Fußball:17 Tote bei Massenpanik in Angola

  • Unter den Opfern befinden sich nach Polizeiangaben auch mehrere Kinder.
  • Über den Grund der Panik gibt es verschiedene Angaben.
  • Laut Polizei sollen mehrere hundert Fans versucht haben, in das überfüllte Stadion zu kommen.

Eine Zuschauertragödie in Angola erschüttert den Fußball: Bei einer der schlimmsten Stadion-Katastrophen der jüngeren Vergangenheit sind bei einem Erstliga-Spiel in der Stadt Uige am Freitagabend mindestens 17 Menschen infolge einer Massenpanik ums Leben gekommen. 59 weitere Personen wurden bei dem Unglück am Rande der Begegnung zwischen Santa Rita de Cassia und Recreativo de Libolo zum Teil schwer verletzt. Unter den Opfern befinden sich nach Polizeiangaben auch mehrere Kinder.

"Dies ist eine Tragödie von nie da gewesenem Ausmaß in der Geschichte des angolanischen Fußballs", schrieb die Vereinsführung des Gäste-Teams auf der Homepage des Klubs. Angolas Staatspräsident Jose Eduardo dos Santos ordnete umgehend Ermittlungen zur Unglücksursache an: "Mein Mitgefühl gilt den Familien der Opfer. Wir werden alles tun, um die Hintergründe aufzuklären."

Nach ersten Angaben der Polizei gegenüber der französischen Nachrichtenagentur AFP hatten noch nach Anpfiff des Spiels in der nordangolanischen Stadt hunderte Fans versucht, in das bereits restlos gefüllte "Stadion des 4. Januar" zu gelangen, und damit die Panik ausgelöst. Dabei seien zahlreiche Menschen zu Boden gedrückt worden. Angaben der Behörden in Portugals früherer Kolonie zufolge sind viele Opfer zu Tode getrampelt worden oder erstickt.

Nach einer Meldung der portugiesischen Nachrichtenagentur Lusa Santa Ritas de Cassias machte Vereinschef Pedro Nzolonzio die Sicherheitskräfte für das Unglück verantwortlich. Die Polizei habe einen schweren Fehler begangen, da sie die Menge nicht vom Stadion ferngehalten habe, sagte Nzolonzi: "Viele von ihnen wollten nicht zahlen, und diejenigen, die Tickets hatten, konnten nicht rein."

Einige Zuschauer berichteten, sie hätten die tragischen Ereignisse vor dem Stadion zunächst gar nicht bemerkt. Auch Gäste-Trainer Sergio Traguil sagte der Zeitung Diario de Noticias: "Niemand im Stadion hatte eine Ahnung davon, was draußen passiert". Bilder des angolanischen Fernsehens stützen diese Aussagen. Die TV-Berichte zeigen, wie Tausende Anhänger überaus gelassen auf den unbestuhlten Rängen rund um das Spielfeld sitzen - während vor den Eingängen der Arena für Hunderte ein Überlebenskampf tobte.

Der Fußball wurde in der Vergangenheit immer wieder von schweren Stadion-Unglücken erschüttert. Ins Gedächtnis europäischer Anhänger eingebrannt ist besonders die Katastrophe im Hillsborough-Stadion von Sheffield, wo 1989 bei einem Pokalspiel des FC Liverpool gegen Nottingham Forrest 96 Fans zerquetscht wurden. Die Schuldfrage galt lange als ungeklärt. Erst 2016 entschied ein Gericht, dass die Polizei die Tragödie durch folgenschwere Fehlentscheidungen zu verantworten hatte.

Bei der bisher schlimmsten Zuschauer-Katastrophe im afrikanischen Fußball kamen 2001 in Ghanas Haupstadt Accra 126 Menschen ums Leben. Die Polizei war mit Tränengas gegen Randalierer vorgegangen, anschließend brach Panik aus. Elf Jahre später eskalierte im ägyptischen Port Said die Gewalt zwischen den auch politisch verfeindeten Fan-Lagern von Al-Masri und Al-Ahly Kairo. Menschen wurden in dem entstandenen Chaos erdrückt, stürzten von den Tribünen und erlagen Stichwunden und Kopfverletzungen. Insgesamt 74 Personen starben.

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