58.).

"Vielleicht sind manche bei dem Spielstand unterbewusst nachlässig geworden", sagte Torhüterin Almuth Schult, "oder es lag an der Hitze." Warm war es tatsächlich sehr. Und da dürfte die eine oder andere Spielerin vielleicht doch auch schon über die Aufstellung für Samstag nachgedacht haben. Im nächsten Spielort, Grenoble, soll es kälter sein als in Südfrankreich die kommenden Tage. Ein bisschen Sonnenschein wäre für Nummer 100 aber natürlich schon schön.

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