DFB-Team in der Einzelkritik:Magulls Straßenkickertor reicht nicht

Die Mittelfeldspielerin erzielt den deutschen Treffer per Seitfallzieher, bei Svenja Huth springt der Funke nicht über und Marina Hegering steht zwei, drei Meter zu weit vorne. Die DFB-Elf in der Einzelkritik.

Von Tim Brack, Rennes

Almuth Schult

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(Foto: Sebastian Gollnow/dpa)

Verriet unter der Woche, dass sie während des Turniers mit der Schwedin Nilla Fischer, mit der sie zusammen in Wolfsburg spielt, Textnachrichten hin- und herschreibt. Schult ist aber keine, die sich von freundschaftlichen Gefühlen blockieren lässt. Parierte in der ersten Hälfte mehrfach gut, obwohl die Sonne ihr im Gesicht stand. Verhinderte den frühen Rückstand mit einer Fußparade gegen Sofia Jakobsson (12.). Beim Gegentor durch die Schwedin dann machtlos. Zeigte immer dann Schwächen, wenn sie sich bei Ecken ins Getümmel stürzen musste, was zwar Sorgen, aber keine Gegentore nach sich zog. Beim 1:2 erst mit einer guten Parade, dann ohne Chance im Nachschuss. Verhinderte gegen Jakobsson das 1:3. An Schult lag es nicht, dass die deutsche Mannschaft ausschied.

Giulia Gwinn

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(Foto: Benoit Tessier/Reuters)

Ist für die Bundestrainerin mit 19 Jahren schon unverzichtbar. Gwinn durfte sich freuen, dass sie bei 32 Grad auf der rechten, der Schattenseite des Stadions startete. Hätte sich auf der Sonnenseite vermutlich auch einen Sonnenbrand geholt, so wenig hatte sie zu tun. Stand sehr offensiv, ohne jedoch den größten Einfluss zu haben, rotierte nach der Auswechslung von Simon auf die linke Seite. Machte bei der WM alle Spielminuten, darf sich sicher sein, dass in den nächsten Jahren noch mehr hinzukommen.

Sara Doorsoun

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(Foto: Emmanuel Foudrot/Reuters)

Spielt wie Schult in Wolfsburg zusammen mit Nilla Fischer. Hat aber noch keine so enge Beziehung zu ihr entwickelt. Wirkt so professionell, dass sie vermutlich nicht einmal vor einem Zweikampf mit Fischer zurückschrecken würde, wäre sie ihre beste Freundin. War gegen Schweden dann ein professioneller Anker in der Defensive, mit gutem Stellungsspiel. Ließ sich nur einmal abschütteln von Blackstenius, sah ein Foul an sich, die französische Unparteiische Stephanie Frappart aber nicht. Wurde später noch einmal aus dem Weg geräumt. Bekam dann immer mehr zu tun, als die deutsche Mannschaft weiter nach vorne schob, um den Ausgleich zu erzielen.

Marina Hegering

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(Foto: Emmanuel Foudrot/Reuters)

Immer wieder mit Ausflügen nach vorne, ob mit Ball oder beim Pressen. Ihr Offensivdrang bescherte ihr bei langen Pässen aber häufiger Probleme, weil sie immer zwei, drei Meter zu weit vorne stand, wenn der Ball über sie segelte. So auch beim Gegentor, der weite Pass von Lina Sembrant landete bei Torschützin Jakobsson. Hielt in Hälfte zwei mit einer Block-Grätsche die Hoffnung auf ein Weiterkommen am Leben. Der Schuss hätte womöglich das 1:3 bedeutet. Bekam kurz vor dem Ende selbst noch mal die Chance, ihre Offensivliebe zu vergolden. Ihr Kopfball landete aber nicht zum 2:2 im Tor.

Carolin Simon

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(Foto: Elsa/Getty Images)

Wieder Stammkraft nach der Teilzeitrolle im Achtelfinale gegen Nigeria. Irrte in der Defensive zu Beginn zweimal im Strafraum umher. War dann in der Hitze von Rennes nicht aufmerksam, der Windzug der vorbeieilenden Sofia Jakobsson kam als Wecksignal zu spät, Simon holte den Vorsprung der Schwedin nicht mehr auf, und sah den Ausgleich mit an (22.). Spätestens ab diesem Moment strahlte ihre Unsicherheit bis auf die Tribüne herauf. Auch die Worte von Martin Voss-Tecklenburg in der Trinkpause linderten die Selbstzweifel nicht. Wenig später kippte Simon dann über die Seitenlinie aus dem Feld, hielt sich das linke Knie, sie hatte offenbar einen Schlag abbekommen. Kurz vor der Halbzeit wechselte die Bundestrainerin sie aus. Für Simon war es ein maximal gebrauchter Tag.

Svenja Huth

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(Foto: Loic Venance/AFP)

Flitzte mit dem Makel über den Platz, als Stürmerin noch kein Tor geschossen zu haben. Wünschte sich gegen Schweden einen Treffer, sagte vor dem Spiel aber auch: "Wenn wir 1:0 gewinnen und unsere Torhüterin macht das Tor, ist mir das auch recht." Weder Schult noch Huth schossen ein Tor. Die Stürmerin presste zwar viel und aggressiv, der Ertrag war aber nicht nennenswert genug. Versuchte immer wieder, als Antreiberin zu fungieren, der Funke sprang aber nicht über.

Linda Dallmann

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(Foto: Alessandra Tarantino/AP)

Traute sich bei der Europameisterschaft 2017 noch nicht, ihr Vorbild Dszenifer Marozsan anzusprechen, musste das Fehlen der am Zeh verletzten Regisseurin nun in einem WM-Viertelfinale kompensieren - zusammen mit Magull, Däbritz und Huth. Dass Dallmann sich nicht bemühen würde, konnte man der 24-Jährigen nicht vorwerfen. Bei ihren Schüssen und Dribblings blieb der Ball aber nahezu immer in schwedischen Beinen hängen. Machte nach der Halbzeit ihrem großen Vorbild Marozsan Platz.

Lina Magull

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(Foto: David Vincent/AP)

Ist laut Marozsan "eine geile Kickerin, eine Straßenfußballerin". Zockte zu Beginn, als sei sie auf den Straßen ihrer Geburtsstadt Dortmund unterwegs und nicht im Roazhon Park. Passte einmal sehenswert auf Dallmann. Hatte ihren Glanzpunkt aber beim deutschen Treffer. Legte sich den Pass von Däbritz in die Luft und führte einen seitlichen Fallschuss vor (16.), der im Tor einschlug. Verlor im Anschluss wie die gesamte deutsche Mannschaft den Zugriff aufs Spiel. Wühlte sich zwar in jeden Zweikampf und warf sich in jeden Pass, wie es sich für eine echte Straßenfußballerin gehört. Entwickelte aber nicht mehr die große Wirkung wie zu Beginn.

Sara Däbritz

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(Foto: Maja Hitij/Getty Images)

Eine von fünf Dauerbrennerinnen, die immer spielt, zuletzt über links, nun zentral. Sagte vor der WM einmal, ihr sei es wichtig, auf dem Platz Verantwortung zu übernehmen. Ließ ihren Anforderungen wiederholt Taten folgen und zeigte sich als Anführerin. Eroberte vor dem deutschen Treffer im Mittelfeld den Ball, spurtete diagonal Richtung Tor, sah im richtigen Moment Magull, die sehenswert verwandelte. Konnte den Kontrollverlust der deutschen Mannschaft im Mittelfeld aber auch nicht verhindern.

Alexandra Popp

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(Foto: Elsa/Getty Images)

Steht wie keine andere im deutschen Team für die Flexibilität, spielt Sturm, Mittelfeld und Abwehr. Würde sich auch Torwarthandschuhe überstreifen, wenn es die Bundestrainerin von ihr verlangt. Begann diesmal auf der Doppelsechs neben Däbritz. Köpfte die erste kleine Chance aufs Tor der Schwedinnen (4.). Versuchte die meiste Zeit, die Löcher im Mittelfeld zu stopfen oder mit langen Bällen das Spiel zu verlagern - beides gelang ihr mittelgut. Spielte nach der Auswechslung von Schüller dann im klassischen Sturm. Tauchte einmal gefährlich im Sechzehner auf, bekam von Marozsan eine Flanke serviert, doch die schwedische Torhüterin räumte Popp ab. Ohne Folgen: Popp stand im Abseits, was auch nach Video-Überprüfung Bestand hatte.

Lea Schüller

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(Foto: Loic Venance/AFP)

Das Motto der DFB-Elf lautet "Allez maximal". Schüller setzte das fleißig um und lief mit Vollgas. Tunnelte früh Schwedens Kapitänin Caroline Seger, bekam später von selbiger dann den Fuß auf den Brustkorb und blieb verletzt liegen. Hatte nach der deutschen Führung die Chance auf das 2:0, doch ihr Kopfball machte dem deutschen Motto nicht gerade Ehre, Schwedens Torhüterin Hedvig Lindahl fing ihn ohne Probleme. Schüller verließ in der 69. Minute den Platz für Lena Oberdorf.

Leonie Maier

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(Foto: Emmanuel Foudrot/Reuters)

Musste lange auf ihren Einsatz bei dieser WM warten. Dann kam ihre Chance überraschend im Viertelfinale, Voss-Tecklenburg wechselte sie für die enttäuschende Simon ein. Maier ordnete sich aber rechts und nicht links in der Abwehr ein. Musste dort sofort ein gefährliches Dribbling verteidigen, was ihr nicht gelang, doch die schwedische Chance verpuffte. Später nicht unschuldig am zweiten Gegentreffer: War vielleicht noch zu sehr in ihrer bisherigen Zuschauerrolle bei der WM gefangen. Ließ Fridolina Rolfö vor ihrem Kopfball zu viel Platz. Schult parierte die Chance zwar, aber der Nachschuss landete im Netz.

Dzsenifer Marozsan

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(Foto: Elsa/Getty Images)

In Rennes war Marozsan im ersten Gruppenspiel von einer Chinesin aus dem Turnier getreten worden, ihr Zeh brach durch. Die Bundestrainerin machte vor dem Duell gegen Schweden dann ein großes Geheimnis daraus, ob die Regisseurin spielen könne. Marozsan konnte, aber erst nach der Pause. War die Chefin bei den Standards, die sie gefährlich trat. Entwickelte nach der langen Pause - und immer noch mit einem gebrochenen Zeh - aber kaum die erhoffte belebende Wirkung.

Lena Oberdorf

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(Foto: Emmanuel Foudrot/Reuters)

Kam in der 69. Minute für die bemühte Lea Schüller, bemühte sich mindestens genauso sehr, nur eben im Mittelfeld. Hat mit 17 Jahren schon erstaunlich viel gespielt bei dieser Weltmeisterschaft und viel Positives erlebt. Nun muss sie in jungen Jahren ihre erste Enttäuschung verkraften. Hatte kurz vor Schluss eine große Kopfballchance, traf aber das Tor knapp nicht.

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