Fußball-Theater in Berlin:Hertha BSC entlässt Trainer Babbel

Der Berliner Fußball-Bundesligist trennt sich von Markus Babbel. Nach dem 1:1 in Hoffenheim am Samstag war der Streit zwischen ihm und der Klubführung eskaliert. Beide Seiten bezichtigen sich gegenseitig der Lüge und sprechen von Baron-Münchhausen-Geschichten. Der Nachfolger Babbels soll bereits feststehen.

Mit einer unwürdigen Debatte und gegenseitigen Vorwürfen ist die kurze Ära von Markus Babbel bei Hertha BSC zu Ende gegangen. Am Sonntag gab der Berliner Fußball-Bundesligist die sofortige Trennung vom 39 Jahre alten Chefcoach bekannt. Babbel hatte die Berliner nach deren Abstieg 2010 übernommen und binnen einer Saison zurück in die Erstklassigkeit geführt.

Babbel-Posse haelt Hauptstadt im Griff

Im Clinch mit seinem Sportdirektor: Trainer Markus Babbel, der Berlin wohl verlassen wird.

(Foto: dapd)

Nach dem 1:1 am Samstag bei der TSG Hoffenheim eskalierten die Dissonanzen zwischen dem Trainer und der Klubführung. Die Vereinsführung bezichtigte Babbel der Lüge. Der Coach kündigte an, nicht mehr mit Manager Michael Preetz reden zu wollen. Und die Mannschaft war genervt von dem seit Wochen tobenden Tohuwabohu um den Trainer.

Wer am kommenden Mittwoch auf der Hertha-Bank beim DFB-Pokalheimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern sitzen wird, ist noch unklar. Als Favorit für die nun offene Stelle wird Michael Skibbe gehandelt. Dieser betreut derzeit den türkischen Erstligisten Eskisehirspor. Für eine Freigabe müssen die Berliner eine Ablöse zahlen.

Am Samstag hatte Babbel im Pay-TV-Sender Sky erstmals öffentlich gemacht, dass er seinen Vertrag beim Hauptstadtclub nicht verlängern will. Dies hat er nach eigener Aussage vor über einem Monat dem Verein mitgeteilt.

"Die Geschichte, die er heute erzählt hat, entspricht nicht dem, was Michael Preetz Stein und Bein schwört", widersprach aber prompt Hertha-Präsident Werner Gegenbauer: "Jetzt sollte man nicht mit Baron-Münchhausen-Geschichten kommen." Das sei "ein bisschen enttäuschend, dass ich jetzt als Münchhausen hingestellt werde", entgegnete Babbel am Sonntag am Rande des Trainings in Berlin den Lügenbezichtigungen.

Der 39 Jahre alte Ex-Profi und ehemalige Nationalspieler verwies auf ein Gespräch, das er noch am Freitagabend mit Gegenbauer geführt habe. "Ich schätze den Präsidenten unglaublich", es sei aber bedauerlich, dass Gegenbauer offensichtlich benutzt werde, meinte Babbel.

Ironie bei der PK in Hoffenheim

Wochenlang schwiegen sich beide Seiten über die Zukunft des seit dem 1. Juli 2010 bei Hertha tätigen Trainers aus. Babbel sagte nichts, Preetz sagte nichts, der ganze Verein sagte nichts. Als Frist wurde der Rückrundenstart am 21. Januar auserkoren. Doch verdichteten sich die Anzeichen für einen Weggang des Bayern aus Berlin in den vergangenen Tagen.

"Ich habe mich immer daran gehalten, was mir vorgegeben wurde. Es geht darum, dass ich rechtzeitig Bescheid gegeben habe, und das war Anfang November in der Länderspielpause", erklärte Babbel nach dem Remis gegen Hoffenheim. Aus Gründen, "die ich nicht näher bringen will", habe er sich entschieden, sich zu verändern.

Nur zwei Stunden zuvor hatte Preetz betont, mit Babbel nie ein derartiges Gespräch geführt zu haben. "Da hat er vielleicht nicht richtig zugehört", bemerkte der Noch-Coach. Der Manager wiederum erklärte, er sei erst am Dienstag in Kenntnis gesetzt worden, und schloss aus, im November etwas überhört zu haben: "Wenn es um so zentrale Sachen geht, sind meine Ohren auf Empfang geschaltet."

Das peinliche Hin und Her lässt auch die seit nunmehr sechs Spielen sieglose Mannschaft nicht kalt, die vor 25.550 Zuschauern in der Rhein-Neckar-Arena durch Roman Hubnik in der 91. Minute noch einen Punkt rettete. "Ich finde das ein bisschen schade. Die Geschichte belastet logischerweise auch die Mannschaft, die kriegt das auch mit", kommentierte Christian Lell die Diskussionen um Babbel: "Unmittelbar vor so einem wichtigen Spiel ist das auch in den Köpfen."

In Hoffenheim hatten die beiden Trainer Holger Stanislawski und Babbel auf ironische Weise Einblicke in ihr Innenleben gegeben. Während Stanislawski nach dem späten Gegentreffer ohnehin sagte, er sei nicht in der Stimmung für eine Weihnachtsfeier, stellte er auch seinem Kollegen die Frage, ob dieser am Montagabend die Weihnachtsfeier von Hertha BSC Berlin besuchen werde. "Herr Babbel, glauben Sie, dass Sie da noch da sind?"

Die Antwort des Trainerkollegen: "Arschloch!" Danach umarmten sich die beiden Trainer.

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