Fußball-Weltmeister:Sieben neue Klubs für Schweinsteiger

Manchester United v Newcastle United - Barclays Premier League

Wohin des Weges? Bastian Schweinsteiger.

(Foto: REUTERS)

Er soll Manchester United verlassen, schließt aber den Wechsel zu einem europäischen Topklub aus. Wohin also mit Bastian Schweinsteiger? Wir hätten da ein paar total ernst gemeinte Vorschläge.

Von Tim Brack, Christoph Dorner und Matthias Schmid

Bastian Schweinsteiger soll Manchester United verlassen - angenehmer lässt sich die harte Wahrheit leider nicht formulieren. Der Premier-League-Klub möchte sogar den bestehenden Vertrag mit dem Weltmeister auflösen, er selbst schließt einen Neuanfang bei einem europäischen Spitzenklub aus. Wohin könnte Schweinsteiger also wechseln, der sich mit 32 Jahren noch im besten Fußballalter befindet? Sieben Vorschläge.

Stuttgarter Kickers

Die Ausgangslage: Der Viertligist Stuttgarter Kickers hat mit einem Facebook-Aufruf ("Komm zu uns Blauen nach Stuttgart, hier wird ehrlicher Fußball gespielt") an Bastian Schweinsteiger deutschlandweit für Schlagzeilen gesorgt. Sogar die klubeigene Telefonnummer haben sie hinterlassen. Nach SZ-Informationen hat Schweinsteiger bisher aber nicht angerufen.

Was den Klub für Schweinsteiger attraktiv macht: Der Traditionsverein mit zweijähriger Erstliga-Erfahrung strebt in den Profifußball zurück und will Schweinsteiger mithilfe eines schwäbischen Autobauers in die Stadt locken. Herrlich umgebautes Stadion mit neuer Rasenheizung und exklusivem Whirlpool. Die in der Nähe befindliche Haltestelle "Weinsteige" soll in "Schweinsteiger" umbenannt werden.

Was hat der Klub davon: Endlich tritt der Verein mal aus dem großen Schatten des VfB Stuttgart. Früher war er nur kleiner Zulieferer großer Talente (Guido Buchwald und Jürgen Klinsmann) für den VfB, der würde nun vor Neid in den dreckigen Neckar springen.

Wie das Ana Ivanovic findet: Alles ganz dufte, weil die Tennisplätze des Frauen-Erstligisten TEC Waldau fußläufig vom Kickers-Trainingsgelände zu erreichen sind. Und die Gastronomie im Tennisklub ist Grand-Slam-würdig.

Flamengo Rio de Janeiro

Die Ausgangslage: Schweinsteiger hat in Rio seinen größten Titel errungen. Und Flamengo wurde bereits seit 2009 nicht mehr brasilianischer Meister.

Was den Klub für Schweinsteiger attraktiv macht: Der Ex-Münchner Paulo Guerrero (2002 bis 2006) spielt im Sturm der Rot-Schwarzen. Er wäre Schweinsteigers Integrationspartner, der ihm beibringt, wie man Caipirinha stilvoll trinkt (PS: Eine Mass braucht es dafür nicht.) Als Bonus könnte er mit einem neuen Spitznamen rechnen, denn mit Schweini war Schweini ja schon lang nicht mehr zufrieden. Flamengos Legende Zico hatte in den Siebziger- und Achtzigerjahren den tollen Namen "der weiße Pelé" verpasst bekommen. Schweinsteiger wird folglich: der deutsche Zico.

Was hat der Klub davon: Flamengo bekommt einen der legendären Deutschen, der bei der 1:7-Klatsche der Brasilianer tatkräftig mitwirkte. Schweinsteigers Name ("Eswainstaiger") erfüllt die Gegner schon im Vorfeld mit Grauen. Die Meisterschaft ist bis zum Karriereende sicher.

Wie das Ana Ivanovic​ findet: Super. Ivanovic stählt sich in der drückenden Hitze Brasiliens für die Tennisturniere in den USA. Wenn sie dorthin fliegt, erzählt sie den Passagieren im Flieger von ihrem "deutschen Zico".

Nach China oder zu 1860 München?

Shandong Luneng Taishan

Die Ausgangslage: Der Vorjahres-Dritte erlebt eine mittelprächtige Saison in der ersten chinesischen Liga, spielte erst gegen den Abstieg, ist jetzt schließlich im Mittelfeld angelangt. Potenzial nach oben ist gegeben.

Was den Klub für Schweinsteiger attraktiv macht: Die Aussicht auf die Wiedervereinigung mit Felix Magath. Der hatte in seinem ersten Bayern-Jahr ein lustiges Aufeinandertreffen mit Schweinsteiger, das dieser einmal so schilderte: "Ich wollte ihn begrüßen. Dann hat er mich gefragt: 'Wer sind Sie eigentlich?' Ich sagte: 'Bastian Schweinsteiger.' Das Lustige war dann, dass ich am Knie verletzt war, zehn Tage pausieren musste. Nach der ersten Trainingseinheit sind wir zu einem Spiel nach Mainz gefahren. Dann hat er gesagt: 'Die ganze Mannschaft fährt mit nach Mainz.' Daraufhin habe ich gefragt: 'Trainer, muss ich auch mit?' Und dann hat er echt gesagt: 'Äh, wer sind Sie überhaupt?'"

Was hat der Klub davon: Shandong Luneng Taishan hätte endlich einen großen Namen. Bisher sind ja bloß Papiss Demba Cissé (ehemals Freiburg und Newcastle) und Graziano Pellè (kennt man aus Italiens EM-Mannschaft) mit viel Geld in den Kader gelockt worden. Schweinsteiger wäre das Meisterstück, da könnte auch die Konkurrenz einpacken, denn dort spielen ja "nur" Hulk, Demba Ba oder Renato Augusto.

Wie das Ana Ivanovic findet: Weniger toll. In China ist man als Tennisspielerin nur berühmt, wenn "Tisch" davor steht.

1860 München

Die Ausgangslage: Der TSV 1860 München will seit dem Abstieg vor zwölf Jahren in die Bundesliga zurück. Diesmal könnte es wirklich was werden mit dem blauen Wunder, weil Stefan Aigner und Ivica Olić plötzlich mitspielen. Erstklassige Fußballer sind das. Dazu noch ein Weltmeister, der Himmel über München würde nur noch in blau-weiß erstrahlen.

Was den Klub für Schweinsteiger attraktiv macht: Auf den ersten Blick natürlich nichts. Schweinsteiger im blau-weiß gestreiften Sechziger-Trikot? Nicht nur für ihn als Roten unvollstellbar, sondern auch für die Löwen-Fans, die lieber zum Zahnarzt gehen als nach Harlaching, wo sich das FC-Bayern-Trainingsgelände befindet. Aber Schweinsteiger könnte endlich diesem Pep beweisen, dass er noch gut genug für München ist.

Was hat der Klub davon: Erfolg. So einfach ist das. Wo Schweinsteiger spielt, regnet es Titel. Die Sechziger würden endlich aufsteigen und die Löwen-Fans begreifen, dass auch ein Roter aus Harlaching für etwas gut ist.

Wie das Ana Ivanovic findet: Einfach nur schön. In München kann man fast so gut shoppen wie in Paris und New York. Viel besser halt als in diesem verregneten Manchester, wo man auch nur in der Halle Tennis spielen kann.

Nach New York, Belgrad oder Oberaudorf?

FC New York City

Die Ausgangslage: Mit dem Statement, nicht mehr innerhalb Europas wechseln zu wollen, hat sich Schweinsteiger nur wenige Optionen offen gelassen. Lieblingsdestination gleich mehrerer Generationen gealterter Fußballstars sind die USA, wo man in der drittklassigen Major League Soccer in gemächlichem Tempo noch ein paar Milliönchen einstreichen kann. Schweinsteiger würde natürlich nicht in die Provinz nach Fort Lauderdale wechseln (wie einst Gerd Müller), sondern gleich nach New York.

Was den Klub für Schweinsteiger attraktiv macht: Nach Franz Beckenbauer wäre Schweinsteiger die zweite Klub-Ikone des FC Bayern, die ihr Glück in New York versucht. Schweini würde dann in einem Atemzug mit dem Kaiser genannt, und der war als Spieler ja auch nur einmal Weltmeister. Bei Cosmos New York spielte Beckenbauer seine hingetupften Außenristpässe, schoss weiter Eigentore, gewann drei Meisterschaften und schlürfte Cocktails im legendären Studio 54. Mit so einem Leben könnte sich Schweinsteiger anfreunden. Außerdem könnte er nach dem Karriereende gleich das Büro des FC Bayern in New York übernehmen.

Was hat der Klub davon: Nicht einmal Cosmos New York mit Beckenbauer und Pelé gelang es, eine nachhaltige Soccer-Begeisterung in den USA zu entfachen. Aus Cosmos wurden die weniger glamourösen Metrostars, mittlerweile gibt es in der Major League Soccer gleich zwei Vereine aus Big Apple, die um die Meisterschaft mitspielen. Beim FC könnte Schweinsteiger mit Andrea Pirlo und Frank Lampard ein echtes Haudegen-Mittelfeld bilden.

Wie das Ana Ivanovic findet: Bei den US Open kam sie bislang nie weiter als bis ins Viertelfinale. Der Heimvorteil wäre künftig ein Pfund. Das Apartment im 22. Stock mit Panoramablick auf den Central Park fände Frau Schweinsteiger natürlich auch nicht schlecht.

Roter Stern Belgrad

Die Ausgangslage: Schweinsteigers Frau ist Serbin, und wenn die einmal Heimweh bekommt, liegt der Entschluss doch nahe: Bastian geht mit seiner Ana nach Belgrad. Unter Hipstern ist die Stadt ja schon lange ein Geheimtipp, liest Schweinsteiger in der GQ. Außerdem würde er beim Rekordmeister anheuern, beim "Stern des Südens", bei Roter Stern Belgrad.

Was den Klub für Schweinsteiger attraktiv macht: Schweinsteiger hat in seinem Fußballerleben alles gewonnen, genug verdient. Was ihm fehlt, ist ein Abenteuer, bei dem man noch einen Oscar für die beste Hauptrolle gewinnen könnte, so wie der sich selbst geißelnde Leonardo Di Caprio in "The Revenant". Und wo brennen die Fanblöcke am besten? Wo müsste Schweinsteigers kantiges Gesicht in jedem Spiel getackert werden, so wie einst im WM-Finale? Richtig, in Belgrad.

Was hat der Klub davon: Bei der Ankunft Schweinsteigers am Flughafen in Belgrad spielen sich Szenen ab, bei denen selbst die vor Euphorie rasenden Fans aus Istanbul nicht mithalten können. Tausende sind auf den Straßen, viele weinen vor Glück. Der Vereinspräsident spricht von der Champions League, der Staatspräsident vom EU-Beitritt.

Wie das Ana Ivanovic findet: Sie ist natürlich superhappy. Vielleicht ist es doch mehr als eine beidseitig kalkulierte Promi-Beziehung, denkt Ana, als Bastian die Umzugskartons in die Stadtvilla am Stadtrand von Belgrad trägt. Vielleicht ist es Liebe.

FV Oberaudorf

Die Ausgangslage: Der Saisonstart in der A-Klasse, Kreis Inn/Salzach, ist für den FV Oberaudorf holprig verlaufen. Darüber kann auch der 5:1-Sieg beim FC Iliria Rosenheim zuletzt nicht hinwegtäuschen. Die 1:3-Niederlage im Heimspiel gegen den TSV Rohrdorf-Thansau hängt allen noch nach, die Stimmung ist nicht die beste. Würde Bastian Schweinsteiger in den Klub zurückkehren, wo er als Bub das erste Mal in einem Trikot dem Ball nachrannte, würden sie ihrem verlorenen Sohn gleich ein Denkmal hinstellen.

Was den Klub für Schweinsteiger attraktiv macht: Er würde endlich wieder dahoam spielen, wo er aufgewachsen ist und sein Vater Alfred noch immer im eigenen Sportgeschäft hinter der Kasse steht. Schweinsteiger junior könnte also seine Karriere in einer atemberaubenden Klasse mit Blick auf den Wilden Kaiser fortsetzen, seinen alten Kumpels im Klub helfen und erste Erfahrungen als Sportschuhverkäufer sammeln.

Was hat der Klub davon: Ein leibhaftiger Weltmeister hat bestimmt noch nie beim FV Oberaudorf gespielt. Erstmals würde sich ein Bus zu den Auswärtsfahrten lohnen: Beim FC Iliria Rosenheim guckten insgesamt nur 50 Leute zu. 50 Leute gehören allein schon zur Entourage eines Weltmeisters.

Wie das Ana Ivanovic findet: Alles ganz reizend. Die hohen Berge, die Weiden, die vielen Kühe lassen sich prima in das Trainingspensum einer professionellen Tennisspielerin einbauen. Und auch die Frauenmannschaft des Oberaudorfer Tennisclubs ist ziemlich erfolgreich, sie schaffte in der abgelaufenen Saison den Aufstieg von der Kreisklasse 2 in die Kreisklasse 1.

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