Fußball-Transfers:"Für Leroy wird ein 40-Millionen-Angebot kommen"

VfB Stuttgart v FC Schalke 04 - Bundesliga

Leroy Sané hat in der Bundesliga einen steilen Aufstieg hingelegt.

(Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images)

Von Philipp Selldorf, Köln

Die spontane Aufregung, die sich auf den Tribünen bemerkbar macht, sobald Leroy Sané zum Lauf mit dem Ball startet, die lässt selbst den alten Hasen Horst Heldt, 46, immer wieder aufs Neue staunen. "Das ganze Stadion raunt, wenn er am Ball ist, so was habe ich noch nicht erlebt", sagt der Manager von Schalke 04. Es ist ja keine Frage mehr, dass Leroy Sané 2015 zu den leuchtenden Neuerscheinungen in der Bundesliga gehörte, die Frage ist jetzt vielmehr, wie sich der FC Schalke im Jahr 2016 zu verhalten gedenkt, wenn ihn andere Klubs mit Übernahmeangeboten in Versuchung bringen.

Die ersten Signale sind längst angekommen in Gelsenkirchen. "Da wird der Verein sehr stark sein müssen", sagt Heldt, der womöglich froh ist, dass er die Entscheidung nicht mehr selbst treffen muss, da er sein Amt im Sommer an den Kollegen Christian Heidel abtreten wird.

Sanés rasante Entwicklung

Dass Leroy Sané, 19, unter den vielen Talenten, die die Bundesliga bevölkern, ein Ausnahmefall ist, das sehen nicht nur die mit Vereinsbrillen ausgestatteten Schalker so. Diese Meinung vertritt auch der Bundestrainer, der Sané im November in Paris zum Debüt in der Nationalelf verhalf. Ursprünglich hatte Joachim Löw geplant, den Flügelstürmer in Horst Hrubeschs U21-Auswahl reifen zu lassen, um ihn zur Europameisterschaft 2016 in den Kader aufzunehmen. Aber dann entschied er, besser keine Zeit zu verlieren, um den schnellen Angreifer einzuführen. Dass er ihn zur EM nach Frankreich mitnehmen wollte, stand ohnehin längst für ihn fest.

Sanés erster Einsatz im Nationalteam fand wegen der tragischen Umstände an jenem Freitag, den 13., wenig Beachtung, niemand mochte seinen Auftritt kommentieren. Eine halbe Stunde hatte er als Rechtsaußen beachtlich mitgespielt, dann verbrachte er mit den neuen Kollegen eine beklemmende Nacht im Stadionkeller, bis die DFB-Delegation endlich zum Flughafen eskortiert wurde.

Da Sanés Karriere so rasend Fahrt aufgenommen hat, hat sich jetzt in Schalke niemand mehr gewundert, als der Guardian vor dem Jahreswechsel die Exklusiv-Meldung verbreitete, dass Manchester City sehr konkrete Absichten entwickelt habe, den Angreifer zu verpflichten.

Der Bericht unterscheidet sich von der üblichen Gerüchtekolportage zum Transfermarkt. Unter anderem heißt es, dass City, mutmaßlich Pep Guardiolas nächster Betreuungsfall, Sané schon beobachtet habe, als er noch mit Schalkes A-Jugend in der Uefa Youth League spielte. Im Februar 2015 stellte Sané sich schon mal in Manchester vor - im Achtelfinale der europäischen Junioren-Liga trat er auf dem Gelände des vereinseigenen, 250 Millionen Euro teuren Jugendakademie gegen den Citizens-Nachwuchs an.

Viele Klubs bangen um ihre Besten

Ein paar Wochen später steuerte er zum 4:3-Sieg der Schalker bei Real Madrid ein Tor bei, "davon reden sie heute noch bei Real", sagt Heldt, "wir wissen, dass sie ihn nicht aus den Augen verloren haben".

Was sich derzeit um Sané im Besonderen und auf dem Transfermarkt im Allgemeinen abspielt, ahnt Heldt schon seit längerem: Das englische Pfund drängt auf den deutschen Markt. "Für Leroy wird ein 40-Millionen-Angebot kommen, da bin ich mir sicher", hat der Manager prophezeit: "Die Engländer haben so viel Geld, die wissen ja gar nicht, was sie damit machen sollen."

Manchester City etwa unterhält eine Offensive, mit der man auch zwei Spitzenteams versorgen könnte: De Bruyne, Nasri, Navás, Silva, Sterling, Agüero, Bony bieten Trainer Pellegrini reiche Auswahl. Aber die wachsenden Fernsehgelder steigern die Gier nach Stars, und die Bundesliga wird für die englischen Klubs zum beliebten Warenhaus.

In Dortmund sorgt man sich um den Verbleib von Aubameyang und Gündogan, in Mönchengladbach um Xhaka, in Stuttgart um Kostic. Und Horst Heldt hofft, dass er den in England begehrten Verteidiger Matip noch für die Verlängerung des auslaufenden Vertrages gewinnen kann, damit der Verein im Wechselfall zumindest ein Schmerzensgeld bekäme. Dem Verein, der ihn ausgebildet hat, könnte Matip damit einen letzten Gefallen tun. Sané hat Heldt einstweilen für unverkäuflich erklärt.

Im Sommer wird dann wohl sein Nachfolger Heidel die Garantie überprüfen: Bilanzsanierung oder Sicherung des sportlichen Kapitals - eine Wahl, mit der sich die Bundesligisten bald häufiger beschäftigen müssen.

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