Abschlussqualität

Ein wenig grummelig war die Stimmung in Hamburg ja schon gewesen. Das überraschte nicht, denn der HSV-Trainer Steffen Baumgart ist ein überzeugter Grantler – und er konnte wegen des etwas indifferenten Saisonstarts des Traditionsklubs nicht komplett zufrieden sein. Dass mit den Hamburgern im Aufstiegskampf dennoch zu rechnen ist, zeigten sie am Sonntag beim 3:0-Sieg bei Fortuna Düsseldorf: Wie viel Qualität in diesem Team steckt, war nicht zu übersehen, am wenigsten bei den Treffern. Flügelmann Jean-Luc Dompé wuchtete einen Distanzschuss ins Tor; Stürmer Robert Glatzel verwandelte einen Elfmeter lässig in die Mitte und umkurvte vor seinem zweiten Treffer Fortuna-Torwart Kastenmeier. Ansonsten profitierte der HSV von der Düsseldorfer Abschlussschwäche und von den Paraden des Torwarts Matheo Raab. Aber auch das ist ja eine Qualität. Thomas Hürner

Eins zu null
Wenn erstmals seit 14 Jahren Platz für neue Namen bei der Frage ist, wer für das Tor der deutschen Nationalmannschaft infrage kommt, müsste eigentlich Freiburgs Noah Atubolu Teil der Diskussion sein. Die groben Fakten erscheinen jedenfalls ideal: Atubolu ist 22 Jahre alt, schon länger Stammtorhüter bei einem ambitionierten Bundesligisten und war mehrmals Nummer eins der deutschen U21. Dass eine Nominierung für die A-Elf noch nicht erfolgt ist, liegt sicherlich auch an Atubolus unsteter Premierensaison. In Freiburg verwiesen sie dennoch auf die trotzdem gute Quote an Zu-null-Spielen ihres Talents. Ein solches lieferte er auch beim 1:0 in Bremen, wo seine Paraden, vor allem in der ersten Halbzeit bei einem Schuss von Felix Agu, dem Sportclub in einem drögen Spiel drei Punkte sicherten. Martin Schneider

Bruder Torschuss
Rivalitäten unter Geschwistern kommen in den besten Familien vor, zumal, wenn die Kinder nicht nur um die Zuneigung der Eltern, sondern auch im selben Metier konkurrieren. Und so schickte Keven Schlotterbeck, 27, Verteidiger beim FC Augsburg, am Freitag schon mal grinsend Grüße an Bruder Nico, 24, Verteidiger beim BVB und auch als „Bruder Leichtfuß“ bekannt. Keven hatte den FCA beim 2:1 gegen Gladbach mit einem Traumvolley in Führung geschossen, sein zweiter Saisontreffer und der siebte seit Beginn der vergangenen Spielzeit – kein anderer Bundesliga-Abwehrspieler war in diesem Zeitraum so torgefährlich, auch nicht der kleine Nico (2). Aber der sei ja jünger und könne noch an seiner Trefferquote arbeiten, sagte Keven. Am 26. Oktober kommt es in Augsburg zum Bruderduell. Johannes Schnitzler

Die weiße Bestie
Am Samstag kehrte der demissionierte Toni Kroos ins Estadio Santiago Bernabéu zurück, in Begleitung seiner Kinder sah er ein 2:0 seines Ex-Klubs Real Madrid gegen den FC Villarreal. Die Anhänger des spanischen Rekordmeisters vermissen Kroos, sie zeigten es ihm durch warmen Applaus zu Beginn der Partie. Was sie da nicht ahnten: dass sie einen anderen Spieler bald ebenfalls vermissen würden. Dani Carvajal, Rechtsverteidiger und Kapitän Reals. Bei einer Abwehraktion gegen Villarreals Yeremi Pino (oben) riss ihm das Kreuzband im rechten Knie, das Außenband, der Unterschenkelbeuger – das Bild, das sich dem Betrachter bot, war Horror der Kategorie FSK 18. Die Saison ist für den rustikalen Verteidiger gelaufen. Doch er teilte mit, nicht abwarten zu können, mit der Reha zu beginnen, „um wie eine Bestie zurückzukehren“. Javier Cáceres