Fußball-WM: Deutscher Kader:Sitzenbleiber gesucht

Dem Bundestrainer steht eine "brutale Entscheidung" bevor: Bis Dienstag muss er noch einen Nationalspieler aussortieren, der nicht mit zur WM nach Südafrika darf. Eine Übersicht der Wackelkandidaten.

Michael König

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PK Fußball-Nationalmannschaft in Südtirol

Quelle: dpa

Bundestrainer zu sein ist ein anstrengender Job, manchmal geht es bis an die Schmerzgrenze. "Die Entscheidung wird brutal sein", sagte Joachim Löw nach dem 3:0 seines Teams im letzten WM-Testspiel gegen Ungarn. Er fügte hinzu: "Nicht nur für die Spieler, sondern auch für die Trainer." Bis Dienstag um 12 Uhr muss Löw den endgültigen 23-Mann-Kader für die Weltmeisterschaft in Südafrika benennen. Derzeit umfasst sein Angebot 25 Mann - und nach der Verletzung von Heiko Westermann muss noch ein Spieler gehen. Zu den Wackelkandidaten gehören auch einige Spieler, die ihren Stammplatz schon sicher wähnten.

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Fußball-WM: Deutscher Kader:Mario Gomez

Mario Gomez

Quelle: ap

Ein Druckfehler? Eine Verwechslung? Nein, das ist tatsächlich Mario Gomez, und ja: Er gehört zu den Spielern, die womöglich zu Hause bleiben müssen, wenn die Mannschaft am 7. Juni gen Südafrika aufbricht. Der 30-Millionen-Euro-Mann vom FC Bayern München hat zwei Handicaps: Er ist Stürmer und hat eine durchwachsene Saison hinter sich. Weil das Verletzungspech in Mittelfeld (Ballack, Rolfes, Träsch) und Abwehr (Westermann) grassierte, steht der Bundestrainer vor der Entscheidung, doch noch einen Angreifer auszusortieren. Weil Miroslav Klose und Lukas Podolski gesetzt sind und Cacau gegen Malta und Ungarn traf, rückt Gomez in den Kreis der Wackelkandidaten. In München bekam er kaum Spielzeit, im DFB-Dress traf er zwar gegen Ungarn zum 2:0, hätte den Ball in der Szene jedoch beinahe verstolpert und jubelte anschließend auffällig zurückhaltend.

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Fußball-WM: Deutscher Kader:Stefan Kießling

DFB-Trainingslager Nationalmannschaft - Stefan Kießling

Quelle: dpa

Auch Stefan Kießling bleibt ein Streichkandidat, wenn auch ein unwahrscheinlicher. Wenn Löw einen Angreifer opfert und derjenige nicht Mario Gomez heißt, muss Kießling bangen - sonst eher nicht. Der Leverkusener hat 21 Saisontore vorzuweisen, das ist ein Pluspunkt - Gomez hat für Bayern zehn Mal getroffen. Im Testspiel der Nationalmannschaft gegen Malta vergab Kießling jedoch zahlreiche Chancen, außerdem hat er angesichts der zahlreichen Bayern-Spieler im Kader die kleinere Lobby - das kann ein Nachteil sein. Gegen Ungarn kam Kießling nicht zum Einsatz - ein schlechtes Omen?

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Fußball-WM: Deutscher Kader:Marko Marin

Länderspiel Ungarn - Deutschland

Quelle: dpa

Die Bremer Zaubermaus, ein Streichkandidat? Zugegeben: Nach dem Ungarn-Spiel ist es unwahrscheinlich, das Löw ausgerechnet auf einen der Kreativköpfe im Mittelfeld verzichtet. Marin bereitete das 2:0 durch Gomez vor und hätte dem Bayern-Stürmer beinahe ein weiteres Tor aufgelegt, als er die gegnerische Abwehr mit einem Lupfer düpierte. Löw würde sich bei einer Nichtberücksichtigung Marins um eine echte Alternative berauben. Ein leiser Zweifel bleibt: Schon vor der EM 2008 galt der damalige Gladbacher als Bereicherung - und wurde gemeinsam mit Jermaine Jones und Patrick Helmes aussortiert.

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Fußball-WM: Deutscher Kader:Marcell Jansen

Hungary v Germany - International Friendly

Quelle: getty

Der Hamburger ist die vielleicht größte Variable im Team, weil er den Trainer gleich vor mehrere Fragen stellt: Ist Jansen tatsächlich fit genug, um WM zu bestreiten? Im März hatte er sich das Syndesmoseband gerissen - die gleiche Verletzung, die Michael Ballack ausbremste. Noch im Trainingslager auf Sizilien übte Jansen zunächst allein, stieg dann aber komplett ins Mannschaftstraining ein. Gegen Ungarn war Jansen 30 Minuten im Einsatz - nicht lange genug, um Aussagen über seinen Trainingsrückstand treffen zu können. Fraglich ist auch, ob Löw Jansen als Linksverteidiger oder im linken Mittelfeld sieht: Beim HSV entwickelte er auf der offensiven Position viel Drang zum Tor. Jansen scheint sich seiner Sache bereits sicher - nach der Partie in Ungarn sagte er: "Wenn es keinen Sinn gemacht hätte, dann hätte man mich auch gar nicht mitgenommen."

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Fußball-WM: Deutscher Kader:Dennis Aogo

Hungary v Germany - International Friendly

Quelle: getty

Der Hamburger erntete für seine Leistung im Testspiel gegen Malta viel Lob, trotzdem bleibt er bis zuletzt ein Wackelkandidat. Auf der Position als Linksverteidiger könnte ihm Marcell Jansen den Platz im Kader streitig machen. Auch Holger Badstuber gilt als Kandidat für diesen Posten. Allerdings fällt nun mit Heiko Westermann eine Option aus. Als Vorteil für Aogo könnte sich dessen Vielseitigkeit erweisen: Gegen Ungarn spielte er im defensiven Mittelfeld, einer Position, für die Bundestrainer Löw neben Schweinsteiger und Khedira kein etatmäßiges Ersatzpersonal hat.

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Fußball-WM: Deutscher Kader:Holger Badstuber

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Quelle: afp

Profitiert wohl am meisten von Westermanns Verletzung. Der schlaksige Münchner feierte beim 3:0 gegen Ungarn sein Debüt in der Nationalmannschaft, Joachim Löw schickte ihn in der 72. Minute auf den Platz. War das ein Fingerzeig in Richtung WM? Oder ein Abschiedsbonbon für Badstuber? Sicher ist nur, dass die Innenverteidiger im Kader nach Westermanns Verletzung bedrohlich wenig werden: Außer Badstuber bewerben sich nur noch Serdar Tasic und Arne Friedrich um den freien Platz neben dem gesetzten Per Mertesacker.

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Fußball-WM: Deutscher Kader:Andreas Beck

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Quelle: afp

Der Hoffenheimer könnte ein Opfer der Ballack-Verletzung werden. Beck ist ein klassischer Rechtsverteidiger, der in Hoffenheim nur dort zum Einsatz kommt. Auf dieser Position hat Löw in Philipp Lahm, Jérome Boateng und Arne Friedrich aber genügend Personal. So fehlt Beck eine Eigenschaft, die ihn unverzichtbar machen würde. Gegen Ungarn kam der Abwehrspieler nicht zum Einsatz - für viele stand er vor der Westermann-Verletzung ganz oben auf der Streichliste. Doch nun hat Löw auch einen Außenverteidiger weniger.

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Fußball-WM: Deutscher Kader:Piotr Trochowski

Piotr Trochowski, Boldizsar Bodor

Quelle: ap

Was für Piotr Trochowski spricht: Er war zuletzt sehr bemüht. Was gegen ihn spricht: Er war zuletzt sehr bemüht. Zwar lief der Hamburger unermüdlich, dribbelte und schoss aus allen Lagen - aber ein zählbarer Ertrag kam dabei nicht heraus. Vor allem im Spiel gegen Malta wirkte Trochowski verzweifelt in dem Bestreben, den Bundestrainer noch unzustimmen. Er lief sich oft fest und schoss aus der Distanz, obwohl Mitspieler besser postiert gewesen wären. Löw kann außerdem auf zahlreiche andere Spieler zurückgreifen kann, die Trochowski von der Statur ähneln, technisch aber teilweise versierter sind (Kroos, Marin, Özil).

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Fußball-WM: Deutscher Kader:Toni Kroos

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Quelle: afp

Nach einer starken Saison bei Bayer Leverkusen wäre eine Nichtberücksichtigung von Toni Kroos eine Überraschung. Der 20 Jahre alte Mittelfeldspieler begann gegen Ungarn im rechten Mittelfeld und wechselte später auf die Position des "Sechsers" vor der Abwehr - auf beiden Positionen könnte er für Löw wertvoll sein. Der Bundestrainer gilt als Unterstützer des Spielers, der zum FC Bayern zurückkehren wird. "Wenn der Trainer meine Qualitäten schätzt, dann wird er mich nicht nach Hause schicken", sagte Kroos jüngst in einem Interview. Diesbezüglich habe er "ein gutes Gefühl".

© sueddeutsche.de/mikö/hum
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