Süddeutsche Zeitung

Vorbereitungsturnier: Bayern - Barcelona:Ein Mini-Messi zu viel

Der FC Bayern verliert das Finale des Audi-Cups gegen Barcelonas B-Elf mit 0:2 und muss erkennen, dass bis zum Saisonstart noch ein wenig Arbeit wartet. Besonders in der Abwehr scheint die Idealformation noch nicht gefunden. Zweifacher Torschütze für die Katalanen ist ein kleiner Mittelfeldmann, der stark an einen anderen Barça-Künstler erinnert.

Es hätte ein sogenannter "Prestige-Sieg" werden können gegen all diese Künstler und Könner aus dem fernen Katalonien. Ein klitzekleines Ausrufezeichen so kurz vor dem Saisonbeginn hätten die Bayern wahrlich gut gebrauchen können, schließlich sind die Berühmtheiten aus Barcelona nicht irgendwer, sondern das wohl beste Fußballteam der Welt. Doch es wurde nichts für die Münchner, das Finale des Audi-Cups verlor die Mannschaft von Trainer Jupp Heynckes durch zwei Tore von Barças Mini-Messi Thiago Alcántara mit 0:2 (0:1).

"Wir hatten schon ein paar Chancen, wenn da einer reingegangen wäre, dann hätte es viel besser ausgesehen. Aber es war auch so ein gutes Vorbreitungsspiel. Unser System muss noch etwas perfektioniert werden," sagte Nationalspieler Bastian Schweinsteiger, der zunächst geschont und dann eingewechselt wurde. Ähnlich sah es auch Heynckes, der weitere Erkenntnisse in der Vorbereitung gewonnen haben dürfte: "Wir haben noch ein Stück Arbeit vor uns, aber wir haben hier gezeigt, dass wir schon ganz gut drauf sind."

Der neue Bayern-Coach verzichtete allerdings weitgehend auf seine geplante Elf für die erste Runde im DFB-Pokal am kommenden Montag in Braunschweig. Zudem fehlten die Flügeldribbler Arjen Robben und Franck Ribery verletzt - eine Schwächung, die sich deutlich bemerkbar machte. Die bessere B-Elf aus Barcelona zeigte sich auch ohne Weltfußballer Lionel Messi und die Weltmeister Xavi und Carles Puyol gewohnt spielfreudig und ballsicher, obwohl die Katalanen erst in drei Wochen ihr erstes Saisonspiel bestreiten.

Der erst 20-jährige Wuselmann Thiago (42./75.) war der überragende Akteur auf dem Feld und erzielte beide Treffer vor 66.000 Zuschauern in der ausverkauften Münchener Arena. Zuvor hatte sich Internacional Porto Alegre den dritten Platz durch ein 2:0 im Elfmeterschießen gegen den AC Mailand gesichert - Milans alte Herren waren bei all ihren vier Versuchen vom Punkt gescheitert. Nach dem Erfolg gegen die Italiener im Halbfinale wechselte Heynckes im Endspiel gleich auf neun Positionen - nur Rafinha und Holger Badstuber liefen gegen Barça erneut von Beginn an auf.

Zugang Jerome Boateng feierte an Badstubers Seite eine insgesamt gute Heimpremiere in der Innenverteidigung. Wegen eines Kapseleinrisses im rechten Sprunggelenk musste Robben passen, nachdem ihn Milan-Verteidiger Taye Taiwo tags zuvor rüde gefoult hatte. Der holländische Nationalspieler fällt im Pokal bei Zweitliga-Aufsteiger Braunschweig wohl ebenso aus wie Franck Ribery, sein Partner in der Flügelzange. Die beiden sollen aber spätestens zum Bundesliga-Auftakt gegen Borussia Mönchengladbach (7. August) wieder fit sein. Nach 13 Minuten nahm die Begegung Fahrt auf, als Bayerns Ersatzkeeper Jörg Butt einen Freistoß von Barcelonas wendigem Stürmer David Villa abklatschen ließ.

Im Gegenzug kam Nils Petersen nach Flanke des erstmals von Beginn an aufgebotenen Japaners Takashi Usami einen Schritt zu spät. Der Zweitliga-Torschützenkönig war stets beteiligt, wenn es einmal vor dem Tor von Barça-Keeper Victor Valdez gefährlich wurde. Barcelona bestimmte jedoch die Partie, zeigte sich spielstark wie immer und suchte immer wieder zielstrebig den Weg in die Spitze. Die Bayern liefen oft nur hinterher, trotzdem schwappte die Welle durchs Stadion.

Der japanische Dribbler Usami ließ sich davon tragen und schickte David Alaba mit einem Traumpass auf die Reise, doch der Österreicher scheiterte beim Versuch, Barcelonas Kepper Victor Valdes zu tunneln (39.). Besser machte es auf der Gegenseite Thiago, der sich im Kopfballduell gegen Diego Contento durchsetzte und zur verdienten Führung traf - und das, obwohl er nur 1,65 Meter groß ist. Durch zahlreiche Einwechslungen nach dem Seitenwechsel verlor selbst Barcelona zunächst etwas den Spielfluss, Chancen gab es nun kaum mehr.

Heynckes brachte in der Schlussphase die Nationalspieler Bastian Schweinsteiger, Toni Kroos, Thomas Müller und Mario Gomez - das Quartett konnte die Partie jedoch nicht mehr zugunsten der Bayern drehen. Im Gegenteil: Thiago setzte mit einem sehenswerten Schuss aus 20 Metern nach herrlicher Vorarbeit des Holländers Afellay den Schlusspunkt. Besser hätte es auch der große Lionel Messi, der an diesem Tag fehlte, nicht machen können.

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