DFB-Team bei der Fußball-WM:Spielerisch leicht zum Gruppensieg

South Africa v Germany: Group B - 2019 FIFA Women's World Cup France

Lina Magull (2.v.r.) trifft und jubelt, die Kolleginnen freuen sich mit.

(Foto: Getty Images)
  • Deutschland zieht mit einem 4:0 über Südafrika ins Achtelfinale der Fußball-WM ein.
  • Die Tore erzielen Leupolz, Däbritz, Popp und Magull - Südafrika ist chancenlos.
  • Im Achtelfinale tritt Deutschland am Samstag (17.30 Uhr) in Grenoble an. Der Gegner steht noch nicht fest.

Von Anna Dreher, Montpellier

Alexandra Popp lächelte befreit, dann machte sie eine Handbewegung zu ihrem linken Ohr, Zeigefinger und Daumen ausgestreckt. Vielleicht rief sie den Fußballgott an, um sich zu bedanken. Es war jedenfalls ein kurzes Telefonat, vom Jubeln auf dem Feld lief Popp direkt zur deutschen Bank, winkte alle Ersatzspielerinnen zu sich, verschwand in einer großen Umarmung, und alles war gut. Das hier ist die Leistung von uns allen zusammen, das sollte ihre Geste heißen: "Auch die, die auf der Bank sitzen, pushen uns und gehören dazu", erklärte Popp nach dem Abpfiff.

"Grundsätzlich war es wichtig, dass wir den Ball haben laufen lassen. Wir haben gezeigt, dass wir Fußballspielen können."

Im letzten WM-Gruppenspiel der deutschen Fußballl-Frauen am Montagabend gegen Südafrika hatte Popp, die Kapitänin, mit ihrem 3:0 bereits in der 40. Minute für Klarheit gesorgt. Und zwar auf eine Art und Weise, so wie es sich Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg erhofft hatte: spielerisch.

Das deutsche Team durfte später nochmal jubeln, am Ende stand ein 4:0 (3:0) auf der Anzeigetafel - und der Einzug ins Achtelfinale als Gruppenerster. Mit diesem Sieg hat Deutschland keines der vergangenen 19 Gruppenspiele bei Weltmeisterschaften verloren.

Die deutsche Elf findet viel besser ins Aufbauspiel

Dennoch analysierte die Bundestrainerin: "Wir haben uns teilweise das Leben selbst schwer gemacht", gab Martina Voss-Tecklenburg in der ARD unumwunden zu: "Wir haben noch Potenzial. Aber das Wichtigste ist, dass wir das Spiel gewonnen haben. Wir haben neun Punkte geholt - mehr geht nicht in der Gruppe. Ich hoffe, dass uns das ein Stück weit Sicherheit geben wird." Vor der Partie hatte sie gesagt, man wolle nicht taktieren. Gruppenerster zu werden war vor Turnierbeginn das erklärte Ziel gewesen. Denn als solcher kann in der K.o.-Phase zunächst einigen unangenehmen Gegner sehr wahrscheinlich aus dem Weg gegangen werden, England, Frankreich und den USA zum Beispiel. Zudem ging es darum, endlich so richtig in diese WM zu finden. Ergebnistechnisch hatte das Turnier mit zwei 1:0-Siegen gegen China und Spanien zwar gut begonnen. Fußballerisch aber eher so na ja. "Wir wollen den nächsten Schritt machen", hatte die Trainerin gesagt.

Vom Kampf zur Kunst, das war der Plan. Das klappte einerseits gut. Anderseits aber auch nicht. Den Deutschen kam entgegen, dass WM-Debütant Südafrika kein Gegner eines Kalibers wie China mit seiner harten Zweikampfführung und seinem destruktiven Stil war. Und auch kein Kaliber wie Spanien mit technisch versiertem Ballbesitzfußball. Die deutsche Elf fand viel besser in ihr Aufbauspiel, weil Südafrika das mit taktischer Unordnung zuließ. Und auch, wenn das deutsche Spiel dadurch nicht gleich auf eine andere Ebene gehoben wurde - es half, weil Voss-Tecklenburg erneut Umstellungen vorgenommen hatte.

Sie beließ es bei einem 4-4-2- System, doch Giulia Gwinn rückte für Kathrin Hendrich in die Verteidigung, Sara Däbritz wechselte nach links außen für Lena Oberdorf, Lina Magull kam für Lena Goeßling ins zentrale Mittelfeld, und Klara Bühl durfte neben Kapitänin Popp stürmen. Svenja Huth rückte dafür nach rechts außen. Zur Pause kam dann Carolin Simon für Verena Schweers in der Viererkette, schließlich noch Linda Dallmann für Huth (59.) und Lea Schüller für Bühl (66.).

Schon zur Halbzeit steht es 3:0

Eine Gruppe mitgereister südafrikanischer Fans feuerte ihr Team unermüdlich mit fröhlichen Gesängen an, nur jubeln durften sie nicht. Nach bereits drei Minuten versuchte es Popp aus der Nähe, war da aber noch nicht zwingend genug. Melanie Leupolz kurz danach schon: Nach einer Ecke von Schweers lief die Bewacherin von Leupolz nach vorne, statt bei ihr zu bleiben, die 25-Jährige konnte freistehend zur Führung einköpfeln (1:0/14. Minute).

Kurz danach schoss Südafrika das erste Mal aufs Tor, Almuth Schult hüpfte kurz hoch, mehr passierte nicht. Nach einer halben Stunde war es wieder Schweers, die zur Vorlagen-Geberin wurde. Ihr Pass, bei dem nicht ganz klar war, welche Absicht dahinter steckte, rutschte Südafrikas Torhüterin Dlamini aus der Hand. Däbritz kam angerannt, legte sich den Ball zurecht - 2:0.

Dallmann hatte einen Tag zuvor vor den Südafrikanerinnen gewarnt: "Wir haben ihre Spiele gesehen. Sie verteidigen mit allem, was sie haben - und sie haben gefährliche Spitzen." Von Gefahr war dann aber nur in wenigen Szenen etwas zu spüren, die ging stattdessen von den Deutschen aus. In der 58. Minute flankte Simon, Marina Hegerings Kopfball landete bei der Torhüterin, am Pfosten, und dann bei Magull, die ihn energisch über die Linie drückte: 4:0.

Sie rief danach niemanden mit einer Geste an, sondern steckte sich beide Zeigefinger in die Ohren und grinste. Sie hätte lieber laut "weiter so!" rufen sollen. Danach wurde die deutsche Elf nämlich erstaunlich nachlässig - sowohl hinten als auch vorne, wo ein Dutzend bester Gelegenheiten ausgelassen wurde. Aber trotzdem: Der nächste Schritt war getan.

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