Fußball:Wer zahlt für die Zukunft der Bundesliga?

Sky-Kameramann am Spielfeldrand

Noch hat Sky das Monopol bei den Bundesliga-Live-Übertragungen. Das könnte sich bald ändern.

(Foto: Andreas Gebert/dpa)

Das Wettbieten um die TV-Rechte beginnt: Die Vereine hoffen auf viel Geld, um mit Klubs aus England mithalten zu können. Für Zuschauer wird sich einiges ändern.

Von Caspar Busse

Christian Seifert macht das nicht zum ersten Mal. Der Chef der Deutschen Fußball Liga (DFL) ist seit 2005 im Amt und kann einige Erfahrung vorweisen, es ist schon seine vierte Versteigerung der Fernsehrechte für die Bundesliga. Doch auch diesmal ist der Mann aus Rastatt, der früher mal für Leo Kirch, den Musiksender MTV und Karstadt gearbeitet hatte, ein wenig nervös. Wird es das erhoffte Milliardenspiel? Bieten sich die Interessenten gegenseitig hoch? Schafft es die Bundesliga, die finanzielle Lücke zum englischen Fußball wenigstens ein bisschen kleiner zu machen?

Offiziell ist das Wettbieten um die Rechte von der Saison 2017/18 nun eröffnet. "Alle am Erwerb der nationalen Medienrechte interessierten Unternehmen können sich ab sofort für die Teilnahme an den beiden Ausschreibungen registrieren", teilte die DFL kurz vor Ostern mit. Es ist der erste formale Schritt, weitere Einzelheiten sollen noch im April folgen. Noch vor Beginn der Fußball-Europameisterschaft im Juni in Frankreich soll dann Klarheit herrschen und die Auktion beendet sein. Der Zeitplan ist eng, viel darf nicht mehr dazwischenkommen, aber noch könnte es klappen.

Telekom, Vodafone und Discovery. Interessenten gibt es genug

Die TV-Sender sind die wichtigste Einnahmequelle der Fußball-Bundesliga. Umgekehrt ist Fußball eines der wichtigsten Produkte für das Fernsehen, die Einschaltquoten sind hoch. "Wir vergeben eines der zehn wertvollsten Medienrechte der Welt", sagt Seifert, 46, deshalb selbstbewusst. Es geht um Macht, Einfluss und sehr viel Geld. ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky erwartet "die größte Schlacht, die man je erlebt hat".

Eine bis 1,5 Milliarden Euro will Seifert pro Jahr erlösen, inklusive der internationalen Rechte. Ob das gelingt?

Die DFL steht unter hohem Druck. Denn die Vereine wollen mehr Geld sehen, allen voran der FC Bayern München. Denn sie stehen im Wettbewerb mit den anderen europäischen Topklubs, und die erlösen deutlich mehr Geld mit dem Verkauf der Fernsehrechte und können damit auch mehr in Spieler investieren. Mindestens eine Milliarde Euro im Jahr fordert Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge deshalb für die Liga, offenbar ohne Berücksichtigung der internationalen Rechte. In England erlöst die Premier League allein 2,3 Milliarden Euro pro Jahr durch nationale Medien-Rechte.

Es soll also mehr rausspringen, und am Ende werden das wohl die Sender und die Zuschauer zahlen müssen. In der laufenden Saison kassiert die Liga national 663 und international 154 Millionen Euro. In der kommenden Spielzeit sind es 673 beziehungsweise 162 Millionen Euro. Der Bezahlsender Sky zahlt derzeit rund 80 Prozent der nationalen Einnahmen, doch das könnte sich nun ändern.

Für die Sportschau könnte es eng werden

Letzte Details der Ausschreibung sind immer noch nicht geklärt. Das Bundeskartellamt hat ein gewichtiges Wort mitzureden. Denn die DFL vergibt die Rechte aller Spiele im Auftrag der Vereine gemeinsam, diese Zentralvermarktung - die Einnahmen werden dann nach einem bestimmten Schlüssel unter den Vereinen verteilt - ist aber ein klassisches Kartell. Dem muss das Amt zustimmen, und es kann Auflagen erteilen. Das Kartellamt wird dem Vernehmen nach unter anderem darauf dringen, dass die Rechte für das Bezahlfernsehen an mindestens zwei Interessenten vergeben werden müssen. An diese sogenannte "No Single Buyer"-Regel muss sich die DFL dann in ihrer Ausschreibung halten, ob sie will oder nicht.

Eigentlich war die DFL gegen eine solche Klausel. Andererseits schafft sie mehr Wettbewerb. Und wahrscheinlich höhere Preise. Verlierer wird wohl Sky sein. Derzeit zeigt der Sender mit inzwischen rund 4,3 Millionen zahlenden Kunden alle Spiele. Die gegenseitige Abhängigkeit ist hoch. "Wenn Sky stark ist, ist die Bundesliga stark. Und wenn die Bundesliga stark ist, ist auch Sky stark", sagte zuletzt Sky-Deutschland-Chef Carsten Schmidt. Weil das Kartellamt nun auf einen zweiten Interessenten dringt, um mehr Wettbewerb zu garantieren, wird Sky wohl nicht mehr wie bisher alle Rechte kaufen können. "Alle Spiele, alle Tore" - das wird damit vorbei sein.

Vereine streiten über Verteilung der Gelder

So könnte es beispielsweise sein, dass die Live-Partien am Freitag oder am Montag von einem anderen Bezahlsender oder auf bezahlpflichtigen Internetplattformen zu sehen sein werden. Fußballfans, die alle Spiele sehen wollen, brauchen dann möglicherweise zwei Abos und gegebenenfalls auch zwei Decoder. Das würde die Angelegenheit teurer und komplizierter machen. Amazon, die Deutsche Telekom, der US-Kabelunternehmer John Malone mit Unity-Media oder Vodafone mit der neuen Tochter Kabel Deutschland - sie alle könnten für die Pay-Rechte mitbieten,

Aber auch für die bisherige ARD-Sportschau im frei empfangbaren Fernsehen könnte es auch eng werden. Vor allem RTL hat großes Interesse einer Fußball-Zusammenfassung am Samstag, der Kölner Sender hatte zuletzt Qualifikationsspiele der deutschen Nationalmannschaft gezeigt und hohe Quoten erzielt. Aber auch die Discovery-Tochtergesellschaft Eurosport könnte mitbieten - ob für das frei empfangbare Fernsehen oder die Pay-Rechte. Discovery hat bereits die Rechte an den Olympischen Spielen 2018 bis 2024 erworben und damit die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF zunächst aus dem Rennen geworfen. Aber auch Kombinationen aller möglichen Bieter sind denkbar.

Erwartet wird nun, dass die DFL demnächst mehrere Pakete ausschreiben wird, um die sich dann die potenziellen Bieter bewerben können. Dann erst wird auf Seifert und seine Leute die eigentliche Arbeit zukommen. Denn auch die Bundesligavereine sind sich über die Verteilung des Geldsegens nicht einig. Eintracht Frankfurt, Werder Bremen, VfB Stuttgart, der HSV, 1. FC Köln und Hertha BSC haben sich nach Informationen der Sport-Bild zusammengeschlossen, um eine Reform der Fernsehgeld-Verteilung zu erreichen. "Team Marktwert" nennen sie sich. Bisher werden 65 Prozent der Gelder paritätisch unter den Klubs verteilt. Und 35 Prozent nach Erfolg. Die wenig erfolgreichen Traditionsklubs finden das ungerecht. Der Kampf ums Geld hat begonnen.

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