Fußball:Wirbel um Forderung nach Fans - Verliert München die EM?

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Fordert für die EM Zuschauer in den Stadien: Aleksander Ceferin, Präsident der UEFA. Foto: Manu Fernandez/AP/dpa (Foto: dpa)

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München (dpa) - Das Geisterspiel-Verbot von UEFA-Präsident Aleksander Ceferin hat beim EM-Gastgeber München für Unverständnis und Kritik gesorgt.

Unter dem Eindruck der drohenden dritten Welle könnten die Pläne der Europäischen Fußball-Union sogar zum Aus der bayerischen Landeshauptstadt als einer von zwölf Ausrichtern in diesem Sommer führen. Bis spätestens Ende April soll eine Entscheidung fallen - dann wohl gegen die Städte, die nicht die Zulassung von Zuschauern garantieren können oder wollen.

Die UEFA relativierte zwar Ceferins Aussagen vom Wochenende in kroatischen Medien, dass Geisterspiele "vom Tisch" seien. Keine der Ausrichterstädte werde "automatisch" gestrichen, sollten Zuschauer dort ausgeschlossen bleiben, teilte der Dachverband mit. Es müsse dann aber abgewogen werden, ob es nicht sinnvoller wäre, die Partien an einen anderen Ort zu verlegen. Eine erste Frist für die Entscheidung läuft bis zum 7. April, die EM beginnt am 11. Juni.

Die Münchner bemühten sich umgehend, Optimismus zu verbreiten. In einer Schalte sei ihnen am Mittwoch nach dpa-Informationen versichert worden, dass zum jetzigen Zeitpunkt keine Besucher-Garantie in den Stadien verlangt werde. Die Veranstalter planen demnach "weiterhin mit verschiedenen Szenarien, was mögliche Zuschauer im Stadion betrifft", hieß es in einer Erklärung der Landeshauptstadt, die klarstellte: "Ein Rückzug Münchens war und ist kein Thema."

In der Allianz Arena sind die Gruppenspiele der deutschen Nationalmannschaft gegen Frankreich (15. Juni), Portugal (19. Juni) und Ungarn (23. Juni) sowie ein Viertelfinale (2. Juli) vorgesehen. Die Vorstellung von jubelnden Fans im Stadion passt derzeit nicht zur Corona-Lage. Dagmar Freitag, die Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag, twitterte: "Ohne Worte. Parallelwelt des Profifußballs..."

Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) stellte klar, dass angesichts der Entwicklungen in der Pandemie mittel- und langfristige Prognosen unmöglich sind. Sollte sich die Lage bis zum Turnier nicht entscheidend verbessern, sind Fans im Stadion nicht denkbar. Es sei klar, "dass Veranstaltungen dieser Art mit Zuschauern nach den aktuellen Vorschriften nicht erlaubt sind", sagte Reiter und ergänzte bei bild.de: "Ich würde mir gerade in diesen Zeiten wünschen, dass die Verantwortlichen der UEFA hier den direkten Austausch mit den Gastgeber-Städten suchen, um gemeinsam eine Lösung zu erarbeiten."

Der Ceferin-Vorstoß kam sogar bei der Bundespressekonferenz in Berlin zur Sprache. Die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer bemerkte dazu knapp: "Wir handeln immer lageabhängig mit unseren Empfehlungen und Beschlüssen." Ein Sprecher des für den Sport zuständigen Innenministeriums schloss sich der Aussage an.

Nachdem die UEFA im vorigen Jahr die EM abgesagt hatte und um ein Jahr verschob, ist sie aktuell fest entschlossen, das Turnier durchzudrücken. Zuletzt hatte es Zweifel gegeben, ob etwa in Bilbao, Dublin und Glasgow überhaupt gespielt werden kann. Generell wird kritisch gesehen, dass im Sommer 24 Nationalteams kreuz und quer über den Kontinent zu ihren Spielen reisen sollen.

© dpa-infocom, dpa:210317-99-859467/5

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