Süddeutsche Zeitung

Bundesliga-Transfer:Augsburg grüßt Amerika

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So teuer war noch kein Fußballer beim FCA: Mit der Verpflichtung des Angreifers Pepi überrascht Augsburg namhafte Mitbewerber. Der 18-Jährige soll nicht nur Tore schießen, sondern den Klub auch auf dem lukrativen US-Sportmarkt platzieren.

Von Maik Rosner

Von sagenumwobenen Märkten war schon oft die Rede, doch das Problem dieser Märkte war, dass sie eher eine Sage blieben. Der asiatische Markt galt zum Beispiel lange Zeit als Verheißung, einige Bundesligisten erhoffen sich dort langfristig immer noch gigantische Einnahmen. Für viele hat sich dieses Versprechen bisher allerdings nicht erfüllt.

Beim FC Augsburg können sie immerhin darauf verweisen, zwischendurch zumindest Teile des asiatischen Marktes erschlossen zu haben. Mehrere Südkoreaner spielten ja bereits für den kleinen FCA, und der bekannteste von ihnen, Ja-Cheol Koo, erzählte 2015, dass es von Seoul bis Busan einen regelrechten Augsburg-Hype in seiner Heimat gebe. "Der FC Bayern ist die Nummer eins der Welt, in Deutschland kommt dann aber schon der FCA", berichtete Koo.

Inzwischen befindet sich zwar kein Südkoreaner mehr im Kader des FC Augsburg, doch so ähnlich wie einst in Südkorea stellen sie sich das nun in den USA vor. Sorgen soll für die deutlich höhere Bekanntheit des FCA auf dem nordamerikanischen Markt der US-Angreifer Ricardo Daniel Pepi, 18, der wegen seiner mexikanischen Abstammung auch in Mittelamerika Beachtung findet. Am Montag bestätigte der FC Augsburg den Transfer, über den tags zuvor schon mehrere Medien berichtet hatten. Pepi unterschrieb einen Vertrag bis zum 30. Juni 2026, mit Option auf weitere zwei Spielzeiten.

Auch Wolfsburg wollte den Stürmer, selbst beim FC Bayern hat er mal ein Probetraining absolviert

Die Bezeichnung "Transfercoup" trifft in diesem Fall ausnahmsweise zu. Bei mehreren deutlich namhafteren Vereinen soll das große Talent im Gespräch gewesen sein, darunter bei Real Madrid und Ajax Amsterdam. Vor allem der VfL Wolfsburg hatte sich um Pepi bemüht, als Ersatz für den noch längere Zeit verletzten Angreifer Lukas Nmecha. Auch beim FC Bayern, Kooperationspartner von Pepis bisherigem Klub FC Dallas in der Major League Soccer (MLS), haben sie sich für ihn interessiert und mit ihm bereits vor einem Jahr ein Probetraining vereinbart. Doch wie für die Wolfsburger kam für die Münchner offenbar keine Investition im Bereich von angeblich bis zu 15 Millionen Euro Basisablöse in Frage - zumal für ein Talent, das in München erstmal nur als Ergänzung eingeplant werden könnte.

In Augsburg waren sie dagegen bereit, ihre bisher höchste Kaufsumme zu investieren, womit sie nebenbei auch Bayerns bisher teuersten MLS-Zugang der Bundesliga überboten; für den Kanadier Alphonso Davies sollen die Münchner 2019 rund zehn Millionen Euro gezahlt haben. Die Augsburger können sich ihren Rekordtransfer auch deshalb leisten, weil sie im zurückliegenden Geschäftsjahr mit einem Verlust nach Steuern in Höhe von 774 000 Euro sowie 53 Millionen Euro Eigenkapital wirtschaftlich bisher gut durch die Pandemie gekommen sind.

Zudem gilt der hochbegabte Pepi als Investition mit hoher Rendite. Als Referenzen bringt er 13 Tore aus 31 Einsätzen in der abgelaufenen MLS-Saison und drei Treffer aus sieben Länderspielen fürs US-Nationalteam mit. Dessen Chefcoach Gregg Berhalter kennt Augsburgs Geschäftsführer Stefan Reuter noch aus der gemeinsamen Zeit beim TSV 1860 München, was bei der Abwicklung des Transfers bestimmt kein Nachteil ist.

Der US-Investor Blitzer ist ein Freund des FCA-Präsidenten Klaus Hofmann

Wesentlicher für diesen Deal dürfte allerdings Augsburgs US-Investor David Blitzer gewesen sein, ein Freund des FCA-Präsidenten Klaus Hofmann. Im April war bekannt geworden, dass der Milliardär Blitzer über seine Bolt Football Holdings 45 Prozent der Anteile an Hofmanns Investoren GmbH erworben hatte, die wiederum 99,4 Prozent an der FC Augsburg GmbH und Co. KGaA hält. Schon damals hieß es, der FCA wolle den amerikanischen Markt erschließen. Das klang zunächst sagenhaft ambitioniert. Mit Pepi könnte vielleicht etwas daraus werden.

Gewonnen haben die Augsburger ihn auch deshalb für sich, weil sie ihm guten Gewissens regelmäßige Einsätze in Aussicht stellen konnten. Das liegt auch daran, dass Alfred Finnbogason, 32, zuletzt immer wieder von Verletzungen geplagt wurde, auch Sturmkollege Florian Niederlechner, 31, fiel mehrfach angeschlagen aus. Nur 17 Tore haben die Augsburger in ihren 17 Saisonspielen erwirtschaftet, nur die Abstiegskonkurrenten Bochum, Bielefeld und Fürth trafen seltener. Nebenbei ist die Zukunft von Finnbogason und Niederlechner offen, die Verträge der beiden Angreifer laufen im Sommer aus.

Von Blitzer ist übrigens der Satz überliefert: "Ich möchte, dass Augsburg um Europa mitspielt." Das wäre hilfreich für den amerikanischen und vielleicht sogar den asiatischen Markt.

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