Süddeutsche Zeitung

Fußball:Wachstumsschmerzen

Die U21 des 1. FC Nürnberg zeichnet sich vor allem durch fehlende Konstanz aus. Der neue Trainer Christian Fiel ist aber überzeugt, dass sich seine Spieler positiv entwickeln werden.

Von Fabian Dilger

Pendel rauf, Pendel runter, Pendel in der Mitte: So verläuft die Saison der zweiten Nürnberger Mannschaft in der Fußball-Regionalliga Bayern. Mal schießen die Nürnberger fünf Tore gegen den Absteiger Unterhaching, es gibt ernüchternde Niederlagen wie das 0:3 gegen Augsburg II - und dann auch mal ein Brot-und-Butter-Ergebnis wie jüngst das 0:0 gegen den direkten Konkurrenten SV Heimstetten. Momentan steht die Mannschaft auf Relegationsplatz 15, auf Rang zehn fehlen aber nur drei Punkte.

Es ist für die Nürnberger eine ganz andere Spielzeit als die beiden durch Corona gedehnten vergangenen, als die Club-Reserve konstant vorne mithielt. Es ist aber auch eine andere Mannschaft mit einem anderen Trainer. Und der ist von diesem abwechslungsreichen Saisonverlauf gar nicht überrascht: "Mir war bewusst, dass ich eine Mannschaft übernehme, die noch viele Jugendspieler hat", sagt Christian Fiel, ehemals Cheftrainer bei Dynamo Dresden. Fiel hat Club-Legende Marek Mintal beerbt, der jetzt Co-Trainer bei der slowakischen Nationalmannschaft ist. Neuer Trainer, neue Mannschaft: Im Vergleich zur vergangenen Saison wurde kräftig durchgemischt, kaum ein Spieler verblieb im Kader. Wie soll es auch anders sein, die Nürnberger Reserve ist eine U21, die sich diese Bezeichnung auch verdient. Das Durchschnittsalter liegt bei 20 Jahren, "80 Prozent waren letztes Jahr noch A-Jugendspieler", so Fiel, "dass wir viel zu tun haben, das war mir schon bewusst."

Vor allem der Punch seiner Stürmer vor dem gegnerischen Tor macht dem neuen Trainer Christian Fiel zu schaffen

Gegen Heimstetten, einen direkten Konkurrenten im Kampf gegen den Abstieg, zeigen sich zwei Dinge. Immer wieder blitzt die gute fußballerische Ausbildung von Fiels Teenie-Team auf. Fast alles soll spielerisch und nicht mit dem langen Ball gelöst werden, auch wenn Heimstetten früh anläuft. Aber phasenweise zeigt sich, dass sich die junge Nürnberger Mannschaft schnell dominieren lässt. Wenn Heimstetten im Mittelfeld intensiv in die Zweikämpfe geht, kann sich der Club teilweise nicht mehr befreien. Besonders ärgerlich ist für Fiel iaber der fehlende Punch in der zweiten Halbzeit. Zweimal taucht Nürnbergs Mittelstürmer Tim Sausen bei Kontern allein vor Heimstettens Keeper auf, einmal übersieht er den mitgelaufenen Mitspieler, beide Male schließt er zu unplatziert ab. "Das ist einfach ein junger Spieler. Das gehört dazu", bleibt Fiel nachsichtig.

Der Trainer kalkuliert die schwankenden Leistungen als Wachstumsschmerzen ein: "Das ist das Zeichen dafür, dass es in diesem Alter einfach noch nicht so viel Konstanz gibt. Und dass du oft nicht so recht weißt, was du am jeweiligen Spieltag bekommst." Und wenn die ganze Mannschaft noch lernt und wächst, dann klickt es manchmal, aber hakelt auch genauso, wie Fiel sagt: "Es gab Spiele, da haben wir es fußballerisch gut gemacht. Dann gab es Spiele, da haben wir es überhaupt nicht gut gemacht. Das ist das, was in diesem Alter dazugehört. Da geht die Kurve hoch und runter und das musst du mit einkalkulieren."

Neben dem Ziel Klassenerhalt hat Fiel aber noch eine anderen Auftrag: Die Talente für den Profibereich gut vorbereiten. In Heimstetten fehlt zum Beispiel der etatmäßige Kapitän und beste Torschütze der U21. "Lukas Schleimer ist jetzt wieder oben bei den Profis dabei", sagt Fiel. Fünf Tore hat Schleimer in der Regionalliga gemacht, bei den Profis schon einen Assist, der das Siegtor gegen Hansa Rostock brachte. Bei ihm schlägt das Pendel nach oben aus, Fiel sagt: "Das ist unsere Aufgabe."

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